Herbe Kritik an Umsetzung von Projekten
Vier Milliarden Menschen, viel Armut, viele Naturkatastrophen: Asien steht jenseits von Wirtschaftswundern wie in Südkorea, Taiwan und China vor vielen Herausforderungen. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) sieht sich als einer der Problemlöser. „Die ADB will die Armut in Asien und der Pazifikregion beenden“, sagt Herath Gunatilake, Direktor der Abteilung für Umweltschutz, der dpa.
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„Die ADB setzt sich für die Beendigung der Armut in Asien ein und konzentriert sich dafür auf drei Pfeiler: integratives und ökologisch nachhaltiges Wachstum sowie regionale Integration“, sagt Gunatilake. Integrativ heißt, dass alle Gesellschaftsschichten profitieren sollen. Alle Projekte würden vor einer Finanzzusage auf Umweltverträglichkeit geprüft. Trotzdem scheiden sich bei Staudämmen, Kraftwerken und anderen Großprojekten für Infrastruktur die Geister.
„Übergang zur Nachhaltigkeit“
„Die ADB konzentriert sich immer mehr auf die Unterstützung von Investitionen und Infrastruktur, die Ländern beim Übergang zur Nachhaltigkeit helfen. So haben neben anderem etwa Investitionen in saubere Energie, öffentliche Transportmittel, Wassermanagement und klimasmarte Landwirtschaft Priorität.“ Auf den Philippinen fördert die Bank etwa eine fast 700 Hektar große Windfarm in Burgos. Um Peking herum unterstützt sie den Übergang von Kohle- zur Gasnutzung in der Industrie, um die Luft etwas sauberer zu machen. Auf den Fidschi-Inseln hilft sie, die Abwasseraufbereitung zu verbessern.
Die Umweltstiftung WWF hilft der ADB seit Jahren, Umweltschutz in ihren Projekten von Anfang an zu verankern. „Operationen, die Umweltnachhaltigkeit fördern, sind von praktisch null im Jahr 2000 auf 51 Prozent 2014 gestiegen“, sagt Aaron Vermeulen, bis Ende 2015 WWF-Verbindungsmann zur ADB an deren Hauptsitz in der philippinischen Hauptstadt Manila. Auch dass die ADB versprochen hat, ihre Investitionen in Klimaschutzprojekte bis 2020 auf sechs Milliarden US-Dollar im Jahr zu verdoppeln, lobt er.
Probleme mit Umweltstandards und Sicherheit
Allerdings: „Die ADB wendet zwar die besten Standards für Umweltschutz und Sozialverträglichkeit an, aber den Kreditnehmern fehlt es manchmal an Fähigkeit und Willen, die Auflagen auch umzusetzen“, so Vermeulen.
Beschwerden gab es auf den Philippinen bei einem Kohlekraftwerk in Naga City. Die Anrainer monierten 2011 mangelnden Schutz vor hohen Emissionen von CO2 und Schwefeldioxid, die Atemwegserkrankungen auslösen können. Sie sahen ihre Fischgründe in Gefahr, weil das Wasser durch unzulängliche Aschelagerung verseucht wurde. Die ADB-eigene Kommission zur Beschwerdeprüfung gab ihnen recht und rief die ADB auf, Nachbesserungen im Projekt einzufordern.
Bei einem Eisenbahnprojekt in Kambodscha wurden Tausende Menschen in ein unzureichend erschlossenes Gebiet umgesiedelt. Auch da rügte die Kommission das eigene Haus. Sie verlangte Nachbesserungen, aber manches sei bis heute nicht umgesetzt, sagt David Pred, Direktor der Organisation „Inclusive Development International“: „Es ist eine Schande, dass die ADB sechs Jahre nachdem zwei Kinder in dem Umsiedlungsprojekt beim Wasserholen ertrunken sind, immer noch keine sichere Trinkwasserlösung für sie organisiert hat.“
„Alles marktorientiert“
„Die richtige Balance zwischen Wachstum und Umweltschutz zu finden ist eine echte Herausforderung“, räumt ADB-Mann Gunatilake ein. „Wir können uns nicht mehr so einen Ansatz wie früher leisten: Erst entwickeln, Schäden später beseitigen.“ Für Shalmali Guttal von der Organisation Focus on the Global South sind das warme Worte. Sie ist eine der schärfsten Kritikerinnen der ADB: „Die ADB redet von Umweltnachhaltigkeit, davon, Armut zu reduzieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Aber wenn man die Projekte näher ansieht, ist klar: Es ist alles marktorientiert. Die Natur und Menschen werden zu Dingen, zu Potenzial, das für Wirtschaftswachstum ausgebeutet wird“, sagt sie.
„Die ADB-Strategien berücksichtigen nicht, dass Ökosysteme und Gesellschaftsgruppen zerstört, Menschen vertrieben und die Leute arm gemacht werden.“ Ihr Rezept ist radikal: „Wir sollten uns ganz vom Ziel Wirtschaftswachstum verabschieden.“
Christiane Oelrich, dpa
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