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Delegierte fügen sich Parteidisziplin

Der Republikaner Donald Trump hat sich offenbar die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei gesichert. Die Nachrichtenagentur AP meldete am Donnerstag, der Milliardär komme inzwischen auf 1.238 Delegiertenstimmen - eine mehr als notwendig für eine direkte Nominierung auf dem Parteitag im Juli. Die Zahl nannte AP aufgrund eigener Kontakte zu den ungebundenen republikanischen Parteitagsdelegierten.

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Neben derzeit 1.150 Delegierten, die fix an Trump gebunden sind, konnte sich Trump bei insgesamt 2.472 Delegierten auch 88 Stimmen von ungebundenen Parteitagsmitgliedern sichern, die dort unabhängig über ihre Stimmabgabe frei entscheiden können. Anfang Juni kann Trump seinen Polster zudem noch weiter ausbauen, wenn bei letzten Vorwahlen noch einmal Hunderte Stimmen vergeben werden. Trump selbst sagte in einer ersten Reaktion: „Ich bin geehrt.“

„Er ist lächerlich - man kann es nicht anders sagen“

„Ich glaube, er hat einen Teil der Wählerschaft erreicht, dem die Lage in unserem Land nicht gefällt“, sagte die Vorsitzende der Republikaner im Bundesstaat Oklahoma, Pam Pollard, der Agentur. „Ich habe kein Problem damit, Herrn Trump zu unterstützen.“ Ihr Parteifreund Steve House aus Colorado verwies auf die Erfahrung des Milliardärs als Geschäftsmann. „Führungsqualitäten sind Führungsqualitäten“, sagte er, „wenn er sich mit talentierten Politikern umgeben kann, wird es gut für ihn laufen.“

Trump hatte sich zur Überraschung vieler Experten im Vorwahlkampf der Republikaner gegen 16 Konkurrenten durchgesetzt. In der Partei ist er umstritten, unter anderem wegen seiner Äußerungen über Frauen und Einwanderer. Befürworter halten ihm dagegen zugute, neue Wähler mobilisiert zu haben. Laut AP fügen sich aber viele Delegierte lediglich der Parteidisziplin. Der Delegierte Cameron Linton lässt sich sogar mit den Worten zitieren: „Er ist lächerlich. Man kann es nicht anders sagen.“

Obama vermeldet „Aufruhr“ auf G-7-Gipfel

Trump ist der einzig verbliebene Bewerber der Republikaner. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos lag er zuletzt fast gleichauf mit Ex-Außenministerin Hillary Clinton, die der Kandidatur bei den Demokraten zusehends näher rückt. Die Präsidentenwahl findet Anfang November statt. Präsident Barack Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten.

Obama meldete sich aber am Rande des G-7-Gipfels in Japan zu Wort, nachdem die Meldung über Trumps Erreichen der nötigen Delegiertenstimmen auch die Runde gemacht und für „Aufruhr“ unter den Teilnehmern gesorgt hatte, wie Obama sagte. „Sie schauen sich diese Wahl sehr genau an“, sagte Obama nach dem ersten Tag des Gipfels. „Sie sind überrascht über den republikanischen Nominierten.“ Und sie wüssten nicht, „wie ernst man einige seiner Ankündigungen nehmen muss“, und das „mit gutem Grund“.

Nichts außer „Ignoranz oder Anmaßung“

Von Trump sei bisher in geopolitischen Angelegenheiten nur „Ignoranz oder Anmaßung“ gekommen, zitierte der US-Sender ABC Obama in seiner vielleicht bisher deutlichsten Aussage zu dem Republikaner. Das liege wohl daran, „dass er an Tweets oder Schlagzeilen interessiert ist, statt wirklich zu überlegen, was es braucht, damit Amerika weiterhin sicher, gefestigt und erfolgreich sein kann“.

Wirbel um „Horrorszenario“ für EU-Kommission

Für Wirbel sorgte Martin Selmayr, Kabinettschef von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, mit einer entsprechenden Twitter-Nachricht vom G-7-Gipfel. Der Text lautete: „#G7 2017 mit Trump, Le Pen, Boris Johnson, Beppe Grillo? Ein Horrorszenario, das gut zeigt, warum es lohnt, gegen Populismus zu kämpfen.“ Vor allem Briten und Italiener empörten sich, dass der britische „Brexit“-Befürworter und der Chef der italienischen Fünf-Sterne-Bewegung in einen Topf mit den anderen geworfen wurden.

Ein Kommissionssprecher musste sich nach Selmayrs Tweet in einer Pressekonferenz minutenlang vor britischen und italienischen Journalisten zu dem Thema erklären. Fragen, ob Juncker hinter der Nachricht seines Kabinettschefs stehe, wich der Sprecher in der Pressekonferenz aus. Auch ob Johnson und Grillo aus Sicht der Kommission in die gleiche Kategorie wie Le Pen gehörten, blieb unbeantwortet.

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