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Weniger Lachs nicht nur in Chile

Chile ist nach Norwegen der zweitgrößte Lachsproduzent weltweit. Eine Blüte giftiger Algen bringt den Wirtschaftssektor aber stark in Bedrängnis. Verursacht wird die Plage von steigenden Wassertemperaturen, die das Wetterphänomen „El Nino“ im Pazifischen Ozean mit sich bringt.

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An der Küste der südchilenischen Regionen Los Lagos und Aysen haben die betroffenen Lachsfarmen ihre Zuchtanlagen. Die Algen produzieren Gift und führen zu Sauerstoffarmut im Wasser, was zum Ersticken der Fische führt. Fast 40 von insgesamt über 400 Fischfarmen sind betroffen.

Algen sprießen bei Idealbedingungen

„Die Temperaturen liegen zwei bis vier Grad über dem Durchschnitt für diese Zeit im Jahr, es gibt viel Sonnenlicht, wenig Regen und milden Wind. All das sind ideale Bedingungen für die Mikroalgen“, sagte Jose Miguel Burgos von der Fischereibehörde. Die Behörde erklärte laut „Financial Times“ („FT“) die Algenpest zwar bereits für beendet, allerdings folgte darauf eine weitere, die auch andere Meeresbewohner wie Muscheln trifft. 25 Millionen Lachse fielen der Algenpest zum Opfer, die toten Fische würden zu Fischmehl verarbeitet - die Fabriken stünden jedoch an der Grenze ihrer Produktionskapazität, hieß es.

Durch die Algenplage brach die Produktion in dem südamerikanischen Land um 18 Prozent ein, die Preise stiegen um über 50 Prozent. Insgesamt wird damit gerechnet, dass im ganzen Jahr 2016 die Produktion um bis zu ein Viertel zurückgehen wird - und das zu einer Zeit, in der auch der größte Lachsproduzent weltweit, Norwegen, mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat: Dort wird erwartet, dass die Produktion wegen Krankheitsausbrüchen zurückgeht. Das wird die globale Versorgung um bis zu zehn Prozent zurückgehen lassen.

Unbeabsichtigte Marktbereinigung?

Für die chilenische Fischindustrie bedeutet das Einbußen von 500 Millionen bis zu einer Milliarden Dollar (440 bis 880 Mio. Euro). Einige der großen Fischereifirmen sind gegen derartige Ausfälle versichert, viele aber nicht. Der Wiederaufbau der Produktion und Investitionen werden sich entsprechend schwierig gestalten, es wird erwartet, dass der Einbruch Arbeitsplätze kosten wird. Eine Bereinigung des Marktes hat aber nicht nur negative Folgen - die Industrie hatte in den letzten Jahren mit Überproduktion zu kämpfen.

Lachsfarmen gibt es seit den späten 70er Jahren in Chile. Der Wirtschaftszweig wuchs seither rapiden, das Land ist mittlerweile der zweitgrößte Lachsexporteur der Welt. 2015 wurden knapp 600.000 Tonnen Lachs ausgeführt. Die Zuchtfische sind nach Kupfer das wichtigste Exportprodukt des südamerikanischen Landes.

Mehr Krankheiten, mehr Antibiotika

Der schnelle Wachstum und wenig strenge Gesetze machen aber auch Probleme. Immer wieder haben die Fischfarmen mit Parasitenbefall und Krankheiten zu tun, der Antibiotikaeinsatz ist deutlich höher als in Norwegen. Zwischen 2008 und 2010 zerstörte ein Virus zwei Drittel der Produktion. Die jetzige Plage ruft jedenfalls Kritiker auf den Plan - sie fordern strengere Richtlinien und eine Reduktion der Zahl der Fischfarmen.

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