Workaholic und Musikgenie: 100. Todestag von Max Reger

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„Es gibt nur ein Orchester, das ich haben möchte: Meiningen“, hat Max Reger einst gesagt. Im Jahr 1911 wurde sein Wunsch Wirklichkeit, Reger übernahm die Kapelle am Hofe des Meininger Herzogs Georg II. und konnte gleichziehen mit berühmten Zeitgenossen wie Hans von Bülow oder Richard Strauss. Heute vor 100 Jahren starb Reger im Alter von nur 43 Jahren an Herzversagen.

Emotionaler Eigenbrötler

Unter anderen waren es Bülow und Strauss, die das kleine Orchester aus Südthüringen europaweit bekannt gemacht hatten. Auch Reger führte die „Meininger“ auf Tourneen durch ganz Europa. Auftritte, Proben, Komponieren, Reisen und Unterrichten forderten ihren Tribut. 1914 brach Reger bei einem Gastspiel erschöpft zusammen und gab danach das Amt des Hofkapellmeisters ab.

Max Reger

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Reger, als Sohn eines katholischen Dorfschullehrers in Brand in der Oberpfalz geboren, gilt als einer der bedeutendsten Komponisten und Musiker zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

„Er war ein Workaholic, ein Querkopf und Eigenbrötler, ein hoch emotionaler und intelligenter Künstler zugleich, der musikalisch viel einstecken musste. Reger hat immer auch polarisiert“, sagte Fabian Czolbe von der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

Neue Wege beim Kontrapunkt

Die drei „B“ - Bach, Beethoven und Brahms - waren Regers Vorbilder. Er brach Bachs Polyphonie auf und setzte eine Stimme gleichwertig gegen eine andere. Damit sei er zwar im Vergleich zu Wagner, Liszt und Berlioz gestalterisch zurückgegangen; was entstand, sei aber wieder avantgardistisch gewesen, so Czolbe.

Auch beim Kontrapunkt beschritt Reger neue Wege: Er setzte nicht nur einen, sondern gleich bis zu sechs Kontrapunkte. Er könne nur in Fugen denken, hatte Reger einmal erklärt. Seine Orgelkompositionen, darunter Orgelfantasien wie „Eine feste Burg ist unser Gott“, sind Standard in Orgelkonzerten und Gottesdiensten.

Keine Note zu viel

Reger setzte neue Maßstäbe und tat sich dennoch schwer, bei Musikern und bürgerlichem Publikum anzukommen. Seine Kompositionen galten als technisch sehr anspruchsvoll. Es stehe keine Note zu viel drin, wehrte sich Reger gegen den Vorwurf, absichtlich so schwer zu schreiben. Dazu kam manchmal eine ausufernde Länge, wie bei seinem Klavier- und seinem Violinkonzert.

Reger hinterließ ein riesiges Werk: Neben 300 Orgelwerken, die 2016 alle in Thüringer Kirchen erklingen, waren es Kammermusiken, Lieder, Chor- und Orchesterwerke, aber keine einzige Oper. Allein seine Vokalwerke kommen auf die Zahl 250. Anlässlich des 100. Todestages von Reger finden in ganz Deutschland Gedenkveranstaltungen statt.

Was die Organisatoren nicht planen konnten: Der von einem Jenaer Astronom entdeckte Kleinplanet „4347“ mit Namen (4347) Reger erreicht am 18. Dezember im Sternbild Stier seinen geringsten Abstand zur Erde.