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Keine neuen Scheine mehr

Das Ende des 500-Euro-Scheins ist besiegelt. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) entschied am Mittwoch, dass die Ausgabe der größten Euro-Banknote „gegen Ende 2018“ eingestellt wird, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Zu diesem Zeitpunkt sollen die überarbeiteten 100- und 200-Euro-Scheine eingeführt sein.

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Die in Umlauf befindlichen 500er sollen aber gesetzliches Zahlungsmittel bleiben - die Geschäfte müssen sie also weiter akzeptieren - und unbegrenzt umtauschbar sein.

„Der 500-Euro-Schein wird, wie andere Stückelungen der Euro-Banknoten, immer seinen Wert behalten und kann für einen unbegrenzten Zeitraum bei den nationalen Banken des Euro-Systems umgetauscht werden“, so die EZB. Die anderen Stücklungen vom Fünf- bis 200-Euro-Schein sollen erhalten bleiben. Im EZB-Rat reichte für die Entscheidung eine einfache Mehrheit.

Kampf gegen Kriminelle

Zum letzten Mal wurde die größte Euro-Banknote 2014 produziert. Mit der schrittweisen Abschaffung des lilafarbenen Scheins sollen Terrorfinanzierung und Schwarzgeld eingedämmt werden. EZB-Präsident Mario Draghi hatte darauf hingewiesen, dass der 500er für kriminelle Zwecke genutzt werde: „Der 500-Euro-Schein ist ein Instrument für illegale Aktivitäten.“ Die EU-Finanzminister hatten bei einem Treffen in Februar deutlich gemacht, dass sie von der EZB „angemessene Maßnahmen“ mit Blick auf den 500-Euro-Schein erwarten würden.

500-Euro-Schein wird abgeschafft

Der 500-Euro-Schein wird langfristig aus dem Verkehr gezogen und abgeschafft. Bis der 500er aber wirklich als Zahlungsmittel ausgedient hat, dürften noch viele Jahre vergehen.

Wenige Scheine, große Summen

Bisher sind etwa 600 Millionen 500er im Umlauf, das sind nur 3,2 Prozent aller knapp 18,6 Milliarden Euro-Banknoten. Allerdings stehen sie mit gut 297 Mrd. Euro für 27,8 Prozent des Werts aller Euro-Geldscheine. Der Wert der in Österreich in Umlauf befindlichen 500er liegt bei etwa 3,5 Mrd. Euro.

Eine Million Euro in 500-Euro-Scheinen wiegt etwa 2,2 Kilogramm und passt in eine Notebooktasche - die gleiche Summe in 50-Euro-Noten bringt es auf 22 Kilo und füllt eine Sporttasche. Wer illegale Einnahmen schmuggeln oder aus Geldwäschegründen ein Haus in bar kauft, nutzt den Fünfhunderter somit gern.

Ideal für Geldwäsche

Experten fordern deshalb die Abschaffung des 500ers schon lange. Bargeld sei weiterhin eines der gängigsten Geldwäscheinstrumente in fast allen Bereichen organisierter Kriminalität, stellte die EU-Polizeibehörde Europol erst vor einigen Monaten in einer Analyse fest. Diese laufe „in überwältigendem Maße traditionell“.

Praktisch alle Verbrechernetzwerke nutzen Bargeld, um die Herkunft ihrer Einnahmen zu verschleiern, diese über Landesgrenzen zu transportieren und möglichst unauffällig in die legalen Wirtschafts- und Finanzkreisläufe einzuspeisen. Bargeld ist anonym, kann blitzschnell den Besitzer wechseln und lässt sich schwer zurückverfolgen.

Kaum Beispiele in anderen Währungen

Vergleichbare Banknoten in anderen weltweit anerkannten harten Währungen wie dem Dollar oder dem britischen Pfund gibt es nicht. Vor der Einführung des Euro-Bargeldes im Jahr 2002 gehörte Deutschland etwa zu den größten Befürwortern des 500-Euro-Scheins, hat er doch etwa denselben Wert wie der einst größte D-Mark-Schein, der 1.000er. Frankreich allerdings hatte sich gegen einen so großen Schein ausgesprochen. Die höchste Franc-Note hatte nämlich nur einen Wert von umgerechnet 76 Euro.

Auch die höchste Note der Weltleitwährung US-Dollar ist lediglich 100 Dollar schwer, was etwa einem Fünftel des 500-Euro-Scheins entspricht. Dadurch wird allerdings ein Argument von Gegnern der Abschaffung gestützt: In den USA gibt es trotz der Abwesenheit großer Banknoten nicht weniger illegale Bargeldtransaktionen als in Europa.

Kritik aus Österreich

Und es gibt etliche Skeptiker: So argumentierte beispielsweise Schattenwirtschaftsexperte Friedrich Schneider von der Universität Linz, Geldwäsche laufe längst weit überwiegend bargeldlos über Scheinfirmen.

Kritik kam von Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP). „Die Argumente sind hanebüchen. Die Diskussion wird nicht ehrlich geführt. In Wahrheit geht es darum, Bargeld schrittweise abzuschaffen, um Negativzinsen leichter an die Bürger weitergeben zu können“, so Mahrer.

Zuvor hatte die Oesterreichische Nationalbank betont, dass die Abschaffung des 500 Euro-Scheines nicht bedeute, dass das Bargeld abgeschafft wird. Hinweise, dass ein Verbot des 500ers Geldwäsche und Terrorismus erschwert, gebe es nicht, sagte OeNB-Direktor Kurt Pribil in der ZIB am Mittwochabend.

Kurt Pribil, Mitglied im Direktorium der Nationalbank

Kurt Pribil erläutert die Hintergründe der Abschaffung des 500-Euro-Scheins - gibt sich aber überzeugt, dass das Bargeld auch in ferner Zukunft nicht abgeschafft werden wird.

Er hatte schon im Februar Skepsis angemeldet: „Wir wissen, dass ein Teil des Drogenhandels auch mit Bitcoins abgewickelt wird oder beispielsweise mit Diamanten.“ Viel wirksamer im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung seien die Geldwäscherichtlinien, die laufend ausgeweitet würden.

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