Seit Monaten abgeschlagen
John Kasich, letzter verbliebener republikanischer Konkurrent Donald Trumps im US-Vorwahlkampf, beendet sein Rennen um die Kandidatur für das Weiße Haus. Das bestätigte er am Mittwochabend (Ortszeit) vor Anhängern in Columbus (Ohio).
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Der Gouverneur von Ohio hatte bis zuletzt an seiner Bewerbung festgehalten, obwohl er im monatelangen Vorwahlrennen nur einen einzigen Staat geholt hatte, seinen Heimatstaat Ohio. Bei der Vorwahl am Dienstag im Bundesstaat Indiana landete er mit einer einstelligen Prozentzahl auf dem dritten Platz. Schon am Nachmittag hatten mehrere US-Medien wie CNN berichtet, dass sich Kasich zurückziehen werde. Kasich bedankte sich später via Twitter bei seinen Unterstützern.
Kasichs Strategie
Nach der Wahl in Indiana hatte bereits Ted Cruz, Senator von Texas, seinen Wahlkampf beendet. Der New Yorker Milliardär Trump hat damit bei den Republikanern keinen Konkurrenten mehr, der ihm seine Kandidatur streitig machen könnte. Formal muss Trump dennoch die Schwelle von 1.237 Delegierten überschreiten, um offizieller Kandidat der Republikaner zu werden.
Kasich hatte darauf gesetzt, dass Trump beim Parteitag in Cleveland im Juli eben nicht genügend Stimmen im ersten Wahlgang bekommen könnte. Ab dem zweiten bzw. dritten Wahlgang sind die Wahlmänner von den Ergebnissen in ihren Bundesstaaten entbunden und können mehr oder weniger frei entscheiden.
„Wir haben alles gegeben“
Kurz zuvor hatte Cruz eingestanden, dass ihm der Weg zur Kandidatur verbaut sei. „Wir haben alles gegeben, was wir hatten, aber die Wähler haben sich für einen anderen Weg entschieden“, begründete der konservative Senator seinen Ausstieg in einer Rede in Indianapolis. Deshalb stelle er „mit schwerem Herzen“ seine Kampagne ein. Cruz hatte zwar schon vor der Abstimmung in Indiana keine rechnerische Chance mehr, Trump in den Vorwahlen noch einzuholen. Doch hatte er darauf gesetzt, mit einem Sieg in dem Staat im Mittleren Westen den Siegeszug seines Rivalen bremsen zu können.
ORF-Korrespondentin Veit aus Washington
ORF-Korrespondentin Hannelore Veit berichtet aus Washington, was die Faszination Donald Trump ausmacht und ob sich abschätzen lässt, wie das Match Hillary Clinton gegen Trump ausgehen wird.
Cruz’ Rechnung geht nicht auf
Auch Cruz’ Plan war, den Quereinsteiger aus der Geschäftswelt im weiteren Verlauf der Vorwahlen bis Juni am Erreichen der absoluten Mehrheit der Delegiertenstimmen zu hindern, die für die Nominierung beim Parteitag im Juli benötigt werden. Auf diese Weise wollte er dort eine Kampfabstimmung erzwingen.
Diese Hoffnungen wurden allerdings durch den Ausgang der Wahl in Indiana zerschlagen: Trump erreichte 53 Prozent der Stimmen, Cruz landete abgeschlagen bei 37 Prozent. Trump hat nach dem Sieg in Indiana mehr als 85 Prozent der Delegiertenstimmen, die er für seine Nominierung braucht, eingesammelt. Nach Schätzung von CNN hat er nun mehr als 1.050 Delegierte hinter sich, die Schwelle liegt bei 1.237.
„Und wir werden hoch gewinnen“
Trump richtete in seiner Siegesrede im Hochhauskomplex Trump Tower in New York bereits den Blick auf die Präsidentschaftswahl im November: „Wir werden im November gewinnen - und wir werden hoch gewinnen.“
Zugleich kündigte Trump an, dass er die republikanische Partei nach dem erbitterten Vorwahlkampf der vergangenen Monate wieder einen wolle. Parteichef Reince Priebus bezeichnete Trump bereits als den „anzunehmenden“ Kandidaten. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, Hillary Clinton zu besiegen“, schrieb Priebus im Kurznachrichtendienst Twitter.
Gegenüber seinem Rivalen Cruz gab sich Trump überraschend versöhnlich und gratulierte ihm zu seinem Wahlkampf. Der Senator habe noch eine „großartige Zukunft“ vor sich.
Clinton erneut hinter Sanders
Damit stehen die Zeichen auf ein Duell zwischen Trump und der früheren Außenministerin Clinton. Sie stand schon vor der Wahl in Indiana so gut wie fix als Kandidatin der Demokraten fest. In der vergangenen Runde musste sie allerdings erneut eine Niederlage gegen ihren Rivalen Bernie Sanders hinnehmen. Trump ist auch laut Clinton bereits ihr fixer Gegner. Auf Twitter rief sie die Amerikaner auf, mitzumachen, wenn sie verhindern wollten, dass er der nächste Präsident wird.
Clinton verlor auf ihrem Weg zur Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten in Indiana entgegen allen Umfragen mit etwa fünf Prozentpunkten Abstand auf Sanders. Clinton hat allerdings bereits mehr als 90 Prozent der Delegiertenstimmen für ihre Nominierung erreicht. Laut CNN lag sie zuletzt bei etwas über 2.000 Stimmen, insgesamt braucht sie 2.383.
Clinton schätzte Trump indes als unberechenbar und gefährlich ein. „Ich werde nicht gegen ihn kämpfen, ich kämpfe meinen eigenen Kampf“, sagte Clinton gegenüber CNN. Es sei Trumps Entscheidung, ob er seine negative, beleidigende Kampagne fortsetzen wolle. Wenn der „dröhnende“ Trump persönlich werden und sie auf ihr Privatleben ansprechen wolle, sei sie gut vorbereitet, sagte Clinton. „Er wäre wirklich nicht der Erste, der das tut.“
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