Mateschitz: Servus-TV-Betriebsratsidee „nicht dienlich“

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Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz hat gestern bestätigt, dass Initiativen zur Gründung eines Betriebsrats bei Servus TV mit dem Aus des Senders zusammenhängen. „Dass diese Vorgehensweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation nicht gerade dienlich war, ist evident“, erklärte er in einem Statement gegenüber der APA.

So richtig klar ist derzeit indes nicht, wer eigentlich einen Betriebsrat gründen wollte. Zu hören war von einer Rundmail, in der eine Abstimmung darüber vorschlagen worden sei. Die Mail sei von einer externen Mail-Adresse gekommen und habe Mateschitz empört.

„Nachhaltig beschädigt“

In seiner Stellungnahme sprach Mateschitz nun davon, dass der Betriebsrat „anonym, unterstützt von Gewerkschaft und Arbeiterkammer“ zustande gekommen wäre. Doch „Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Unbeeinflussbarkeit insbesondere durch politische Parteien, egal welcher Richtung, war von Anfang an ein tragender Pfeiler von Servus TV“, so Mateschitz. Eine Betriebsratsgründung hätte das auf diesem Wege „nachhaltig beschädigt“.

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Gewerkschafter „entsetzt“

Gewerkschaft und Arbeiterkammer (AK) reagierten „fassungslos und entsetzt“ auf die Aussagen von Red-Bull-Chef Mateschitz. „Die jetzt an den Tag gelegte Haltung ist eines Herrn Mateschitz nicht würdig“, sagte Gerald Forcher, Geschäftsführer der GPA-djp Salzburg. „Wir leben in Österreich und nicht auf irgendeiner Bananenrepublik.“

„Was soll an der Vorgehensweise, über Betriebsratswahlen nachzudenken, nicht dienlich sein?“, fragt AK-Präsident Siegfried Pichler in der gemeinsamen Aussendung mit Forcher. Ihm platze der Kragen, wenn so über die betriebliche Mitbestimmung gedacht werde. Sich gewerkschaftlich zu organisieren sei ein Grundrecht.

„Wollen und brauchen keinen Betriebsrat“

Über 200 Mitarbeiter des vor dem Aus stehenden Fernsehsenders Servus TV unterschrieben einen offenen Brief, in dem sie sich gegen einen Betriebsrat aussprechen. „Die anonyme Umfrage über die mögliche Gründung eines Betriebsrates unterstützen wir - und das ist die überwältigende Mehrheit aller Mitarbeiter von ServusTV - ausdrücklich nicht“, heißt es in dem der APA vorliegenden Schreiben.

„Wir wollen und brauchen keinen Betriebsrat“, halten die Mitarbeiter fest. „Darüber hinaus verbitten wir uns ausdrücklich jedwede (auch gewerkschaftliche) Einmischung und Stellungnahme von außen.“ Ihnen sei kein Unternehmen bekannt, das einen derart sozialen und loyalen Umgang mit seinen Mitarbeitern pflegt, wie Servus TV bzw. Red Bull. Es gebe zudem mehrere Hinweise, dass die anonyme Initiative womöglich von außerhalb des Unternehmens angestoßen wurde.

„Keine wirklich positive Entwicklung“

Laut Servus-TV-Aussendung ließ „die aktuelle Markt- und Wettbewerbssituation keine wirklich positive Entwicklung erwarten“. Die Entscheidung zur Schließung des Senders sei zudem durch „die Veränderungen am globalen Medienmarkt“ bestärkt worden. Den „genauen Zeitplan“ für die Einstellung des Servus-TV-Betriebs „werden wir professionell und gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und Partnern erarbeiten“, hieß es ergänzend aus der Pressestelle des Senders.

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