Finanzbranche vor Umbruch?
Die Europäische Zentralbank (EZB) will die digitalen Verfahren unter die Lupe nehmen, die der virtuellen Währung Bitcoin zugrunde liegen. „Wir sind sicherlich offen für neue Technologien und haben wie andere Marktteilnehmer einige experimentelle Arbeiten gestartet“, sagte EZB-Direktor Yves Mersch Ende April in Frankfurt.
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Die EZB wolle untersuchen, ob die auch als Distributed Ledger Technology (DLT) bekannte Blockchain-Technologie, auf der die Cyberwährung beruht, auch von den Notenbanken der Euro-Zone eingesetzt werden könne. Bitcoins sind eine rein virtuelle Währung, die an speziellen Börsen gehandelt wird. Viele Finanzexperten trauen solchen virtuellen Bezahlsystemen große Zukunftschancen zu. Banken könnte dadurch neue Konkurrenz erwachsen.
Auch Großbanken testen DLT-Systeme
Möglich wurde Bitcoin durch die Entwicklung von Technologien, mit denen im digitalen Zahlungsverkehr Geschäfte zwischen Nutzern aufgezeichnet werden können, ohne dass dabei eine zentrale Stelle jede einzelne Transaktion legitimieren muss. Dabei funktioniert DLT wie eine geteilte Datenbank, die ein öffentlich geführtes Kontobuch gestattet. Inzwischen setzen auch einige Brokerfirmen diese Technologien ein. Eine Reihe von Großbanken, darunter HSBC und Citi, testeten bereits Systeme für den Anleihenhandel, die auf diesen Verfahren beruhen.
Noch viele offene Fragen
Ein rascher Einsatz der neuen Technologie durch Notenbanken steht Mersch zufolge aber nicht an. Es müsse noch viel mehr nachgedacht werden über die mit DLT verbundenen Fragen und die Folgen für die Geldpolitik, sagte der EZB-Direktor.
Das Blockchain-Prinzip habe Beobachtern zufolge durchaus das Potenzial, für mehr Sicherheit im Internet und speziell in der Finanzindustrie zu sorgen. Im Bitcoin-System ist die Blockchain eine verschlüsselte Datenbank, in der alle Transaktionen gespeichert werden. Dabei werden neue Informationen wie weitere Blöcke in chronologischer Reihenfolge an die Kette vorheriger Daten angehängt - daher auch der Name (etwa: Kette von Blöcken).
Die Blockchain wird auf jeden Computer geladen, der dem System beitritt, damit er neue Blöcke generieren und sie erweitern kann. Informationen werden damit dezentral in vielfacher Ausführung und abgeglichen - sie können damit nicht an einer Stelle manipuliert werden.
Wachsende Datenmengen
Mit Blockchain wird aber nicht nur in der klassischen Finanzbranche bereits heftig experimentiert. Experten sehen darin auch Potenzial für verschiedene Bereiche, in denen Datensicherheit besonders wichtig ist - etwa im Gesundheitswesen. Eine Schwäche des Konzepts ist, dass mit der Zeit immer größere Datenmengen umgeschlagen werden müssen, weil die Kette ständig wächst.
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