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„Sache ein für alle Mal klären“

Nach langem Ringen hat sich der australische Unternehmer Craig Wright dafür entschieden, aus der Deckung zu gehen und sich als Erfinder der Digitalwährung Bitcoin zu outen. In seinem Blog und gegenüber mehreren Medien bestätigte Wright die zuletzt zunehmenden Spekulationen, dass er hinter dem seit 2008 für den Bitcoin-Erfinder stehenden Pseudonym Satoshi Nakamoto steckt.

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„Ich wollte keine Öffentlichkeit, aber ich will jetzt, dass die Sache ein für alle Mal geklärt ist“, sagte Wright gegenüber dem britischen „Economist“. Wright wurde vor mehreren Monaten mit Verweis auf durchgesickerte Dokumente erstmals als möglicher Bitcoin-Erfinder genannt. Zunächst kommentierte er diese Spekulationen allerdings nicht. Nachdem sich in den vergangenen Jahren mögliche Spuren zu Satoshi Nakamoto immer wieder im Sand verlaufen hatten, untermauerte Wright seine Behauptung nun mit laut Experten stichfesten Beweisen.

Porträt von Craig Steven Wright

Public Domain

Craig Wright ist eigenen Angaben zufolge der Erfinder von Bitcoin

Verweise auf „erste Bitcoin-Transaktion“

Der 45-Jährige habe seine Identität mit einem kryptografischen Schlüssel bestätigt, mit dem ein Teil der allerersten Bitcoins erschaffen wurde. Die BBC verwies in diesem Zusammenhang auf zehn im Jänner 2009 versendete Bitcoins. Es habe sich um die „erste Bitcoin-Transaktion“ überhaupt gehandelt, so Wright laut BBC.

Ungeachtet dessen gab das US-Nachrichtenmagazin „Newsweek“ bereits zu bedenken, dass Nakamotos wahre Identität wohl nie „ohne begründete Zweifel“ enttarnt werden könne. Der deutschen „Zeit“ zufolge gebe es diesmal aber sehr wohl Hinweise, „die tatsächlich für Craig Wright sprechen“. Die Wochenzeitung erwähnt ein Treffen Wrights mit Bitcoin-Entwickler Gavin Andresen in London. Andresen habe dabei erkannt, dass er jener Satoshi sei, „mit dem er in den Jahren 2010 und 2011 kommuniziert hatte“.

Wright selbst reagierte im BBC-Interview mit einem Schulterzucken auf die dennoch verbliebenen Zweifler: „Manche Leute werden es glauben, manche nicht. Und um ehrlich zu sein, mir ist es egal.“

Japanischer Philosoph als Inspirationsquelle

Wright selber bedankte sich in seinem Blog bei den Unterstützern des Bitcoin-Projekts. Gleichzeitig kündigte er an, das Projekt zusammen mit einer „außergewöhnlichen Gruppe“ weiterverfolgen zu wollen: „Satoshi ist tot“ - „aber das ist erst der Anfang.“ Als Inspirationswelle für das Pseudonym Satoshi Nakamoto nannte Wright einen japanischen Philosophen aus dem 17. Jahrhundert namens Tominaga Nakamoto. Die Jagd nach dem Bitcoin-Erfinder führte 2014 auch zu Dorian Satoshi Nakamoto nach Kalifornien. Tagelang wurde das Haus des mittlerweile 66-Jährigen belagert - das Rätsel um den „virtuellen“ Satoshi Nakamoto wurde damals dennoch nicht gelöst.

Wright war bereits als Bitcoin-Experte bekannt und hatte auch den Aufbau einer Bank für die Digitalwährung angekündigt. Der Supercomputer „Tulip Trading“ seiner Firma DeMorgan gehört zu den leistungsstärksten der Welt. Um Bitcoins zu erzeugen, ist viel Rechenleistung nötig. Bei einem öffentlichen Auftritt im Oktober stammelte Wright auf die Frage, seit wann er sich mit Bitcoin beschäftige: Er sei schon länger involviert und versuche, unter dem Radar zu bleiben.

Hausdurchsuchung im Dezember

Die virtuelle Währung Bitcoin war 2009 als Antwort auf die Finanzkrise erfunden worden - als eine von Staaten, Zentralbanken und anderen Finanzinstituten unabhängige Währung. Bitcoins werden in einem aufwendigen Verfahren auf Computern erzeugt und können dann im Netz auch für Dollar und für Euro gekauft werden. Medienberichten zufolge sollen allein dem Bitcoin-Erfinder eine Million Bitcoins im aktuellen Gegenwert von rund 400 Millionen Euro gehören.

Wohl aus diesem Grund riefen die ersten Spekulationen über Wright im Dezember auch die australische Polizei und Steuerbehörde auf den Plan. Im Dezember durchsuchten Beamte das Büro und das Haus von Wright in Sydney. In Australien wird seit Langem darüber debattiert, wie Bitcoins steuerlich behandelt werden. Das Finanzamt hatte entschieden, sie als Vermögenswert und nicht als Währung anzusehen.

Der Ruf von Bitcoin erlitt unterdessen bereits mehrfach Kratzer. Unter anderem verschwanden Hunderttausende „Münzen“ von der Plattform MtGox, bei der Bitcoins in echte Währungen getauscht werden konnten. Zudem stellte sich heraus, dass unter anderem auf dem illegalen Onlinehandelsplatz Silk Road Drogen mit Bitcoins gekauft wurden.

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