FPÖ sieht „historisches Ergebnis“
„Heute wurde Geschichte geschrieben“, hat FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache über den deutlichen ersten Platz des FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer bei der Präsidentschaftswahl gesagt. Es sei ein „politisch neues Zeitalter aufgeschlagen“. Strache zeigte sich überzeugt, dass Hofer „nicht nur die Zwischenbestzeit schafft, sondern auch das Finale“.
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Das Ergebnis sei auf die Person und Persönlichkeit Hofers zurückzuführen. Auch FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl sieht „ein sensationelles Ergebnis für Norbert Hofer und ein historisches Ergebnis für die FPÖ“. Das Wahlergebnis sei ein eindeutiges Statement der Wähler, dass sie einen Bundespräsidenten mit einem anderen Amtsverständnis in der Hofburg wollen.

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Für Strache wurde ein „politisch neues Zeitalter aufgeschlagen“
Hofer habe im Wahlkampf klargemacht, dass er Klartext rede und ein Korrektiv zur Regierung sein wolle. Zur Frage, ob es ein Erfolg Hofers oder der FPÖ sei, meinte der Generalsekretär, Hofer sei immer als Kandidat der FPÖ ins Rennen gegangen und habe sich im Gegensatz zu anderen nicht verstellt. Hofer habe die Positionen der FPÖ von der direkten Demokratie bis zur EU-Kritik ausführlich dargelegt.
Hofer für Grüne „FPÖ-Marionette“
Die grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig bezeichnete Hofer als „eine FPÖ-Marionette“, die Neuwahlen und einen Wahlsieg von Heinz-Christian Strache erzwingen wolle. Äußerst negativ überrascht habe sie der Vorsprung Hofers auf die Kandidaten von SPÖ und ÖVP. Dies sei sicherlich das Ergebnis der Positionierung der Regierungsparteien in Richtung FPÖ-Kurs, wovon einzig die Freiheitlichen profitiert hätten, meinte die Grünen-Chefin. Sie gab sich aber optimistisch: „Die Chance ist intakt, die Karten sind neu gemischt.“
ÖVP „natürlich enttäuscht“
Für ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald ist das schlechte Ergebnis „natürlich enttäuschend, aber zu respektieren“. „Die Österreicherinnen und Österreicher haben entschieden“, so McDonald. Dem eigenen Kandidaten - der die Stichwahl deutlich verfehlte - stärkte McDonald den Rücken: Khol „verdient unsere volle Anerkennung und Respekt“. Er habe „ohne zu zögern Verantwortung übernommen und vier Monate mit vollem Einsatz und Herzblut wie ein Löwe um jede Stimme gekämpft“, meinte McDonald.
„Wir haben heute einen Erdrutsch erlebt, der die gesamte politische Mitte in Österreich nachdenklich stimmen muss“, befand McDonald mit Blick auf das starke Ergebnis für Hofer. Es zeige sich klar, dass die Sorgen der Menschen in unsicheren Zeiten groß seien. „Die Motive werden genau zu analysieren sein.“ Die ÖVP werde für die Stichwahl voraussichtlich keine offizielle Wahlempfehlung abgeben. „Wir bauen auf die Eigenverantwortung“, sagte McDonald.
Lopatka sieht Schuld bei Umfragen
ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner ging nicht davon aus, dass die schwere Niederlage bei der Präsidentschaftswahl personelle Konsequenzen in der ÖVP auslösen werde. Die Niederlage Khols sei auf eine „Grundstimmung gegen das gesamte politische Establishment“ zurückzuführen. „Das Ergebnis ist bitter, es ist natürlich enttäuschend. Andreas Khol hat nie eine faire Chance bekommen in diesem Wahlkampf“, sagte auch ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka. Die Umfragen seien an der Grenze zur Manipulation gelegen, das habe ja auch den SPÖ-Kandidaten Rudolf Hundstorfer betroffen, meinte er vor Journalisten.

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Enttäuschung bei ÖVP und SPÖ über das „bittere“ Ergebnis
Den Triumph Hofers führte er darauf zurück, dass Proteststimmen leichter zu lukrieren seien. An diesem Tag sei das aber in einem Ausmaß geschehen, das niemand vorhergesehen habe. Neuwahlen schloss Lopatka aus: „Davon gehe ich nicht aus.“ Es gelte nun jedoch, etwa im Asylbereich weitere Maßnahmen zu ergreifen, wobei der schwarze Klubobmann etwa „nächste Schritte“ bei der Mindestsicherung forderte: „Hier explodieren die Kosten.“
Pröll: „Überraschendes Ergebnis“
ÖVP-Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter wollte sich zu dem Wahlergebnis öffentlich nicht äußern. Familienministerin Sophie Karmasin ging vor allem mit den Umfrageinstituten scharf ins Gericht. Es sei schon die dritte Wahl in Folge, die völlig anders ausgehe als prognostiziert. Sie kritisierte, dass mit Umfragen Politik gemacht werde.
Erwin Pröll, der niederösterreichische Landeshauptmann und Landesparteiobmann der ÖVP, verwies darauf, dass Khol im Vergleich zu allen anderen Bundesländern in Niederösterreich zumindest das beste Landesergebnis geholt habe. „Das vorliegende Ergebnis ist für mich schon überraschend, vor allem in diesem Ausmaß. Das Ergebnis ist aber auch Höhepunkt einer Entwicklung, die viele seit Langem spüren“, so Pröll - mehr dazu in noe.ORF.at.
Faymann will Van der Bellen wählen
Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) zeigte sich „natürlich enttäuscht“ über das Ergebnis: „Ich habe mir mehr erwartet und bin traurig darüber (...)“ Personelle Konsequenzen werde es allerdings nicht geben. „Ich gehe davon aus, dass wir personell gut aufgestellt sind.“ Das Ergebnis sei jedoch eine „klare Warnung an die Regierung, dass wir stärker zusammenarbeiten müssen“. Er selbst sieht sich als Parteichef nach wie vor fest im Sattel: „Ich spüre eine sehr breite und starke Unterstützung.“ In der Stichwahl will er genauso wie SPÖ-Kanzleramtsminister Josef Ostermayer Van der Bellen als einen „Mann des Ausgleichs“ wählen.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid sprach in einer ersten Reaktion ebenfalls von einer „sehr schmerzlichen Niederlage“. Inhaltlich werde es Konsequenzen geben. „Das ist eine Niederlage, für die wir auch Verantwortung als Gesamtpartei übernehmen“, sagte Schmid. Das schlechte Abschneiden begründete er damit, dass „die Menschen der Darstellung des politischen Establishments eine Abfuhr erteilt haben“. Es handle sich allerdings nicht um eine „Watsche für die Regierung, denn die Regierungspolitik ist etwas anderes“.
Hundstorfer habe „sein Bestes gegeben“. Man müsse die Botschaft, die von den Menschen kommt, sehr ernst nehmen und stärker auf Themen wie soziale Gerechtigkeit und Mindestlöhne setzen, die durch das Flüchtlingsthema verdeckt worden seien. Für die Stichwahl werde es keine Wahlempfehlung geben, „die Bevormundung der Wähler ist nicht der richtige Weg“, so Schmid.
„Am Ergebnis noch lange kiefeln“
Zerknirscht zeigte sich am Sonntagabend auch SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder: „Das ist sicher ein Ergebnis, an dem wir noch lange kiefeln werden.“ Die Gründe dafür sieht er in der internationalen Themenlage: „Wahrscheinlich hat die Polarisierung für die Kandidaten der Mitte, wie es Rudolf Hundstorfer war, wenig Chancen gelassen.“ Hundstorfer sei kein Vorwurf zu machen. Konsequenzen für die Arbeit der Koalition schloss Schieder vorerst aus, er befand jedoch: „Ich glaube, es ist für die Regierung keinesfalls eine Unterstützung.“

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Die Opposition richtet den Blick bereits auf die Stichwahl
Ein „trauriges Debakel“ ist das Ergebnis für den Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ). Damit müsse man sich ernsthaft auseinandersetzen - mehr dazu in wien.ORF.at. Scharfe Kritik kam von der Sozialistischen Jugend (SJ). Das Ergebnis sei eine Abwahl der Politik von SPÖ-Chef Bundeskanzler Werner Faymann und seines Verteidigungsministers Hans Peter Doskozil. Nicht Hundstorfers, sondern Faymanns politischen Kurs sei abgestraft worden, meinte SJ-Vorsitzende Julia Herr. Faymann glaube, mit einer „Politik aus Notstand und Zäunen der FPÖ das Wasser abgraben zu können“, und es sei klar gewesen, dass das schiefgehen müsse.
NEOS setzt auf Van der Bellen
„Österreich hat die Nase gestrichen voll vom rot-schwarzen Machtkartell“, sagte NEOS-Chef Matthias Strolz. Nun werde sich in der Stichwahl entscheiden, ob der Mut oder die Wut stärker sei. Im ORF-Interview sprach er sich jedenfalls für eine Unterstützung Van der Bellens in der Stichwahl aus.
Team Stronach: „Überrascht, aber glücklich“
Team-Stronach-Klubchef Robert Lugar zeigte sich über den deutlichen Abstand des FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer „überrascht, aber glücklich“. „Das lässt für die Stichwahl hoffen, dass Hofer Bundespräsident wird“, so Lugar. Hofer habe im Wahlkampf auf die richtigen Themen gesetzt.
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