Trauer in „Purple“
Dass Prince nicht einfach nur irgendein 80er-Jahre-Popstar war, sieht man an den Reaktionen auf seinen Tod. Die Sozialen Netzwerke tragen Trauer - wenn auch nicht Schwarz, sondern Lila.
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So ist etwa ein häufig geteiltes Sujet das neue Cover des „New Yorker“ - ganz in Lila, in verschiedenen Schattierungen, samt stilisierten Regentropfen, die hier ganz nach Tränen ausschauen. Prince’ erfolgreichstes Album hieß „Purple Rain“ - die gleichnamige Single-Auskoppelung daraus wurde zur traurig-aufgekratzten Hymne einer ganze Generation. Das spiegelt sich allerorten auf Facebook wider. Viele User haben ihr Profilbild durch eine lila Fläche ersetzt.

Screenshot von Facebook der Seite The New Yorker
Der „New Yorker“ - im lila Regen
„Purple Rain“ - live 1983
Prince und das Urheberreicht - das war ein Thema für sich, mit dem man ganze Doktorarbeiten füllen könnte. Mit den Plattenfirmen überwarf er sich. Viele Alben stellte er ins Netz - aber nur dort, wo er wollte, darauf achtete er mit Argusaugen. Auf YouTube gibt es deshalb kaum Originalvideos bzw. -songs. Allerdings blieben einige Liveaufnahmen und Fernsehauftritte online. Spitzenreiter auch hier in Sozialen Netzwerken: „Purple Rain“ - was sonst.

ORF.at/Simon Hadler
Fandevotionalien auf Facebook
Der Song findet sich auf YouTube in einer 13-minütigen Version, bei einem Konzert in Minneapolis 1983 - also ein Jahr vor Erscheinen des Albums, mit jener sensiblen Urkraft vorgetragen, die Fans an den Balladen von Prince so lieben. Das Besondere daran: Diese Version ist die Originalversion - genau diese Aufnahme schaffte es mit ein wenig Nachbearbeitung auf das legendäre Album. Der schlichte Kommentar vieler Fans: R.I.P. (Ruhe in Frieden). Hier wird der Clip zur Sicherheit nicht geteilt - aber er ist leicht zu finden.
Interview mit schüchternem 19-Jährigen
Ebenfalls oft geteilt wird ein TV-Interview mit Prince, als er erst 19 Jahre alt war - also lange vor seinem großen Durchbruch. Die Haare gewellt und mittellang und so schüchtern wie ein 13-jähriger Schulbub bei seiner ersten Verabredung. Prince bringt kaum ein Wort heraus, aber an dem wenigen, das der Interviewer und er sagen, kann man erkennen, dass er schon ganz der Prince war, den man später noch kennenlernen sollte.

Screenshot von Facebook der Seite von Doug Jones
Der schüchterne Prince im Interview
Warum er schon als 15-Jähriger Angebote für Plattenverträge abgelehnt habe, wird er da gefragt. Prince haucht seine Antwort, dass sie ihn nicht alles alleine machen lassen wollten, ins Mikro. Das Publikum lacht. Auf die Frage, wie viele Instrumente er spielt, folgt Schweigen - offenbar zählt er im Kopf Instrument für Instrument zusammen - bis er aufgibt und mit „thousands“ einen Witz versucht.

Screenshot von Facebook der Seite Spiegel Online
Tausende teilen und liken Abschieds-Memes
Der kleine Prinz
Von Videos und von Privatfotos mit Fandevotionalien abgesehen werden zahlreiche Bilder geteilt. Manches ist wahllos aus dem Netz kopiert, aber oft werden Memes von Medien geteilt, etwa vom „Spiegel“. „I never meant to cause you any sorrow. I never meant to cause you any pain“ - diese Textzeile aus „Purple Rain“ findet sich dort über einem schwarzen Bild, das aussieht, als wäre es schon mit Trauerflor für den Todesfall aufgenommen worden. Ebenfalls oft geteilt: ein Bild, das Prince als den kleinen Prinzen aus dem gleichnamigen Buch zeigt. Angesichts seiner 1,58 Meter Körpergröße könnte man das auch als Respektlosigkeit missverstehen.
„Bitte sag, dass es nicht wahr ist“
Aber nicht nur im Internet feiern Fans ihren Star. In den USA wurden über Nacht zahlreiche Gebäude lila beleuchtet. Die BBC hat eine Sammlung von entsprechenden Bildern online gestellt. Auf Twitter - unter dem Hashtag „#PurpleTears“ - bekundeten zahlreiche Fans, Prominente und Weggefährten des Künstlers ihr Beileid.
„Bitte sag, dass es nicht wahr ist. Du warst ein Genie“, twitterte etwa das Model Naomi Campbell. Robbie Williams schrieb: „Nein, nein, nein. Ruhe in Frieden, Du Genie.“ „Danke dafür, dass Du uns so viel gegeben hast“, schrieb Sängerin Katy Perry in dem Kurznachrichtendienst. Die Welt habe „sehr viel Magisches“ verloren.
US-Präsident Barack Obama würdigte Prince als „kreative Ikone“. „Wenige Künstler haben den Sound und die Richtung der Popmusik so deutlich beeinflusst und so viele Leute mit ihrer Kunst berührt“, so Obama. „Er war ein virtuoser Instrumentalist, ein brillanter Bandleader und ein elektrisierender Bühnenkünstler.“
MC Hammer: Prince ging „zu früh“
„Prince war brillant und größer als das Leben. Was für ein trauriger Tag“, sagte US-Talkmasterin Ellen DeGeneres. „Er hat die Welt verändert. Ein wahrer Visionär. Was für ein Verlust. Ich bin am Boden zerstört“, so Madonna. Prince sei „zu früh“ gegangen, twitterte der US-Rapper MC Hammer. „Ich habe diesen Mann geliebt.“ Sein Tod sei einfach nicht zu verstehen. Auch Chelsea Clinton, die Tochter von Bill und Hillary Clinton, bekundete ihre Trauer: „Danke, Prince. All meine Gedanken und Gebete sind mit allen, die Dich geliebt haben“ - mehr dazu in oe3.ORF.at.
Spike Lee feierte Prince mit Straßenfest
„Ich vermisse meinen Bruder“, schrieb der Regisseur Spike Lee, der Prince als Mann mit „großartigem Humor“ würdigte, auf Twitter. Lee feierte Prince mit einer spontanen Straßenparty in New York. „Wir sind alle fassungslos über seinen plötzlichen Tod, aber er ist hier bei uns in spiritueller Form“, sagte Lee am Abend dem TV-Sender CNN. „Wir lieben ihn.“ Der Filmemacher („Malcolm X“), der mit Prince für einen Kurzfilm zusammengearbeitet hatte, trug bei der Feier im Stadtteil Brooklyn einen lilafarbenen Pullover - in Anlehnung an „Purple Rain“. Mehr als 5.000 Menschen seien seinem Aufruf zu der Gedenkparty in Sozialen Netzwerken gefolgt, sagte Lee.
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Fans tanzen zu Prince-Songs
Videos im Internet zeigen, wie Prince-Fans zu Hits wie „Let’s Go Crazy“ tanzten und sangen - orchestriert von Regisseur Spike Lee im lila Pulli.
Minneapolis im Ausnahmezustand
Am meisten aber trauert wohl Minneapolis, die Stadt, der Prince immer die Treue hielt. Ein lokaler Radiosender spielte nach der Todesnachricht ausschließlich Musik des Sängers. Brücken und zahlreiche andere Gebäude werden in Gedenken lila angestrahlt, und am Sonntag sollen die Glocken des Stadtturms eine halbe Stunde lang Prince-Songs spielen. Der Musikclub „First Avenue“ organisierte eine spontane Gedenkfeier. „Unsere Herzen sind gebrochen“, heißt es auf der Facebook-Seite des Clubs. „Prince ist auf dieser Bühne aufgewachsen, dann hat er sie übernommen und unsere Stadt vereint.“
„Für die Einwohner von Minneapolis ist der Verlust von Prince zu schwer, um es zu beschreiben“, sagt Bürgermeisterin Betsy Hodges. „Prince hat uns nie verlassen, und wir haben ihn nie verlassen.“ Der Sänger habe sich aus schwierigen Familienbedingungen hochgearbeitet und sei ein Vorbild gewesen, sagte der lokale Musikjournalist Martin Kelle der Zeitung „StarTribune“. „Minnesota hat vorher nie jemanden wie ihn hervorgebracht und wird es wahrscheinlich auch nie wieder tun.“
Memoiren angekündigt
Bereits Anfang April hatte der Künstler Konzerte seiner „Piano & Microphone“-Tour in Atlanta wegen Grippe abgesagt. Im März hatte der Sänger verkündet, dass er seine Memoiren schreiben wolle. Die Autobiografie mit dem Arbeitstitel „The Beautiful Ones“ sollte laut Verlagsangaben im Herbst 2017 erscheinen - mehr dazu in oe1.ORF.at.
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