Original von IS gesprengt
Nach der Rückeroberung der syrischen Weltkulturerbestätte Palmyra durch die Regierungstruppen Ende März geht es nun um die Restaurierung beschädigter Monumente. Als Signal in diese Richtung wurde am Dienstag eine Replik des Triumphbogens von Palmyra auf dem Trafalgar Square in London enthüllt.
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Londons Bürgermeister Boris Johnson sagte vor der Enthüllung, die Rekonstruktion des Bogens setze ein Zeichen gegen den Versuch von IS-Extremisten und anderen Gruppen, Demokratie zu zerstören und die Geschichte mithilfe von Terror und Mord auszuradieren. „Denkmäler wie dieses gehören der ganzen Menschheit, und es unsere Pflicht, dieses gemeinsame Erbe zu erhalten“, sagte Johnson.

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Londons Bürgermeister Johnson: „Denkmäler wie dieses gehören der ganzen Menschheit“
Das rund 2.000 Jahre alte Original war von den Terroristen des Islamischen Staats (IS) im Oktober 2015 gesprengt worden. Zehn Monate lang hatte der IS die antike Stadt beherrscht und dort wertvolle Kulturgüter wie den Baal-Tempel, den Baal-Schamin-Tempel sowie mehrere Turmgräber und einen Teil der Säulenhalle zerstört.
Aus dem 3-D-Drucker
Rekonstruiert wurde der Triumphbogen vom Institute for Digital Archeology, einer Gemeinschaftseinrichtung der britischen Universität Oxford und der US-Hochschule Harvard. Möglich wurde das mit Hilfe dreidimensionaler Aufnahmen. Ein 3-D-Drucker ließ den Bogen schließlich auferstehen. Das Replikat ist allerdings um ein Drittel kleiner als das zerstörte Original. Außer in London soll die Replik auch in New York und in Dubai gezeigt werden. Später soll sie dauerhaft einen Platz in Palmyra finden.

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Die Replik ist um ein Drittel kleiner als das zerstörte Original
Die Rückeroberung der UNESCO-Weltkulturerbestätte war für den britischen Leiter des Institute for Digital Archeology, Roger Michel, „der Moment, auf den wir gewartet haben“. Mit dem Wiederaufbau Palmyras könne Michel zufolge eine „mächtige Botschaft“ an all jene geschickt werden, die vor einer Zerstörung von Weltkulturerbe nicht zurückschrecken. „Wenn sie es abreißen, werden wir es neu aufbauen. Wenn sie es erneut abreißen, werden wir es erneut neu aufbauen“, wie Michel laut „New York Times“ („NYT“) weiter sagte.
Rekonstruktion der zerstörten Denkmäler
Auch russische, italienische und deutsche Experten boten bereits an, ihr Know-how bei der Rekonstruktion Palmyras zur Verfügung zu stellen. Ein französisches Team ist laut „Independent“ schon im Auftrag Syriens im Einsatz, um eine detaillierte 3-D-Karte von Palmyra zu erstellen. Angeblich sind die Schäden geringer als angenommen.

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Der Baal-Tempel vor und nach der IS-Eroberung von Palmyra
Geht es nach dem Leiter der syrischen Museums- und Altertumsbehörde, Mamun Abdul-Karim, sollen die vom IS zerstörten Tempel in einer Weise wieder aufgebaut werden, „die ihre historische Identität bewahrt“. Abdul-Karim sprach in diesem Zusammenhang von einer Rekonstruktion mit teils originalen und teils neuen, aus den Steinbrüchen der Umgebung stammenden Felsblöcken.
Russische Entschärfer räumen Minen
Bevor es so weit ist, muss die Ruinenstätte aber von möglichen Minen befreit werden. Russische Minenentschärfer durchsuchen das Gelände zurzeit auf Sprengsätze. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die Mission der Soldaten angeordnet. Das russische Team umfasst hundert Entschärfer und unterstützendes Personal samt Spürroboter und -hunden.
In zwei Tagen durchkämmen sie rund 20 Hektar der 234 Hektar großen Anlage. Bisher fanden sie vor allem Granaten, weniger selbst gebaute Sprengsätze. Der Leiter der Entschärfungstruppe, Alexej Makarenko, schätzt, dass die Arbeit mindestens einen Monat dauern wird.

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Blick auf die antike Stadt, seit 1980 UNSECO-Weltkulturerbe
Der im syrischen Kulturministerium für die Museen verantwortliche Vertreter Ahmad Deeb wartet nun ungeduldig das Ende der Entschärfungsarbeiten ab, um die Schäden an den Anlagen umfassend prüfen zu können. Und irgendwann sollen auch wieder Touristen die Weltkulturerbestätte besuchen können. „Ich wünschte, sie würden schon morgen kommen“, sagte Deeb. „Aber das wird noch lange dauern.“
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