Sanders zweifelt an Clintons Qualifikation
Kurz vor den richtungsweisenden Vorwahlen in New York am 19. April hat sich in dem bis dato recht zivil verlaufenen Wahlkampf der Ton zwischen den demokratischen Kandidaten Hillary Clinton und Bernie Sanders verschärft. Die Partei fürchtet, dass das nachhaltigen Schaden verursachen könnte.
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Sanders hatte behauptet, Clinton sei für das Präsidentenamt nicht geeignet. „Ich glaube nicht, dass sie qualifiziert ist, wenn sie durch ihr Super-PAC (Lobbygruppen, die Spenden in unbegrenzter Höhe annehmen können, Anm.) mehrere zehn Millionen Dollar an Spenden kassiert“, so Sanders bei einem Auftritt. Auch Clintons Ja zum Irakkrieg und ihre Zustimmung zu Handelsabkommen seien für ihn Ausschlusskriterien. Er weigerte sich auch, das Statement zurückzunehmen.
Clinton schießt zurück
Clinton tat im Gegenzug Sanders Worte als „albern“ ab und entgegnete, dass der 72-Jährige permanent Versprechen mache, die er nicht halten könne. Im Vorfeld hatte sich Clinton in einem TV-Interview laut gefragt, ob Sanders „bereit für das Amt des Präsidenten sei“. Er habe seine Hausaufgaben nicht gemacht und spreche über Dinge, die er nicht verstanden oder studiert habe, so Clinton. Das werfe eine Menge Fragen auf. Die Qualifikation sprach sie ihm allerdings nie dezidiert ab.
Clintons Kampagne schoss kurz nach Sanders Rede in einer Rundmail nach und bezeichnete die Aussagen als „lächerlich und unverantwortlich“. Er habe „eine Linie überschritten“. Clintons Sprecher Brian Fallon sprach von „einem neuen Tief“, Sanders solle seine Worte zurücknehmen.
Streit bis in den Untergrund
Seit Sanders mit einer unerwarteten Siegessträhne die Favoritin in Bedrängnis bringt, gingen die beiden Rivalen dazu über, den anderen systematisch zu düpieren. Dabei geht es mitunter auch profan zu: Zuletzt war Clinton medienwirksam und unter hohen Sicherheitsvorkehrungen in die New Yorker U-Bahn gestiegen, um Sanders eins auszuwischen.

Reuters/Brendan McDermid
Clinton schnupperte umringt von Sicherheitsleuten und Presse U-Bahn-Luft
Der sich als volksnah präsentierende Senator hatte sich in der vergangenen Wochen mit seinem Unwissen über das aktuelle Fahrkartenprozedere in der U-Bahn einen Patzer geleistet. Auf die Frage eines Journalisten, ob er U-Bahn fahren könne, hatte er geantwortet: „Was wollen Sie damit sagen, wie man heutzutage U-Bahn fährt? Sie nehmen einen Chip und steigen ein.“ Allerdings wurden diese Chips bereits 2003 von Magnetkarten abgelöst.
„Keine Türmatte“
Sanders hatte im Vorfeld betont, sich von „Negative Campaigning“ fernhalten zu wollen - sein Team und er selbst sehen dieses Versprechen auch nicht gebrochen. Der Senator aus Vermont habe sich nur gegen die Attacken von seiner Konkurrentin verteidigt, die seit seiner Siegessträhne zunehmend den Ton verschärfe. „Bernie Sanders hat sich dafür entschieden, sich vor der Vorwahl in New York nicht von Clintons Kampagne überfahren zu lassen“, so Tad Devine aus Sanders’ Kampagnenteam.
„Wir haben bemerkt, dass die Clinton-Kampagne seit unserem Sieg in Wisconsin den Ton geändert hat, und das in aller Öffentlichkeit“, so Sanders gegenüber der „Washington Post“. „Sie greifen uns in einer sehr negativen Art an und wir sehen das.“ Angriffe seien nicht sein Stil und er wolle den angespannten Status quo auch gar nicht. Man sei allerdings „keine Türmatte“. Seine Worte über Clinton bereue er nicht. Wenn sie das Recht habe, ihm die Qualifikation abzusprechen, könne er auch darlegen, warum er sie nicht für geeignet halte, so Sanders.
Demokraten befürchten Spaltung
Wie die „Washington Post“ berichtete, wächst nun im demokratischen Lager die Angst, dass die wachsende persönliche Rivalität nachhaltige Schäden für die Einheit der Partei und den späteren Kandidaten zur Folge haben könnte. Vor allem Clinton-Unterstützer, die mit einer fixen Nominierung der Ex-Außenministerin rechnen, äußern ihre Sorge, dass Sanders’ Anhänger Clinton im späteren Verlauf des Wahlkampfes schaden könnten, wenn es dann darum geht, die Republikaner zu schlagen.
„Es besorgt mich sehr“, sagte etwa die Senatorin von Kalifornien, Dianne Feinstein, gegenüber der „Washington Post“. „Was er tut, ist die Demokraten zu spalten. Warum sollte er das tun?“ Andere Demokraten würden Sanders’ Worte besonders stören, weil er außerhalb der Hitze des Wahlkampfgefechtes gar nicht der Auffassung sei, dass Clinton für das Präsidentenamt ungeeignet ist, so Feinstein.
Hoffen auf New York
Sanders hatte bereits unterstrichen, dass er Clinton als Kandidatin trotz seiner scharfen Worte unterstützen würde: „Schauen Sie, wie ich bereits gesagt habe, Clinton ist an ihrem schlechtesten Tag hundertmal besser als Donald Trump oder Ted Cruz oder die anderen Kandidaten. Für mich ist das keine sehr schwere Wahl.“
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