Die erste Frau im State Department
Sie ist, nicht erst seit ihrem Ausscheiden aus dem Amt, eine Frau klarer und prägnanter Worte. Etwa wenn sie über die Politik der Regierung von George W. Bush urteilt und den Irak-Krieg als „größte Katastrophe der amerikanischen Außenpolitik“ bezeichnet. Auch ihren Nachfolgern schrieb sie so manche „Fehleinschätzung“ öffentlich ins Stammbuch.
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Madeleine Albright blickt auf eine bewegte Lebensgeschichte zurück. Die am 15. Mai 1937 in Prag geborene Diplomatentochter floh im Zweiten Weltkrieg mit ihren Eltern zuerst vor den Nazis nach London, nach einer kurzen Episode in der Nachkriegs-Tschechoslowakei dann vor Stalin in die USA.

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Madeleine Albright, vorne Mitte, 1941 in Serbien in einer Gruppe nicht identifizierter Kinder. Eine Familie aus Vrinjetska Banja hat Albrights Familie auf der Flucht von den Nazis Unterschlupf gegeben.
Erst spät erfuhr die katholisch erzogene Albright vom tragischen Schicksal ihrer jüdischen Großeltern, die in Auschwitz ermordet wurden. Aus ihrem Stolz auf ihre Wahlheimat USA machte Albright nie einen Hehl: Wiederholt lobte sie in warmen Tönen die Großherzigkeit der amerikanischen Nation, sie und ihre Familie aufzunehmen.
Albright und die US-Demokraten
Seit den 1970er Jahren engagierte sich Albright bei den US-Demokraten. Während der Präsidentschaft von Jimmy Carter arbeitete sie im Weißen Haus. Anfang der 90er wurde sie US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen - und brachte mit machtbewusstem Auftreten Diplomaten von Bagdad bis Havanna in Rage.
Als die Republikaner unter Ronald Reagan die Macht übernahmen, wurde Albright Professorin für internationale Beziehungen an der renommierten Georgetown-Universität in Washington. Von ihrem Mann, einem wohlhabenden Verleger, ließ sie sich 1982 scheiden.
Karrierehöhepunkt
Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ernannte Clinton die Mutter dreier Kinder als erste Frau zur Außenministerin, das Amt hatte sie bis zum Machtwechsel 2001 inne. Viele sahen in der Frau mit den sorgfältig frisierten Haaren und auffälligen Broschen eine US-Version der britischen „Eisernen Lady“ Margaret Thatcher - ein Image, gegen das Albright sich lange vergebens wehrte.

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Jänner 1997: Vizepräsident Al Gore lobt Albright vor den Augen ihrer Töchter und US-Präsident Bill Clinton als erste Außenministerin der Vereinigten Staaten im Oval Office an
Als Albright 2001 nach der Amtsübernahme der Bush-Regierung als Außenministerin ausschied, hatte sie in vier Jahren 95 Länder besucht. Ihr Ausscheiden wurde selbst von ihrem damaligen russischen Amtskollegen wortreich bedauert. Mit dem deutschen Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne) pflegt sie bis heute eine enge Freundschaft.
Interesse am transatlantischen Verhältnis
Wegen ihrer europäischen Herkunft lagen Albright in ihrer Amtszeit die transatlantischen Beziehungen besonders am Herzen. Dem Aufruf ihres Freundes, des damaligen tschechischen Präsidenten Vaclav Havel, im Jahr 2003 für seine Nachfolge zu kandidieren, wollte die überzeugte US-Patriotin aber nicht folgen.
An einen Rückzug aus der Öffentlichkeit denkt die temperamentvolle Politikerin bis heute nicht: Seien es das Engagement für verarmte Frauen, ein humorvoller Kurz-Cameo-Auftritt in der TV-Kultserie „Gilmore Girls“ oder ihre vielbeachtete Teilnahme an einer Anti-Terror-Übung - Albright sorgt dafür, dass sie im Gespräch bleibt.

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Ab 2001 legte Albright ihre Rollen auch leichtfüßiger an: Hier bei einem Cameo-Auftritt in den „Gilmore Girls“
Im US-Wahlkampf unterstützte sie zunächst eine Kandidatur ihrer Geschlechtsgenossin Hillary Clinton, bekannte sich dann aber später zu Barack Obama. Im jetzigen Präsidentschaftswahlkampf steht Albright einmal mehr im Lager von Hillary Clinton, um dafür zu kämpfen, dass erstmals eine Frau ins Weiße Haus als Staatschefin einzieht.
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