Rettungsarbeiten dauern an
Ein schweres Erdbeben hat am Samstagabend Ecuador getroffen. Die Zahl der Todesopfer stieg mittlerweile auf mindestens 272, so Präsident Rafael Correa am Sonntag. Mehr als 2.060 Menschen wurden verletzt. Es wurde befürchtet, dass die Zahl der Opfer noch weiter steigt, in vielen Orten dauerten die Rettungsarbeiten an.
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Das Epizentrum des Bebens der Stärke 7,8 vom Samstagabend (Ortszeit) lag in der westlichen Provinz Esmeraldas, die Erdstöße und Dutzende Nachbeben waren landesweit zu spüren. Die Regierung rief für mehrere Regionen den Ausnahmezustand aus. 10.000 Soldaten und 3.500 Polizisten wurden zum Einsatz in die betroffenen Gebiete geschickt.
Nach Regierungsangaben war es das stärkste Beben in Ecuador seit 1979. Besonders schlimm sei die Situation in den Küstenregionen mit den Touristenstränden in Pedernales und Portoviejo, teilte Correa auf Twitter mit. Das Land sei extrem hart getroffen worden, so der Präsident. Er sprach Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl aus. Der Staatschef befand sich zum Zeitpunkt des Bebens auf Staatsbesuch im Vatikan und wollte nach Regierungsangaben noch am Sonntag direkt nach Esmeraldas reisen.
Stärke mit 7,8 nach Richter angegeben
Das Institut für Geophysik und die US-Erdbebenwarte USGS erklärten, das Erdbeben der Stärke 7,8 habe um 18.58 Uhr (Ortszeit, 1.58 Uhr MESZ) die Küstenprovinz Manabi im Südwesten des Landes erschüttert. Das Epizentrum lag demnach in der westlichen Provinz Esmeraldas, zunächst war von einem Ort vor der Küste die Rede gewesen. Diesem vorausgegangen sei ein schwächeres Beben der Stärke 5,0, später habe es mehrere Nachbeben gegeben.

APA/AP/Dolores Ochoa
Das Ausmaß der Schäden ist enorm - es werden noch weitere Tote befürchtet
Die größten Schäden wurden aus den Regionen im Nord- und Südwesten des Landes gemeldet. In der Stadt Guayaquil stürzten eine Brücke und das Dach eines Einkaufszentrums ein. Der Flughafen in der Stadt Manta an der Pazifikküste musste geschlossen werden. Auch in Quito wurden Gebäude beschädigt. Alle öffentlichen Veranstaltungen in der Hauptstadt wurden abgesagt. Die Behörden riefen insbesondere die Bewohner der Küstengebiete auf, diese zu verlassen. Viele übernachteten im Freien oder in provisorischen Zeltunterkünften.
„Als ginge die Welt unter“
Nach dem Beben brachen rund hundert Häftlinge aus einem Gefängnis aus, teilte Justizministerin Ledy Zuniga via Twitter mit. Etwa 30 Gefangene seien nach dem Ausbruch aus einer Anstalt in Portoviejo in der westlichen Provinz Manabi wieder gefasst worden, hieß es. Manabi ist eine der von den Erdstößen am stärksten getroffenen Regionen Ecuadors. „Es war, als ginge die Welt unter. Häuser krachten zusammen, Lichter gingen aus, die Menschen sind völlig verzweifelt, unter den Trümmern liegen Verschüttete“, berichtete die 40-jährige Miriam Santana der Nachrichtenagentur AFP aus Manta.

APA/ORF.at
Correa rief die Bevölkerung auf, sich wegen der Tsunamigefahr von den Küstenregionen zu entfernen. Das Pazifik-Zentrum für Tsunamiwarnung hatte zunächst eine Warnung für Dutzende Länder der Pazifikregion ausgegeben, diese wurde später für alle betroffenen Länder bis auf Ecuador aufgehoben.
Land liegt in Erdbebenzone
Das südamerikanische Land liegt geografisch am Pazifischen Feuerring, einem Gürtel aus etwa 450 aktiven Vulkanen. Er ist etwa 40.000 Kilometer lang und wie ein Hufeisen geformt. Dort treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Es kommt zu tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen, die Vulkanausbrüche, Erdbeben und Tsunamis zur Folge haben. Das Halbrund aus „Feuerbergen“ reicht von den Küsten Süd- und Nordamerikas bis zu einer Reihe von Inselketten im asiatisch-pazifischen Raum.
Rotes Kreuz bietet Hilfe an
Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) bot personelle Unterstützung für die Erdbebenopfer an. „Noch gibt es keine Anforderung an internationale Hilfe. Für den Fall, dass diese kommt, könnten österreichische Trinkwasserexperten rasch ins Katastrophengebiet entsendet werden“, sagte Jürgen Högl, Leiter der internationalen Katastrophenhilfe des ÖRK.
Das Ecuadorianische Rote Kreuz hatte unmittelbar nach dem Erdbeben mit der Versorgung von Verletzten und der Verteilung von Hilfsgütern begonnen. In den Nachstunden waren bereits mehr als 300 freiwillige Helfer aktiv – Hunderte weitere Freiwillige wurden alarmiert.
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