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Bergdoktor mit politischer Botschaft

Die Wiener Hofburg ist am Samstagabend ganz im Zeichen der 27. Verleihung des Film- und Fernsehpreises Romy gestanden. Als beliebteste Schauspielerin in der Kategorie Film wurde Ursula Strauss für „Meine fremde Frau“ ausgezeichnet, bei den Herren konnte sich Tobias Moretti - bereits zum siebenten Mal - als Romy-Gewinner feiern lassen. Otto Schenk erhielt für sein Lebenswerk eine Romy in Platin.

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Die Romy-Publikumspreise, die auf Basis von Abstimmungen via Internet und per Post ermittelt wurden, waren heuer in insgesamt sechs Kategorien verliehen worden. Zur Gala des vom „Kurier“ ausgetragenen und live in ORF2 übertragenen Fernsehpreises kam das Who’s who der deutschsprachigen TV-Branche.

Neuhauser und Sigl ausgezeichnet

Zur beliebtesten Serienschauspielerin wurde Adele Neuhauser gekürt. Für die Tatort-Ermittlerin und „Vier Frauen und ein Todesfall“-Darstellerin ist es Romy Nummer vier. Zum beliebtesten Serienschauspieler wurde „Bergdoktor“ Hans Sigl gewählt. Da er nicht kommen konnte, nahm Kollegin Nicole Beutler seine goldene Statuette entgegen.

Eindrücke von der Romy-Verleihung 2016

APA/Herbert P. Oczeret

Adele Neuhauser strahlte bereits auf dem roten Teppich

Im Namen Sigls verlas Beutler eine Dankesrede, die gegen Ende leicht politisch wurde: „Unsere Welt wird keine bessere, wenn man Zäune oder Mauern baut“, schrieb Sigl in Anspielung auf derzeitige Flüchtlingspolitik in Europa.

Was der Preis mit Moretti macht

Für Strauss („Schnell ermittelt“) ist es die dritte, für Moretti sogar bereits die siebente Romy. Der Tiroler, der für die kürzeste Dankesrede in der Romy-Geschichte verantwortlich zeichnet, gab sich auch dieses Mal eher wortkarg. Er müsse jetzt von der Bühne und überlegen, was der Preis mit ihm mache, sagte er knapp.

Wenig später dann musste Moretti erneut aufs Podium, als der Brenner-Krimi „Das ewige Leben“ mit dem Akademiepreis für den besten Kinofilm bedacht wurde. Hauptdarsteller Josef Hader stand im Wiener Burgtheater auf der Bühne, und so oblag es Moretti und dem gesamten Team hinter dem Film, die Romy entgegenzunehmen.

Song Contest „Programmereignis des Jahres“

Der ORF durfte sich unterdessen ebenfalls über eine Auszeichnung freuen. Der European Song Contest wurde als „Programmereignis des Jahres“ prämiert. „Wir wollten einen Song Contest, der Europa begeistert“, sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in seiner Dankesrede. Der Bewerb sei ein „Weltklasseunterhaltungsevent“ gewesen mit „Haltung und Nachhaltigkeit“.

Eindrücke von der Romy-Verleihung 2016

APA/Herbert P. Oczeret

ORF-Generaldirektor Wrabetz und ORF-Fernsehdirektorin Zechner

Auch das österreichische Fußballnationalteam heimste eine Romy ein: Die Qualifikation der ÖFB-Truppe für die Europameisterschaft in Frankreich war der TV-Moment des Jahres. Die Euro 2016 startet am 10. Juni.

Maischberger und die Höchstzahl

In der Kategorie „Information“ ging die Romy heuer an die deutsche Talkmasterin Sandra Maischberger. „Damit habe ich nicht gerechnet. Ich habe fest damit gerechnet, es gibt hier eine Obergrenze für ausländische Preisträger“, sagte die 49-jährige Münchnerin in Anspielung auf die Höchstzahl für Asylwerber. „Kurier“-Herausgeber Helmut Brandstätter nannte Maischberger eine der profiliertesten Journalistinnen in Deutschland.

Ebenfalls gewonnen hat Barbara Schöneberger, die die Romy auch schon mehrmals moderierte. Schöneberger, auf die Moderation von Preisvergaben spezialisiert, wurde vom TV-Publikum zur beliebtesten Showmoderatorin gewählt. „Ich habe die Hoffnung schon aufgegeben, dass ich jemals einen Preis bekomme“, sagte die sichtlich erfreute 42-jährige Münchnerin in ihrer Dankesrede. „Ich liebe Euch, ich liebe Euer Essen. Ich finde, Ihr habt die tollsten Männer.“

„Otti, Du bist einfach ein Meisterwerk“

Schauspieler und Theatermacher Otto Schenk erhielt die Platin-Romy für sein Lebenswerk. Der Geehrte nahm die Auszeichnung mit Humor. Er fürchte sich aber schon jetzt vor „grauenhaften Gratulationsreden“, hatte er bereits im Vorfeld der Verleihung erklärt.

Eindrücke von der Romy-Verleihung 2016

ORF

Michael Niavarani und Platin-Romy-Gewinner Otto Schenk

Laudator Michael Niavarani lobte seinen Kollegen bei der Gala: „Otti, Du bist einfach ein Meisterwerk.“ Wenn man ihn auf der Theaterbühne sehe, habe man nicht den Eindruck, dass er die Rolle liebt. Vielmehr liebe die Rolle Otto Schenk, so Niavarani. Und abschließend: „Ich gönne Dir die Romy von ganzem Herzen. Du hast nichts anderes verdient.“

Für den Gewinner gab es stehende Ovationen des Publikums. „Danke vielmals für dieses lange Stehen nach dieser langen Nacht. Für diese lange Nacht hat man sich die platinene Romy ein bisschen verdient“, sagte Schenk. „Ich lass’ mir diese Ehrung nicht ganz gefallen, ich hab noch einiges vor.“ Seiner Frau, die daheim geblieben sei, schicke er ein „dickes Busserl“.

Preis für die „Vorstadtweiber“

Bereits am Donnerstag vergeben worden waren die Romy-Akademiepreise. Eva Testor durfte sich über die Auszeichnung für die beste TV-Kamera für ihre Arbeit bei der ORF-Erfolgsserie „Vorstadtweiber“ freuen. Insgesamt wurden Statuetten in 16 Kategorien verteilt.

Gleich doppelt wurde bei der Gala im Wiener Grand Hotel die „Mordkommission Berlin 1“ bedacht: Einerseits gab es einen Preis für Marvin Kren als besten TV-Regisseur, andererseits durften sich auch die Produzenten des Krimis (Sigi Kamml, Quirin Berg, Max Wiedemann) freuen.

Das Kinopendant dazu waren das Jugenddrama „Einer von uns“, für das Regisseur Stephan Richter nach dem Max-Ophüls-Preis nun auch einen Romy-Akademiepreis einheimste, sowie „Der Blunzenkönig“, für den die Produzenten Barbara Gräftner und Robert Winkler prämiert wurden.

Auszeichnung für Niki-Lauda-Doku

Die besten Dokumentationen waren nach Ansicht der Jury „Niki Lauda: Mein Leben am Limit“ (TV-Kategorie) sowie „Hubert von Goisern - Brenna tuat’s schon lang“ (Kino-Kategorie). Die beste Kameraarbeit für einen Kinofilm lieferten Oscar Duran und Otmar Penker mit ihren spektakulären Bildern für „Wie Brüder im Wind“.

Den TV-Drehbuchpreis erhielten Friedrich Ani und Ina Jung für „Operation Zucker - Jagdgesellschaft“, der auch als bester TV-Film ausgezeichnet wurde. Den Preis für das beste Drehbuch eines Kinofilms holte der deutsche Schauspieler Florian David Fitz für „Der genialste Tag“.

„Ochs im Glas“ prämiert

Grund zur Freude gab es auch für ATV-Geschäftsführer Martin Gastinger, der mit dem Format „Wirt sucht Frau“ die beste Programmidee geliefert hat. Diesen Preis musste er sich allerdings mit den Kollegen von Puls 4 teilen, die mit der Comedy „Bist du deppert“ (Autorenteam: Die Tafelrunde) reüssieren konnten.

Den Preis der Romy-Akademie sicherten sich Uwe Urbas und Maurice Hübner mit der bitterbösen Satire „Familie Braun“, den Preis der Jury durfte Ingo Pertramer für „Ochs im Glas“ entgegennehmen. Für ihr Lebenswerk wurde die Produzentin Regina Ziegler geehrt. Aber auch die Akademiepreise kommen nicht ganz ohne Schauspielglanz aus: Als beste Nachwuchsdarsteller durften sich nach der Gala Anna Posch („Chucks“) und Johannes Nussbaum („Vorstadtweiber“) fühlen.

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