Themenüberblick

Von Putin bis zum isländischen Premier

Es ist das größte Datenleck, das Journalisten bisher aufgearbeitet haben: Die Panama-Papers gewähren einen Blick hinter die Kulissen des Offshore-Geschäfts - und wie Politiker, Oligarchen, Kriminelle und reiche Prominente ihr Vermögen verschleiern. Im Folgenden ein Überblick darüber, was die Panama-Papers bisher ans Licht brachten, und die ersten Folgen.

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Das österreichische Bankwesengesetz sieht vor, dass eine Bank ihre Kunden und deren Geschäfte kennen muss. Nach der Publikation der Panama-Papers haben österreichische Finanzinstitute stets betont, diese Vorgaben auch eingehalten zu haben. Doch in Zusammenhang mit der Raiffeisen Bank International (RBI) gibt es nachweislich ein Kreditgeschäft mit einer russischen Unternehmerin. Bei diesem könnte die Bank gegen die Vorschriften verstoßen haben. Das Kreditgeschäft mit der russischen Oligarchin sorgte sogar in der Compliance-Abteilung von Mossack Fonseca für gesteigerte Unruhe.

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"Dumme Europäer

Für ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling lässt sich der Offshore-Skandal nicht an Panama allein festmachen. Auch in Europa gebe es mehrere Länder, die genauso intransparent seien. Die größte Steueroase sind nach Ansicht heimischer Experten freilich die USA. Die „dummen Europäer“ hätten sich von Washington Pflichten auferlegen lassen, an die sich die USA selbst nicht halten.

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Politbeben bei Neuwahl erwartet

Sigurdur Ingi Johannsson ist offiziell neuer Premier von Island. Der bisherige Landwirtschaftsminister löst Sigmundur David Gunnlaugsson ab, der wegen Enthüllungen in den Panama-Papers sein Amt aufgeben musste. Seit Bekanntwerden der Vorwürfe demonstrieren Zehntausende Isländer jeden Abend gegen die Regierung. Auch vorgezogene Neuwahlen setzten sie durch - und die werden die Mehrheitsverhältnisse wohl über den Haufen werfen.

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Kunst der Geheimhaltung

Die laufende Auswertung der Panama-Papers wirft ein neues Licht auf den um Diskretion bemühten Handel mit hochpreisiger Kunst. So entpuppt sich etwa die Pazifikinsel Niue als zentrale Drehscheibe einer 1997 vielbeachteten Picasso-Auktion in New York. Die Panama-Papers entlarven den Kunsthandel aber nicht nur als lukratives Offshore-Geschäft - die Dokumente liefern auch Spuren zur „größten Sammlung vermisster Kunstwerke der Welt“.

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„Mediale Vorverurteilung“

Wenige Tage nach der Enthüllung der Offshore-Geschäfte der Hypo Vorarlberg durch die Panama-Papers hat der Vorstandsvorsitzende der Bank, Michael Grahammer, seinen Rücktritt bekanntgegeben. Grund seien allerdings nicht die Enthüllungen, sondern die „mediale Vorverurteilung der Hypo Vorarlberg“ und seiner Person.

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Die Superjacht von Liechtenstein

Offshore-Gesellschaften sind wie Container: Sie können Waren oder Wertpapiere enthalten, manchmal aber auch ein Schiff. Eine 82 Meter lange Luxusjacht mit eigenem Helikopterlandeplatz wie die „Graceful“ zum Beispiel - registriert ist das Schiff zwar auf den Britischen Jungferninseln, finanziell verankert ist es jedoch in Liechtenstein und Bregenz. Damit bleibt der Eigentümer anonym. Wie das funktioniert, zeigt eine kleine Weltreise mit den Panama-Papers.

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UEFA-TV-Deal wirft Fragen auf

Auch die UEFA machte Geschäfte mit Sportrechte-Händlern, die im FIFA-Skandal angeklagt sind. Aus den Panama-Papers lässt sich rekonstruieren, dass der neue FIFA-Chef Gianni Infantino involviert war. Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ geht es dabei um einen TV-Deal, den Infantino im September 2006 noch als Direktor der UEFA-Rechtsabteilung abschloss. Weiterverkauft wurden die Rechte von einer Briefkastenfirma um das Dreifache. Sportrechte-Insider beurteilten den Vertrag, der bezüglich Verkaufspreis und Verantwortung Fragen aufwirft, als seltsam. Sowohl Infantino als auch die UEFA gestanden die Geschäftsbeziehung erst, nachdem sie mit Fakten konfrontiert wurden.

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Die Deals eines Wiener Investmentbankers

Der Wiener Investmentbanker Heinrich Pecina ist in Osteuropa gut vernetzt. In den Panama-Papers tauchen nun Hinweise auf, die den Verdacht des Insiderhandels aufkeimen lassen - bei der von der OMV angepeilten Übernahme des ungarischen Ölkonzerns MOL im Jahr 2007. Die Dokumente belegen geschäftliche Verbindungen zwischen Pecina und dem ehemaligen Direktor einer staatsnahen Bank, die frühzeitig in den OMV-MOL-Übernahmekrimi involviert war.

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Banken als Steigbügelhalter für Steuerflucht

Vorwürfe wegen Hilfe zu Steuerhinterziehung und Geldwäsche gegen Banken sind nicht neu. Doch die Panama-Papers, die von einem internationalen Netzwerk investigativer Journalisten aufgearbeitet wurden, machen das Ausmaß deutlich, in dem große internationale Banken wie UBS und HSBC Vermögende unterstützen, ihren Reichtum zu verstecken. Den Dokumenten zufolge sollen in den vergangenen Jahren über 500 Banken an der Registrierung von fast 15.600 Offshore-Gesellschaften beteiligt gewesen sein.

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Alijews Karibik-Geld floss nach Österreich

Der inzwischen verstorbene ehemalige kasachische Botschafter in Österreich, Rachat Alijew, baute zeit seines Lebens vor allem in der Zucker-, Finanz- und Medienbranche ein umfassendes Vermögen auf. Die an die „Süddeutsche Zeitung“ geleakten Panama-Papers, in Österreich von ORF und „Falter“ aufgearbeitet, zeigen nun, dass seine Verbindung zu Österreich eine größere Rolle spielte, als bisher bekannt war. So sollen über karibische Briefkastenfirmen Millionen aus dem Zuckergeschäft auf Konten in Österreich geflossen – und von hier wieder abgezogen worden - sein.

Mehr dazu in Firma mit Sitz in Wien involviert

Die dubiosen Deals des Assad-Netzwerks

Die Panama-Papers geben Aufschluss darüber, wie international sanktionierte Regimes und Firmen trotz der Restriktionen weiter weltweit Geschäfte machen können. Mit einem Netzwerk aus Briefkastenfirmen und Offshore-Gesellschaften wurden Geschäfte unter dem Deckmantel der Anonymität abgewickelt. Konstrukteur der aufgedeckten Verflechtungen war die panamaische Anwaltskanzlei Mossfon. In ihrer Kundenliste findet sich ein Cousin des syrischen Machthabers Baschar al-Assad ebenso wie ein Ölkonzern, der Sprit für Assads Luftwaffe geliefert haben soll.

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FMA prüft RBI und Hypo Vorarlberg

Die Panama-Papers werden in Österreich ein Fall für die Finanzmarktaufsicht (FMA). Die FMA kündigte am Montag eine Prüfung der Raiffeisen Bank International (RBI) und der Vorarlberger Hypo an. ORF und „Falter“ hatten mit einem internationalen Recherchenetzwerk zuvor Verbindungen zu Dutzenden Offshore-Firmen aufgedeckt. Die beiden Banken betonten, sich an die gesetzlichen Vorgaben gehalten zu haben. Die Hypo Vorarlberg kündigte dennoch bereits das Aus ihrer Offshore-Geschäfte an.

Mehr dazu in „Anlassbezogene Vorortprüfung“

Versteckte Finanzdeals heimischer Banken

Banken spielen beim Geschäft mit Briefkastenfirmen eine wichtige Rolle. So finden sich zahlreiche namhafte internationale Banken in den Panama-Papers - einem Offshore-Datenleck, das von einem internationalen Recherchenetzwerk, darunter der ORF und die Wochenzeitung „Falter“, ausgewertet wurde. Auch zwei österreichische Banken tauchen prominent und wiederholt auf: die Raiffeisen Bank International und die Vorarlberger Hypo. Von dort führen die Spuren unter anderem zur ukrainischen und russischen Elite.

Mehr dazu in Geschäfte mit Offshore-Gesellschaften

Messi & Co.: Sportler und ihre Steuertricks

Von Lionel Messi bis Michel Platini, von einem Mitglied der FIFA-Ethikkommission bis zu Golflegende Nick Faldo: Sie alle sind in die Praxis involviert, mit der Gründung von Offshore-Firmen Geldflüsse steuerschonend an nationalen Behörden vorbeizuleiten. Die Panama-Papers, aufgedeckte Unterlagen der Firma Mossack Fonseca, beweisen das. In den letzten Monaten durchforsteten Journalisten Millionen von Dokumenten. Dabei traten die vielfältigen Verbindungen von Fußballfunktionären ebenso zutage wie die Steuertricks prominenter Sportler.

Mehr dazu in Vom Flutlicht ins Zwielicht

Verborgene Vermögen rund um Putin

Über sein tatsächliches Vermögen hat der russische Präsident Wladimir Putin immer Stillschweigen bewahrt. Die geleakten Panama-Papers geben nun Aufschluss über ein im Hintergrund agierendes Netzwerk an Oligarchen und Politikern mit direktem Zugang zu Putin. Die Dokumente zeigen, wie sie über Offshore-Firmen Vermögen zur Tarnung hin- und herschieben, vermehren und einander Einfluss zusichern. Putin wird in den Dokumenten nie namentlich genannt. Doch er muss von dem Netzwerk gewusst haben, ist die Putin-Expertin Karen Dawisha überzeugt. „Er nimmt, was er will.“

Mehr dazu in Netzwerk sichert Einfluss und Vermögen

Wie Islands Premier Millionen verbarg

In Island bescheren die Offshore-Enthüllungen der Panama-Papers dem amtierenden Premier Sigmundur David Gunnlaugsson und Ministern seines Kabinetts erheblichen Erklärungsbedarf. Der Premier, der sich dem Kampf gegen Steuerbetrug und dem Wiederaufbau der isländischen Wirtschaft nach dem Kollaps 2008 verschrieben hat, war Engagements in Steueroasen selbst offenbar nicht abgeneigt - auch wenn er es bis heute leugnet.

Mehr dazu in „Habe immer mein Vermögen angegeben“

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