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Spur führt auch nach Österreich

Fast jede dritte Kakteenart ist vom Aussterben bedroht. Schuld ist nicht Dürre oder sonstige Umwelteinflüsse, sondern dass im Süden der USA viele Menschen die begehrten und seltenen Pflanzen illegal pflücken oder ausgraben.

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Die Motive der „Kaktusdiebe“ sind unterschiedlich - manche stehlen seltene Arten aus der Wildnis, weil jemand anders bereit ist, dafür viel Geld zu zahlen. Andere sammeln für sich selbst, aus privater Leidenschaft. Die Pflanzen werden dann ausgestellt wie Kunstwerke oder Rassehunde, wie das Magazin „Atlantic“ in einer Reportage berichtet.

Vergangenen Oktober wurden ein Schmuggelring aufgedeckt und 1.250 Pflanzen konfisziert, einige davon waren seltene und gefährdete Kaktusarten. Studien darüber, wie viel geschmuggelt wird, gibt es kaum. In einem Bericht aus dem Jahr 2003 hieß es, dass in einer Dreijahresperiode geschätzte 100.000 Kakteen illegalerweise in Texas gepflückt und über die Grenze nach Mexiko geschmuggelt werden. Durch den Onlinehandel dürfte sich diese Zahl noch erhöht haben.

Begehrter Riesenkaktus nichts für Ungeduldige

Beliebtes Schmuggelgut ist etwa der Riesenkaktus, bekannt aus vielen Westernfilmen (obwohl er dort meist gar nicht heimisch ist) und beliebtes Werbesujet. Der auch „Saguaro“ genannte Kaktus wächst im US-Staat Arizona sowie im Süden Kaliforniens und in der Sonora-Wüste in Mexiko. Der „Saguaro“ kann viele Meter groß werden - wächst aber extrem langsam. Allein bis er seine berühmten Arme ausbildet, dauert es 75 Jahre.

Saguaro-Kakteen in der Wüste

AP/Ross D. Franklin

Zwei „Saguaros“ wurden offenbar auch nach Österreich geschmuggelt

Wer einen stattlichen Riesenkaktus im Vorgarten haben möchte, muss also sehr geduldig sein oder sich ein Exemplar über illegale Wege beschaffen, beispielsweise über einen Mann namens Kenneth Cobb, der acht Riesenkakteen ausgegraben und für 2.000 Dollar (1.760 Euro) pro Stück verkauft hat - zwei davon wurden nach Österreich verschifft.

„Cactus Cops“ auf Diebesjagd

In Arizona gibt es eine eigene Behörde, die Straftaten rund um Wildpflanzen und Tiere untersucht und auf Patrouille gegen Pflanzendiebe geht. Leichtes Spiel haben die „Cactus Cops“ gegen Schmuggler aber nicht, sie patrouillieren zu zweit in einem Gebiet von fast 300.000 Quadratkilometern. Im Saguaro National Park und dem Erholungsgebiet Lake Mead südlich von Las Vegas führte das Katz-und-Maus-Spiel dazu, dass Tausende Kakteen elektronisch markiert wurden. Die Sammler kämpfen mit ähnlichen Mitteln und halten die GPS-Daten von seltenen Exemplaren fest, um sie später wiederzufinden.

Schockierender Bericht

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) veröffentlichte im Herbst 2015 einen Bericht, wonach fast jede dritte Kaktusart vom Aussterben bedroht ist. Die Gefahr werde maßgeblich durch den illegalen Handel mit den Pflanzen und ihren Samen sowie durch die nicht nachhaltige Nutzung verschärft. Der beunruhigende Bericht zeige deutlich, dass „das Ausmaß des illegalen Handels von Tier- und Pflanzenarten viel größer ist als angenommen und weit mehr Arten betrifft als die charismatischen Nashörner und Elefanten“, sagte IUCN-Direktorin Inger Andersen. Der Überblick über die Kakteen wurde im Fachjournal „Nature Plants“ veröffentlicht.

Blühender Saguaro-Kaktus

AP/Ross D. Franklin

Verschwinden Kakteen aus der Wüste, bedroht das auch Tierarten

Laut den Angaben werden mehr als die Hälfte der weltweit fast 1.500 Kakteenarten vom Menschen für Gartenbau, medizinische Zwecke oder als Nahrungsquelle genutzt. Das Verschwinden von Kakteenarten bedroht auch andere Spezies, die in der Wüste leben. Die Pflanzen sichern Tieren wie Fledermäusen, Schildkröten, Eidechsen, Kojoten und Kolibris das Überleben in einer kargen Umgebung, indem sie sie mit Nahrung und Wasser versorgen. Im Austausch dafür verteilen die Tiere den Samen der Pflanzen und garantieren so die Vermehrung. Werden sie ausgerottet, bringt das das ganze Ökosystem durcheinander.

Ohne Zeugnis und Genehmigung kein Import

Der Import von Pflanzen unterliegt in Österreich strengen Einfuhrkontrollen, wie eine Broschüre von Finanz- und Umweltministerium aufklärt. Für Orchideen und Kakteen wird ein Pflanzengesundheitszeugnis des Herkunftslandes benötigt, wenn nicht überhaupt ein Handelsverbot besteht. Grund dafür ist, dass Pflanzenkrankheiten und -schädlinge oft als „blinde Passagiere“ eingeschleppt werden. Zusätzlich muss eine artenschutzrechtliche Einfuhrgenehmigung eingeholt werden.

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