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Über die Hälfte sieht Versagen bei Staat

Eine Umfrage im Auftrag der belgischen Tageszeitung „Le Soir“ zeigt, wie sehr die Anschläge vom 22. März die Bevölkerung Belgiens spalten. Die Erhebung zeige, dass es „zwei gegensätzliche Pole“ gebe, erläutert Soziologe Benoit Scheuer vom Institut Ceci n’est pas une crise. „Ein Teil propagiert eine offene, kosmopolitische Gesellschaft. Der andere Teil unterstützt eine geschlossene Gesellschaft mit mehr Mauern und mehr Kontrolle.“

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Der Thinktank Ceci n’est pas une crise hat im Auftrag von „Le Soir“ zwischen 25. und 27. März 1.034 Personen befragt. Laut Umfrage befürworten 50 Prozent der Belgier die Schließung der Grenzen für Flüchtlinge, um weitere Attentate zu verhindern.

Fast die Hälfte der Befragten sehen muslimische Flüchtlinge als potenzielle Terroristen, vier von zehn die muslimische Gemeinschaft Belgiens als „Komplizen“ der Terroristen an, ein Drittel sieht die in Belgien lebende islamische Community als Opfer. 40 Prozent fürchten „einen Krieg zwischen Muslimen und Nichtmuslimen“ in Belgien.

Mehrere Grafiken zeigen die Stimmung in Belgien nach den Brüssel-Anschlägen

Grafik: ORF.at; Quelle: Le Soir

Knappe Mehrheit für mehr Sicherheitsmaßnahmen

Eine knappe Mehrheit spricht sich nach den Attentaten für verstärkte Sicherheitsmaßnahmen aus, selbst wenn diese Einschränkungen für die persönliche Freiheit jedes Einzelnen nach sich ziehen. Sieben von zehn Befragten sind aber auch der Meinung, dass das nicht ausreichen würde, um künftige Angriffe zu verhindern.

Sechs von zehn Befragten stimmen der Aussage zu, dass der Staat mit einer früheren Reaktion und mehr Integrationsmaßnahmen die Terroranschläge hätte verhindern können. Sieben von zehn sprechen sich für eine Reorganisation der belgischen Sicherheitsbehörden aus.

Muslime fürchten islamophobe Angriffe

18 Prozent beschreiben ihr Gefühl nach den Anschlägen als Angst, 60 Prozent geben dennoch an, sich in den kommenden Tagen und Wochen nicht von öffentlichen Plätzen fernhalten zu wollen. Anders die Stimmung in der muslimischen Bevölkerung, so die Studie: 49 Prozent der befragten Muslime gaben an, sich nach den Attentaten vor islamophoben Angriffen zu fürchten.

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