EZB könnte allen Bürgern direkt 1.300 Euro schenken
Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte nach Einschätzung der Bank Nordea im Kampf gegen die anhaltende Miniinflation jedem Einwohner des Euro-Raums direkt 1.300 Euro überweisen. Für die EZB würde das Verluste von 444 Mrd. Euro bedeuten, was sie verkraften könne, teilte das schwedische Bankhaus unter Berufung auf eigene Berechnungen mit.
„Das ist die Obergrenze, falls sie entscheiden sollte, an die Bürger direkt Schecks auszustellen“, sagte ihr Chef-Anleiheanalyst Jan von Gerich.
Unabhängigkeit wäre nicht bedroht
Falls die EZB bereit sei, mit negativem Eigenkapital zu arbeiten, könne sie noch größere Summen bewegen, sagte von Gerich. Ihre Unabhängigkeit würde dann aber bedroht. Die Regierungen der Euro-Länder müssten in diesem Fall womöglich für die EZB Kapital nachschießen. Die Zentralbanken von Chile oder Tschechien hatten in der Vergangenheit mit negativem Eigenkapital operiert.
Die EZB-Führung schließt derzeit aus, über solche direkten Geldgeschenke - auch „Helikoptergeld“ genannt - die Inflation anzuheizen. „Helikoptergeld ist aktuell kein Bestandteil der Diskussion im EZB-Rat“, sagte Zentralbank-Direktor Benoit Coeure gestern. Er sehe nicht, wie das ohne Risikoteilung mit den Regierungen geschehen könne, was auch rechtlich problematisch sei. Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte solche Ideen zurückgewiesen. Helikoptergeld gilt unter Volkswirten als letztes Mittel der Geldpolitik.