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Lukrativer Kampf gegen die Falten

Schönheit hat immer Konjunktur - und ihre Pflege lässt auch in Österreich die Kassen klingeln. Rund 1,5 Milliarden Euro investierten die Österreicher laut der Branchenplattform Kosmetik Transparent im Jahr 2015 bei Einkäufen in Supermärkten, Drogerien und Apotheken, bei Diskontern sowie online.

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Überdurchschnittlich zugelegt haben dabei Shampoos und Duschgels: Der Verkaufswert stieg um fast fünf Prozent, bei Bodylotions und Handcremes immerhin um fast drei Prozent. Auch Haarspülungen verzeichneten ein knapp dreiprozentiges Plus. „Vor allem Frauen sind bereit, sich qualitativ hochwertige Produkte für ihre Haar-, Körper- und Zahnpflege zu gönnen“, sagte dazu Thomas Lichtblau, Sprecher von Kosmetik Transparent Ende März.

Haare übertönen alles

Am meisten Geld wurde in Haarpflege investiert. 325 Mio. Euro flossen in die Haarpracht, die mit Tönungen und Färbemitteln, Shampoos, Conditionern und Kuren sowie diversen Haarstylingprodukten verschönert wurde. Für Gesicht, Hand und Körper sowie Sonnenkosmetik gaben die Österreicher 310 Mio. Euro aus. Für reinigende Produkte im Form von Seifen, Badezusätzen und Duschbädern wurden 220 Mio. Euro ausgegeben. Deo, Parfum und Rasierwasser waren ihnen 240 Mio. wert. Dekorative Kosmetik wie Make-up, Lidschatten, Lippenstift und Nagellack bilanzierte mit rund 200 Mio. Euro. Die Zahnpflege kam inklusive elektrischer Bürsten auf 170 Mio. Euro.

Anti-Aging setzt auf Seren

Dominante Trends sind dabei Produkte, die Anti-Aging-Wirkung versprechen, sowie das Bartrevival. Schon heute umfassen Produkte gegen Falten und schlaffe Haut mit mehr als 115 Mio. Umsatz 49 Prozent des Gesichtspflegemarktes. Tendenz steigend - denn die „Best Agers“, laut Duden jene Personen, „die zur anspruchsvollen, konsumfreudigen Kundengruppe der über 40- Jährigen“ gehören, werden in der Branche zu einer immer wichtigeren Zielgruppe. Kein Wunder also, dass Kosmetikkonzerne nicht mehr ausschließlich mit Models unter 25 für Anti-Falten-Creme werben, sondern verstärkt auf ältere Testimonials wie Jane Fonda, Susan Sarandon und Iris Berben setzen.

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Dabei ist die schnöde Creme längst nicht mehr alles, was die Branche zu bieten hat. Häufiger greifen Frauen auch zu Seren mit konzentrierten Wirkstoffen. Auf diese Spezialprodukte entfallen bereits sieben Prozent des Gesichtspflegebereichs. Wertmäßig ist der Serummarkt laut Lichtblau um rund 28 Prozent gewachsen. Zu den Trendprodukten zählen auch „Sheet Masks“, mit Pflege getränkte Tuchmasken, die aufs Gesicht gelegt werden. Unabhängig vom Trägermaterial geht der Trend in Sachen Inhalt hin zu „Hightech“, so Kosmetik Transparent: Bestandteile wie Hyaluronsäure, Peptide und Retinol sollen schlaffer Haut und Falten an den Kragen gehen.

Männer wollen „revitalisiert“ werden

Männern hingegen sei „revitalisierende“ Pflege wichtiger als der Faltenstopp. Deren Anti-Aging-Umsatz liegt mit sieben Mio Euro derzeit bei rund 16 Prozent der Frauengesichtspflege, der Umsatz mit revitalisierender Kosmetik bei 33 Prozent. Auch der Trend zum (Hipster-)Bart und dem Rasieren und Pflegen als Ritual schlägt sich in der Statistik nieder. Bei Produkten für Bartpflege und Rasur wurde ein Plus von 18 Prozent verbucht. „Bei Männern beobachten wir ein gestiegenes Bewusstsein für Gesichts- und Körperpflege, aber es gibt viel Potenzial nach oben“, sagte Lichtblau.

Für das Jahr 2016 wollen die Markenhersteller in der Körperpflege auf Luxusprodukte und Zusatznutzen setzen. Im Kommen seien „Performance-Produkte“, die neben klassischer Hautstraffung „körperformende“ und „schlank machende“ Eigenschaften haben sollen, so Lichtblau.

Naturkosmetik legt stark zu

Die Kasse klingeln lässt auch der ungebrochene Trend zu Naturkosmetik. In Österreich lag der Marktanteil von Produkten mit natürlichen Inhaltsstoffen 2014 bei elf Mio. Euro. In Deutschland konnte die Branche im selben Jahr sogar zum ersten Mal die Umsatzmarke von einer Milliarde durchbrechen. Auch der Anteil der Naturkosmetika am Gesamtmarkt wächst seit Jahren und erreicht in einzelnen Produktgruppen, beispielsweise Duschgels, bis zu rund zehn Prozent. Zum Vergleich: 2009 lag der Anteil bei etwa fünf Prozent.

Produzenten freuen sich seit Jahren über kontinuierliches Wachstum. Allerdings gibt es bei Naturkosmetik immer noch Abgrenzungsprobleme zwischen „echter“ und „unechter“ Naturkosmetik. Zahlreiche Marken schmücken sich mit einem natürlich wirkenden Image, obwohl sie de facto konventionelle Kosmetik vertreiben. Auch bei Deodorants zeigen sich die Konsumenten zunehmend von ihrer gesundheitsbewussten Seite. Da Deos mit Aluminium in Verdacht stehen, Krebs auslösen zu können, setzten sich in den vergangenen Jahren zunehmend aluminiumfreie Produkte durch.

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