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Heftiger Sturm und Regen

Beim Absturz eines Billigfliegers aus Dubai sind im Süden Russlands alle 62 Insassen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Behörden ging die Boeing 737 nach einem Landeversuch auf dem Flughafen Rostow am Don Samstagnacht bei schlechter Sicht zu Boden und ging sofort in Flammen auf. An Bord waren 55 Passagiere, darunter vier Kinder, und sieben Besatzungsmitglieder.

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Die Maschine der Fluggesellschaft FlyDubai kreiste laut den russischen Behörden nach einem ersten abgebrochenen Landeversuch rund zwei Stunden über der südrussischen Stadt, bevor sie trotz der schlechten Wetterbedingungen zum zweiten Mal zur Landung ansetzte. Dabei streifte sie mit einer Tragfläche den Boden, zerbrach und ging in Flammen auf.

Absturzstelle in Rostow

AFP

Bild der Zerstörung an der Absturzstelle

Auch zweiter Landeversuch abgebrochen

Laut dem russischen Fernsehsender Rossija24 habe der Pilot auch den verhängnisvollen zweiten Anflug abbrechen wollen. „In dem Moment, als er eine weitere Schleife fliegen wollte, ist etwas geschehen, und die Maschine ist abgestürzt“, hieß es unter Berufung auf Ermittler. Zu einem ähnlichen Schluss kamen auch Experten der Website flightradar24, die mit GPS-Satellitendaten arbeitet. Die Boeing 737-800 der Gesellschaft FlyDubai sei schon wieder gestiegen, als sie plötzlich „wie ein Stein vom Himmel gefallen sei“.

Andere Maschinen wichen aus

Unklar ist, wieso der zweite Landeversuch unternommen wurde: Die russische Staatsanwaltschaft kündigte an, sie werde das Verhalten der Fluglotsen überprüfen. Während die Maschine aus Dubai kreiste, versuchte eine Maschine der russischen Aeroflot aus Moskau dreimal vergeblich, in Rostow zu landen.

Karte zeigt Rostow am Don

Omniscale/OSM/ORF.at

Schließlich landete dieser Airbus sicher etwa 250 Kilometer entfernt auf dem Flughafen von Krasnodar. Auch ein Flug von Czech Airlines aus Prag wurde dorthin umgeleitet. Eine Maschine von Turkish Airlines kehrte nach Istanbul zurück. „Das Wetter war schrecklich“, erzählte einer der Passagiere, deren Maschine in Krasnodar gelandet war, „das Flugzeug schwankte furchtbar.“

Erfahrene Piloten

Russlands Luftfahrtchef Alexander Neradko sagte, es gebe keinen Grund, am Verhalten der Fluglotsen zu zweifeln. Die Entscheidung über eine Landung liege beim Piloten. Die beiden Piloten hielten mit dem Tower Kontakt wegen der Wetterlage. Beide hatten laut FlyDubai-Chef Ghaith al-Ghaith etwa 5.700 Stunden Flugerfahrung.

Der Absturz könnte durch Seitenwindböen, aber auch durch einen technischen Defekt ausgelöst worden sein. Ghaith vermutete einen Unfall. „Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass wir davon ausgehen, dass es keine Überlebenden gibt“, sagte er.

Boeing erst fünf Jahre im Einsatz

Auch die Luftfahrtbehörde der Vereinigten Arabischen Emirate vermutete im Wetter die Absturzursache. FlyDubai habe eine moderne Flotte und professionelle Besatzungen. Die Boeing 737-800 mit dem Kennzeichen A6-FDN war erst fünf Jahre alt. Die Billigfluglinie gehört wie auch die große Schwester Emirates der Regierung von Dubai. Seit ihren Anfängen im Jahr 2008 expandierte sie stark, größere Unfälle wurden bisher nicht bekannt.

Blumen am Flughafen in Rostow

AP

Trauer in Rostow

Beim Aufprall auf die Landebahn ging die Maschine sofort in Flammen auf, wie auf einem Überwachungsvideo der am Flughafen vorbeiführenden Straße zu sehen ist. Es dauerte eine Stunde, bis der Brand unter Kontrolle war. Die Rettungsmannschaften fanden noch in eineinhalb Kilometer Entfernung Wrackteile.

Flugschreiber werden ausgewertet

Am Abend wurde der erste große Sucheinsatz beendet. Die gefundenen Opfer seien zur Identifizierung in die Stadt gebracht worden, sagte der russische Zivilschutzminister Wladimir Putschkow der Agentur TASS zufolge. Nach Angaben von Verkehrsminister Maxim Sokolow begannen Experten mit der Auswertung der beiden gefundenen Flugschreiber.

Die Behörden leiteten strafrechtliche Ermittlungen wegen Verletzung der Sicherheitsbestimmungen ein. Notfallpsychologen betreuten unterdessen die verzweifelten Angehörigen auf dem Flughafen von Rostow am Don. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte ihnen ebenfalls seine Unterstützung zu.

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