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Untere Decks waren fast leer

Die „Hoegh Osaka“, ein mit Pkws und schweren Fahrzeugen voll beladener Frachter, ist im Jänner vergangenen Jahres auf dem Weg von Southampton in England nach Bremerhaven in Deutschland in der Meerenge zwischen dem britischen Festland und der Isle of Wight in Schwierigkeiten geraten. Das Frachtschiff bekam eine schwere Schlagseite und kippte. Mehr als ein Jahr danach stehen die Ursachen fest.

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Ein Bericht der britischen Behörden, konkret des Marine Accident Investigation Branch (MAIB), wurde nun veröffentlicht und kommt zum Schluss, dass der Frachter falsch beladen war. Ein „signifikanter Unterschied“ zwischen dem tatsächlichen und dem geschätzten Gewicht der Ladung habe zu dem Unfall beigetragen, berichtete die BBC am Donnerstag.

Gekentertes Schiff

Reuters/Peter Nicholls

Ausgerechnet die obersten Decks waren voll beladen

Die Reederei Hoegh Autoliners sagte, es könne nicht eine einzelne Person für den Unfall verantwortlich gemacht werden. „Es gab eine ganze Reihe an Umständen. Wir können die Verantwortung nicht einem Einzelnen oder einer Gruppe von Leuten zuschieben“, so ein Sprecher der Reederei.

„Entsprach nicht der Realität“

Nachdem der 180 Meter lange Frachter am 3. Jänner aus Southampton ausgelaufen war, entwickelte das Schiff in der Solent genannten Meerenge eine starke Schlagseite. Das führte dazu, dass sich ein als Fracht geladenes schweres Baufahrzeug aus den Befestigungen löste, gegen die Schiffswand prallte und ein Loch schlug, durch das Wasser eindrang. Obwohl die Maschinen gestoppt wurden, kippte das Schiff weiter auf die Seite, sodass schließlich Steuerruder und Schiffsschraube in die Luft ragten. Auch rund 1.400 Luxusautos, darunter Bentleys, Rolls-Royces, Range Rovers, befanden sich an Bord des Schiffs.

Laut MAIB-Chefinspektor Steve Clinch erfüllte die „Hoegh Osaka“ „nicht einmal die internationalen Minimalanforderungen für Schiffe, die auf hohe See auslaufen“. „Insbesondere entsprach die angenommene Verteilung der Last an Bord in keiner Weise der Realität.“ Das habe dazu geführt, dass das Schiff mit einem höheren Schwerpunkt als normal auslief. Laut Bericht waren die oberen Decks mit Fahrzeugen voll befüllt, während die unteren Decks nur leicht beladen waren.

„Unsichere Praktiken die Norm“

Das bedeutet nichts anderes, als dass die auf dem Papier angegebenen Frachtdaten - insbesondere die Gewichtsangaben - nicht der Realität entsprachen. Außerdem gibt es laut dem Bericht Belege dafür, dass die eigentlich nach vollständiger Beladung vorgesehene Berechnung der Stabilität bereits vor der Beladung erfolgte.

Das Besorgniserregende daran: Laut dem Bericht der Untersuchungsbehörde handelt es sich bei dem schwersten Unglück in dieser Meerenge in mehreren Jahrzehnten nicht um einen Einzelfall. Vielmehr sei das bei Fahrzeugfrachtern gängige Praxis. Ganz offen heißt es in dem Bericht: „Unsichere Praktiken sind zur Norm geworden.“

Großes Glück im Unglück

Der nun veröffentlichte Untersuchungsbericht widerspricht übrigens Meldungen, die unmittelbar nach der Havarie veröffentlicht wurden, wonach nur das mutige Handeln des Kapitäns ein größeres Unglück verhindert habe. Laut Bericht war es schlicht ein glücklicher Zufall, dass das Schiff im flachen Wasser auf Grund lief.

Hätte das Schiff kurz vorher oder nachher Schlagseite bekommen, hätte der Frachter den Tiefwasserkanal blockiert. Das hätte den gesamten Containerhafen von Southampton lahmgelegt, ebenso alle Kreuzfahrten und Fähren. Und es hätte vor allem die größte britische Ölraffinerie blockiert.

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