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Minus 18 Prozent bei Mietwohnungen

2015 ist die Wohnbauförderleistung - nach starken Ausweitungen in den zwei Jahren davor - deutlich gesunken. Das kritisierten die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch und warnten gleichzeitig vor einer wachsenden Wohnungslücke.

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Nach Förderzusicherungen für im Schnitt rund 26.400 Wohnungen 2013/14 lagen die Zusagen im vorigen Jahr mit 22.600 geförderten Wohnungen um 16 Prozent niedriger, damit wurde ein neuer Förderungstiefstand erreicht. Besonders stark brachen die Förderzusagen bei Mietwohnungen ein - für GBV-Obmann Karl Wurm „ein ziemlich bitterer Beigeschmack“. Mit minus 18 Prozent auf 14.600 geförderte Wohnungen schrumpfte die Förderleistung fast zur Gänze in dem besonders stark nachgefragten Segment.

Obgleich die aktuelle Zahl geförderter Mietwohnungen über dem Tief von 2011/12 liege, könne der steigende Bedarf nach finanzierbaren Wohnungen damit keineswegs abgedeckt werden, sagte Wurm im Jahrespressegespräch des Verbandes der gemeinnützigen Bauvereinigungen. „Wir schleppen schon eine Förderlücke der letzten Jahre mit. Um diese auszugleichen, müsste die Wohnbauförderleistung eigentlich um 3.500 Mietwohnungen zusätzlich ausgeweitet werden.“

Baugrundpreise verschärfen Dynamik

Vor allem der Mangel an günstigem Bauland lässt Bauträger verstärkt auf frei finanzierte Bauten ausweichen, da sich geförderte Bauten für sie immer weniger rentieren. Wenn die erlaubte Höchstgrenze zur Inanspruchnahme von WBF-Geldern ein Grundstückspreis von 250 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche sei, faktisch aber erst ab 500 Euro/Quadratmeter Flächen zu haben seien, so müsse jemand zusätzlich zu den 500 noch 250 Euro „dazufinanzieren“, damit sich der geförderte Teil rechnet.

Bei 1.000 Euro pro Quadratmeter, was schon Usus sei, brauche man „jemanden, der die 750 Euro Differenz zu seinen 1.000 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche dazuzahlt. Denn zu 1.750 Euro nur für den Grund allein zu verkaufen - das geht nur noch in Bestlagen“, sagte Wurm.

Strengere Vorschriften reduzieren Nutzfläche

Solche und andere Kostensteigerungen sollte sich künftig ein „Baukostensenkungsbeirat“ vorknöpfen, dessen Installierung der GBV-Obmann verlangte. Wurm nannte zwei Beispiele aus jüngster Zeit, die auf den ersten Blick ganz harmlos erscheinen würden. So müssten sich etwa in Wien aus technischen Gründen - wegen druckbelüfteter Umschaltungen - Strom-Trafostationen künftig im Erdgeschoß befinden und seien nicht mehr im Keller möglich, damit gehe Nutzfläche verloren. Und die Aufzugsräume oberhalb von Aufzügen müssten derzeit nicht mannshoch sein, ab 2017 aber schon; damit gehe dann etwas von der Gebäudehöhe verloren bzw. von den Nutzflächen.

2016 weniger gemeinnützige Wohnungen

Die 187 gemeinnützigen Bauvereinigungen stellten im Vorjahr in Österreich rund 18.500 neue Wohnungen fertig, ein Anstieg um 17 Prozent oder 2.740 Einheiten. Für 2016 erwarten sie aber einen Rückgang um 24 Prozent oder 4.500 Einheiten auf 14.100 Neubauwohnungen. 2017 dürfte es nur ein kleines Plus von sechs Prozent auf 14.800 geben.

Das rapide Bevölkerungswachstum und die seit Jahren schwächelnde Wohnbauförderleistung würden die Wohnungsknappheit verschärfen. Speziell für preisgünstige Mietwohnungen würden die Vormerklisten der GBVs immer länger, in den letzten fünf Jahren sei die Zahl der Wohnungsnachfrager um über 50 Prozent gestiegen, berichtete der Obmann.

Starker Rückgang bei Mehrgeschoßbauten

Ursache des größer werdenden Wohnungsfehlbestands der Städte sei der Einbruch im geförderten Geschoßwohnungsbau. Dieser sank zwischen 2010 und 2013 um 30 Prozent auf im Schnitt rund 15.000 fertige Wohnungen im Jahr, sodass der Neubau geförderter Mietwohnungen in der Zeit fast ganz von den Gemeinnützigen getragen wurde.

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