„Kommt Kriegsverbrechen gleich“
Im krisengebeutelten Libyen herrschen nach Angaben der Vereinten Nationen weiter Gewalt und Willkür. Im jüngsten UNO-Bericht wurde dringend dazu aufgerufen, die Straflosigkeit der Verbrechen zu bekämpfen und die Justiz zu stärken.
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Fünf Jahre nach dem Sturz des langjährigen Diktators Muammar al-Gaddafi mit Unterstützung westlicher Staaten herrsche Chaos, heißt es in dem Ende Februar in Genf veröffentlichten Bericht. „Einer Vielzahl an Akteuren - sowohl staatlichen als auch nicht staatlichen - werden schwerwiegende Verletzungen und Missbrauch vorgeworfen, die in vielen Fällen Kriegsverbrechen gleichkommen können“, sagte der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein.
Willkürliche Attacken und Inhaftierungen
Die UNO-Organisation beschreibt zahlreiche unrechtmäßige Tötungen in allen Konfliktzonen. Dazu zählten auch Ermordungen von entführten und verhafteten Menschen. Die Täter seien unter fast allen bewaffneten Gruppen zu finden. Viele Attacken scheinen laut dem Bericht willkürlich. Die betroffene Bevölkerung, etwa in Bengasi und Tripolis, werde außerdem nicht ausreichend vor den wahllosen Anschlägen geschützt.

Reuters/Amr Dalsh
Kinder wachsen in Libyen mit Gewalt als ständigem Begleiter auf
Seit dem Sturz Gaddafis seien Tausende willkürliche Inhaftierungen dokumentiert. Großteils seien sie ohne ausreichende Überprüfung eines Haftgrundes geschehen. In Gefängnissen ist laut UNO zum Teil tödliche Folter weit verbreitet. Besonders schwierig scheint die Situation in Libyen für die Jüngsten. In einigen Fällen würden Kinder für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) rekrutiert. Sie hätten religiöse und militärische Trainings absolvieren und Videos von Enthauptungen ansehen müssen. Es soll auch zu sexuellem Missbrauch gekommen sein.
Justiz versagt
Für Hochkommissar Hussein ist die völlige Straflosigkeit der Taten und das systematische Versagen des Justizsystems besonderer Grund zur Sorge. Seit 2014 seien viele Richter und Staatsanwälte Opfer von Morden, Bombenangriffen, Überfällen und Entführungen geworden. „In Abwesenheit eines umfassenden Schutzes kann die Justiz nicht für Gerechtigkeit sorgen“, heißt es in dem Bericht.
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