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Mit dem Elektrowagerl zur Wohnungstür

Bei der Pressekonferenz zur Jahresbilanz für das Geschäftsjahr 2015 hat Post-Chef Georg Pölzl am Donnerstag in Wien zunächst Zahlen sprechen lassen: 832 Euro Prämie soll jeder Mitarbeiter bekommen, was sich an der vorgeschlagenen Dividende von 1,95 Euro je Aktie orientiere. Interessanter waren freilich die vorgestellten Pläne für die Zukunft.

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Post-Kunden will man mit neuen Services bei der Stange halten: Im Laufe des Jahres sollen die Abendzustellung und eine Haustürlösung sowie die Onlineidentifizierung kommen. Mit der Zustellung zwischen 17.00 und 21.00 Uhr werde ein „signifikanter Schritt“ in Richtung Lebensmittelzustellung gesetzt, so Pölzl. Ein Pilotversuch läuft bereits in Linz. Wann es österreichweit losgeht, ist laut Pölzl noch offen. Im Herbst startete die Post bereits mit der Samstag-Zustellung von Paketen.

Schlaufe unter der Wohnungstür

Spätestens zum Weihnachtsgeschäft großflächig im Einsatz sein sollen zudem versperrbare Empfangsboxen für Pakete, die direkt vor der Haustür platziert werden. Der Postler legt die Ware hinein, eine Schlaufe, die unter der Tür durchgezogen wird, soll das Wegtragen durch Unbefugte verhindern. Inwieweit diese Boxen tatsächlich diebstahlsicher sind, wird sich jedoch erst weisen müssen.

Lockbox-System

lockboxsystem.com

Die deutsche Firma Lockbox befestigt ihre Empfangskisten bereits per Schlaufe

Denn das System mutet zumindest in der Theorie etwas rustikal an - es findet aber in Deutschland über Privatanbieter wie Lockbox erfolgreich Anwendung. Das Unternehmen ist in mehreren Großstädten wie Berlin, Hamburg und Köln aktiv. Der Vorteil dieses Systems liegt auf der Hand: Empfänger können ihre Postsendungen auf diese Weise nicht mehr versäumen.

Onlineidentifizierung über Videotelefonie

Auch auf digitaler Ebene rüstet sich die Post für die Zukunft. Sie führt die Möglichkeit einer Onlineidentifizierung ein, die über Videotelefonie im Livechat läuft. Damit muss man zum Beispiel für die Einrichtung eines Nachsendeauftrages nicht mehr notwendigerweise in eine Filiale kommen oder eine Handysignatur verwenden. Eine App dazu soll es in zwei bis vier Wochen geben. Wem das wahlweise zu futuristisch oder zu umständlich ist: Die Registrierung über die bisher üblichen Wege wird auch weiterhin möglich sein.

Allgemein sieht Pölzl beim Onlinegeschäft erheblichen Handlungsbedarf in der Branche. „60 Prozent des Privatkundengeschäftes kommt hier aus dem Ausland“, so Pölzl mit Verweis auf Amazon, Zalando und Co. Dem will er mit der Onlineplattform Shöpping.at begegnen. Amazon ist im Onlinegeschäft der wichtigste Kunde der teilstaatlichen Post AG.

Zustellwagerln mit Elektromotoren

Die Zukunft begann in Sachen Zustellung bei der Post aber ohnehin längst: Damit es mit den Postsendungen leichter bergauf geht, testet das Unternehmen derzeit in vier Wiener Gemeindebezirken neue Zustellwagerln mit Elektromotoren. So soll der Transport der Briefe und Pakete - mit insgesamt bis zu 80 Kilogramm - erleichtert werden. Mit den 15 Wagen sollen Mitarbeiter nicht nur Steigungen einfacher meistern können, mit Stollen im Profil der Reifen kann jedem Wetter getrotzt werden - man kommt nicht ins Rutschen.

Post-Zustellwagerl mit Elektromotor

ORF

Mit motorisierten Zustellwagerln lassen sich Steigungen leichter bewältigen

Seit Anfang des Jahres sind österreichweit auch einige Dutzend Postmitarbeiter mit Jetflyern unterwegs. Die dreirädrigen Elektroroller sind vorwiegend im ländlichen Raum im Einsatz und bringen es auf 45 Kilometer die Stunde. Die Mitarbeiter, die mit den Jetflyern unterwegs sind, wurden extra auf die Geräte eingeschult.

Verkauf eines Sorgenkindes

Schlussendlich gab es bei der Pressekonferenz aber selbstverständlich auch Informationen zur Jahresbilanz 2015. Das Unternehmen fuhr 2015 einen Gewinn (Ebit) von 89 Mio. Euro ein, im Jahr zuvor waren es noch 196,9 Mio. Euro. Grund für den Rückgang war im Wesentlichen der Verkauf des deutschen Sorgenkindes trans-o-flex. Ohne diesen wäre das Ebit bei 198 Mio. Euro gelegen.

Der Umsatz legte um 1,6 Prozent auf 2,402 Mrd. Euro zu, wobei das Briefgeschäft um 0,9 und der Paketbereich um 2,9 Prozent wuchs. Für 2016 werden eine stabile Umsatzentwicklung und ein Gewinn auf Vorjahresniveau erwartet. „Es wird nicht einfacher, aber es bleibt stabil“, meinte Pölz. Eine Tariferhöhung im Briefgeschäft schloss er für heuer aus. Die Zukunft kann also kommen.

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