D: Presserat bleibt bei Regeln zu Herkunftsnennung
Medien sollen auch künftig nur dann Religion oder Nationalität von Straftätern nennen, wenn es einen „begründeten Sachbezug“ zur Tat gibt. Der Deutsche Presserat lehnte es gestern ab, die entsprechende Richtlinie 12.1 im Pressekodex zu ändern.
Die Zurückhaltung in dieser Frage soll die Diskriminierung von Minderheiten verhindern. Insbesondere nach den massenhaften Übergriffen von Männern nicht deutscher Herkunft auf Frauen in der Silvesternacht in Köln war eine Debatte über diese Regelung aufgeflammt.
Bei vielen Medien ist die Richtlinie umstritten. Die „Rhein-Zeitung“ aus Koblenz kündigte an, sich künftig nicht mehr daran gebunden zu fühlen. Auch in den heimischen Redaktionen ist der Umgang mit der Frage vielfach ein Thema - die anerkannte Praxis ist bisher ähnlich derjenigen in Deutschland.
„Überzeugt, dass wir sie nicht ändern müssen“
„Die Richtlinie bleibt, wie sie ist“, sagte Lutz Tillmanns, Geschäftsführer des Presserats. „Es gab eine ganz breite Mehrheit dafür.“ Zuvor hatte das Selbstkontrollorgan in nicht öffentlicher Sitzung diskutiert. „Wir sind überzeugt, dass wir sie nicht ändern müssen“, sagte Tillmanns. „Sie ist kein Sprachverbot und kein Maulkorb für Redaktionen. Sie sind autonom in ihrer Arbeit und sollen es auch bleiben.“
Leitfaden geplant
Es gebe allerdings bei vielen Medien eine große Unsicherheit, räumte Tillmanns ein. „Wir haben das nicht nur zur Kenntnis genommen. Wir wollen den Redaktionen auch jede erdenkliche Hilfestellung geben.“ Gedacht sei unter anderem an einen Leitfaden mit Kriterien für Entscheidungen im Redaktionsalltag: „Er soll zügig fertig werden, innerhalb der nächsten Monate.“
Gegenmodell der „Sächsischen Zeitung“
Die „Sächsische Zeitung“ erwägt dagegen, die Herkunft von Straftätern in der Berichterstattung künftig generell anzugeben. Chefredakteur Uwe Vetterick, der an der Sitzung des Presserats teilgenommen hatte, schlug dabei vor, künftig konsequent die Nationalität zu nennen, egal ob es sich dabei um Deutsche handle oder um Ausländer.