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„Gigant der Musik“

Der legendäre britische Musikproduzent Sir George Martin, der den Beatles den Weg zum Weltruhm geebnet hat, ist tot. Er sei im Alter von 90 Jahren gestorben, teilte Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr am Mittwoch via Twitter mit.

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„Gott segne George Martin, Frieden und Liebe für Judy und seine Familie“, schrieb der 75-Jährige in einem weiteren Tweet: „Wir werden George vermissen.“ Der Musikmanager Adam Sharp, Gründer von CA Management, bestätigte die Nachricht gegenüber Agenturen. „Er war einer der kreativsten Köpfe der Musik und bis zuletzt ein Gentleman“, so Sharp. Der britische Premier David Cameron würdigte Martin auf Twitter als „Giganten der Musik“. Ex-Beatle Paul McCartney sagte, Martin sei wie ein „zweiter Vater“ für ihn gewesen. Der Produzent habe der Geschichte der britischen Musik seinen Stempel aufgedrückt.

Martin galt wegen seiner bedeutenden Rolle für den Erfolg der britischen Band als „fünfter Beatle“, wobei er die Bezeichnung stets zurückwies. Der in London geborene Martin startete seine Karriere als Toningenieur für Parlophone in den 1950ern. Der Sohn eines Londoner Handwerkers hatte an der renommierten Londoner Guildhall School of Music studiert, zunächst professionell Oboe gespielt und war 1955 mit nur 29 Jahren an die Spitze des Plattenlabels Parlophone gerückt.

Toningenieur mit dem richtigen Händchen

Unter Martin änderte sich die Ausrichtung des Labels. Statt wie bisher auf die Aufnahmen klassischer Musikstücke verschob sich der Fokus hin zur Produktion von Audiokomödien mit Größen wie Peter Sellers und Jazz. Der Durchbruch als Musikproduzent gelang ihm Anfang der 1960er, als er mit The Temperance Seven seinen ersten Nummer-eins-Hit feierte.

Etwa gleichzeitig startete Martin seine Kooperation mit den Beatles. Mit seinen Methoden habe Martin die Art, Popmusik aufzunehmen, revolutioniert, so Manager Sharp. Zudem bewies der Produzent ein Händchen für die richtige Songauswahl. So war es Martin, der „Love Me Do“ zur ersten je von den Beatles veröffentlichten Single auserkor. Er war es auch, der der Band ihren ersten Plattenvertrag verschaffte.

Musikproduzent George Martin im Jahr 2008 mit Ringo Starr

APA/AFP/Robyn Beck

Ringo Starr und George Martin

Daneben hoben Martin und die Beatles die Zusammenarbeit zwischen Produzent und Künstler auf ein damals neues Level. Während andere Produzenten wie Phil Spector die Songs für die Künstler schrieben, hatten bei den Beatles John Lennon und McCartney die Oberhand; Martin verlegte sich rein auf die Umsetzung der Songwriting-Ideen.

Das Album als Kunstform

Für das Quartett aus der englischen Hafenstadt Liverpool produzierte Martin unter anderem „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“, „Revolver“, „Rubber Soul“ und „Abbey Road“. Martin sei es zu verdanken, dass das Album zur Kunstform wurde und nicht mehr nur Beiwerk zu Hitsingles war, so Musikmanager Sharp.

Martin gewann insgesamt sechs Grammys, wurde 1996 zum Ritter geschlagen und drei Jahre später in die Rock ’n’ Roll Hall of Fame aufgenommen. Nachdem sich die Band aufgelöst hatte, baute Martin die berühmten Air Studios auf der Karibik-Insel Montserrat, wo unter anderen Dire Straits, Phil Collins, Elton John und Michael Jackson Musik aufnahmen. 1997 war er an der Produktion von Elton Johns Megahit „Candle in the Wind“ beteiligt, der bis heute meistverkauften Single.

Mit der Musik der Beatles arbeitete Martin allerdings noch über Jahrzehnte - 2006 etwa produzierte er mit seinem Sohn das Remix-Album „Love“. „Das ist das allerletzte Mal, dass ich an irgendeiner Beatles-Platte arbeite“, sagte er anlässlich der Veröffentlichung, „ich bin 80 Jahre alt, Himmelherrgott.“

„Der größte britische Produzent aller Zeiten“

Auch James-Bond-Darsteller Roger Moore (88) trauerte um den vielfach ausgezeichneten Produzenten, der die Musik von Moores erstem 007-Film „Leben und sterben lassen“ (1973) komponiert hatte. „Wie sehr traurig, aufzuwachen mit der Nachricht, dass Sir George Martin uns verlassen hat. Er sorgte dafür, dass mein erster Bond-Film brillant klang!“, twitterte der Schauspieler. Produzentenkollege Mark Ronson (40), der unter anderem mit Amy Winehouse gearbeitet hat, schrieb: „Danke, Sir George Martin: der größte britische Musikproduzent aller Zeiten. Wir werden nie aufhören, in der Welt zu leben, die du mitgeschaffen hast.“

Beatles bleiben Tourismusmagnet

Die Faszination für die Beatles ist indes auch vier Jahrzehnte nach der Auflösung der Band ungebrochen. Allein ihrer Heimatstadt Liverpool spülen sie nach wie vor Millionen in die Kassen. Auf rund 82 Millionen Pfund (106 Mio. Euro) pro Jahr beläuft sich die Summe, die der Beatles-Tourismus der nordwestenglischen Stadt einbringt, wie eine Studie im Auftrag der Stadt ergab.

Der ungebrochene Beatles-Boom garantiere damit mehr als 2.300 Arbeitsplätze, heißt es in der kürzlich vorgestellten Studie „Das Beatles-Erbe in Liverpool und die Folgen für Wirtschaft und Kultur“. Pro Jahr kämen mehr als 30 Millionen Tagesbesucher, mehr als zwei Millionen Gäste blieben über Nacht.

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