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Eine Frage der Formulierung

Es ist ein wichtiger Meilenstein für die Zukunft mit selbstfahrenden Auto: Die US-Verkehrssicherheitsbehörde stellte Mitte Februar fest, dass Computer grundsätzlich als Fahrer anerkannt werden können.

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Zugleich schränkte sie aber auch ein, dass das aktuelle Regelwerk an vielen Stellen eindeutig Menschen am Steuer und entsprechende Kontrollmechanismen wie Pedale voraussetze. Google wollte von der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) vor allem wissen, wie sie zur Idee komplett vom Computer gesteuerter Autos ohne Lenkrad, Pedale und Lichtschalter steht. Die Behörde sieht hier zum Teil wenig Spielraum für eine Interpretation.

Etwa bei Bremsen werde derzeit eindeutig gefordert, dass sie sich per Fuß oder Hand bedienen lassen müssten. Deshalb müssten Bedienelemente dafür im Auto vorhanden sein, genauso wie etwa Lichtschalter - auch wenn die Behörde das Argument von Google verstehe, dass der Mensch mit seinem Eingreifen Schaden anrichten könne. Google könne eine Ausnahme für seine Fahrzeuge beantragen.

„Was auch immer es fährt“

Historisch könnte aber die Feststellung sein, dass automatische Systeme rechtlich als Fahrer eines Fahrzeugs gelten können. „Wenn kein menschlicher Insasse das Fahrzeug fahren kann, ist es sinnvoller, als Fahrer das anzuerkennen, was auch immer es fährt“, schrieb die Behörde in ihrer Antwort an den Internetkonzern. Man stimme Google zu, dass sein selbstfahrendes Auto keinen „Fahrer“ in dem seit über 100 Jahren gängigen traditionellen Sinne haben werde. Zugleich mache das auch neue Prüfverfahren für die Technik notwendig, die es derzeit nicht gebe.

Ein selbstfahrendes Auto von Google

AP/Tony Avelar

Googles selbstfahrendes Auto gibt es in mehreren Varianten - etwa als Toyota Lexus. Am bekanntesten ist derzeit wohl die halbkugelförmige Form.

Offene Frage der Haftungen

Die Position der NHTSA könnte weitreichende Folgen haben. Die ungelöste Frage der Haftung bei Unfällen ist ein zentrales rechtliches Hindernis für selbstfahrende Autos. Nach den aktuellen Regelungen ist stets der Mensch hinter dem Lenkrad verantwortlich. Volvo preschte im vergangenen Jahr mit der Ankündigung vor, man werde die Haftung übernehmen, wenn autonom fahrende Autos in Unfälle verwickelt werden.

Google will bei seinen elektrischen Zweisitzern für den Stadtverkehr die Steuerung dem Computer überlassen und auf Lenkrad und Pedale komplett verzichten. Das könnte aber noch ein wenig dauern: Zuletzt sorgte ein Unfall eines selbstfahrenden Autos von Google mit einem Bus für Schlagzeilen: Die Software sei von einer falschen Annahme ausgegangen, dass der Fahrer des Busses abbremse und das Auto durchlasse. Der Google-Mutterkonzern Alphabet räumte ein, einen Teil der Verantwortung für den Unfall zu tragen.

Autokonzerne setzen weiter auf Lenker

Chefentwickler Chris Urmson argumentiert, dass Menschen im autonom fahrenden Auto zu viel Zeit brauchten, um eine gefährliche Situation einzuschätzen und zu reagieren. Auch Autohersteller sehen das Problem. Sie setzen aber eher auf Systeme, die den Fahrer beobachten und möglichst frühzeitig warnen sollen.

Der Chef des US-Elektroautoherstellers Tesla, Elon Musk, sieht dagegen das Ende konventioneller Automobile schon sehr bald kommen. Bereits in 15 Jahren seien alle Autos selbstfahrend, sagte Musk Ende Jänner auf einer Konferenz in Hongkong. Lenkräder seien irgendwann nur noch eine ferne Erinnerung: „Langfristig gesehen wird es in den meisten Autos gar kein Lenkrad mehr geben - das wird man extra bestellen müssen.“

Tesla will bis 2018 ein komplett selbstfahrendes Auto anbieten können. Derzeit sucht das Unternehmen 1.600 Softwareingenieurinnen, die helfen sollen, es zu entwickeln und zu bauen. Das Tesla-System „Autopilot“ hat bereits Funktionen wie „Summon“ - damit kann eine Fahrerin ihr Auto aus der Garage zu seinem Standort fahren lassen.

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