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„Dieses Schwarz ist das Dynamit der Kunst“

In der Kunstwelt ist ein Streit über die Verwendung von Vantablack ausgebrochen. Die Farbe gilt als das schwärzeste Schwarz, sie absorbiert 99,96 Prozent des Lichts und lässt Objekte im Auge des Betrachters ihre Form verlieren. Die Firma NanoSystems, die Vantablack entwickelt hatte, erklärte, der Gebrauch der Farbe sei künftig im Bereich der Kunst exklusiv Anish Kapoor vorbehalten.

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In anderen Bereichen könne die Farbe weiterhin benutzt werden, so die britische Firma. Vantablack war ursprünglich für die Nutzung im militärischen sowie im Bereich Luftfahrt entwickelt worden. Das Pigment macht etwa Tarnkappenbomber für das Radar unsichtbar. Auch bei Satelliten kommt es Medienberichten zufolge zum Einsatz.

Dass NanoSystems die 2014 entwickelte Farbe allein dem in Großbritannien lebenden Inder Kapoor zur Verfügung stellt, sorgt bei anderen Künstlern für Empörung. „Wir sollten es benutzen dürfen. Es ist nicht recht, dass es einem Mann gehört“, sagte der Maler Christian Furr der Zeitung „Mail on Sunday“.

Unmut über „Monopol“

Furr, der jüngste britische Maler, der je die Queen porträtieren durfte, plante selbst eine Werkserie mit dem schwärzesten Schwarz. Dementsprechend groß ist sein Ärger: „Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Künstler ein Material monopolisiert“, so Furr. Viele der größten Künstler wie William Turner und Francisco de Goya liebten die Verwendung von Schwarz. „Dieses Schwarz (Vantablack, Anm.) ist das Dynamit der Kunstwelt“, sagte Furr.

„Kann ein Künstler wirklich eine Farbe besitzen?“, fragte auch der „Guardian“ skeptisch. Allerdings schrieb die Zeitung, der aus Indien stammende britische Bildhauer sei wegen seiner Liebe zu „tiefen, dunklen, sinnlichen Farben“ „der ideale Künstler, um mit diesem freakigen Schwarz zu experimentieren“.

Wie ein schwarzes Loch

Faszinierend sind nicht nur die Eigenschaften von Vantablack, sondern auch die dahinterliegende Technologie. Das Material besteht aus Kohlenstoffnanoröhrchen, die so angeordnet sind, dass sie Licht beinahe vollständig schlucken. Ein damit beschichteter Gegenstand verliere alle erkennbaren Formeigenschaften, schrieb das Magazin „Spektrum der Wissenschaft“. Ben Jensen, Chefentwickler der Firma, sagte gegenüber dem „Independent“, es sei, „als würde man in ein Loch starren, als wäre dort nichts“.

Klein-Blau und Sparkassen-Rot

Der Streit über das schwärzeste Schwarz ist nicht der erste über die Exklusivnutzung einer Farbe. Im Vorjahr etwa sicherte sich der Verlag Langenscheidt die Rechte am charakteristischen Gelb seiner Wörterbücher. Zwischen Unilever und Beiersdorf tobte ein Rechtsstreit über die Nutzung von Nivea-Blau, einen Disput gab es zudem über das klassische Sparkassen-Rot.

Auch in der Kunstwelt ist es keineswegs neu, dass jemand eine Farbe patentieren lässt. Der französische Künstler Yves Klein sicherte sich in den 1960er Jahren die Rechte an International Klein Blue (IKB). Klein nutzte die Farbe bei Performances, in denen er nackte Models damit bespritzte. Nach dem Tod des Franzosen wurde IKB weiterverwendet - zum Beispiel von der Blue Man Group.

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