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Starker Regen überschwemmt Zelte

Tausende Flüchtlinge warten weiter an der griechisch-mazedonischen Grenze bei Idomeni-Gevgelija auf die Weiterreise. Bis Dienstagnachmittag stieg die Zahl der bei starkem Regen ausharrenden Menschen laut Medienberichten auf mehr als 9.000. Diejenigen, die keinen Platz in dem Aufnahmezentrum finden, haben mittlerweile ihre Zelte auf den umliegenden Feldern aufgeschlagen.

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Wegen des starken Regens wurden in den frühen Morgenstunden zahlreiche kleinere Zelte überschwemmt. Etwa 250 Neuankömmlinge mussten laut einem Reporter des Belgrader TV-Senders RTS die Nacht überhaupt unter freiem Himmel verbringen. Wie bereits in der Vergangenheit gab es nicht genügend Zelte, es fehle auch an Nahrung und weiterhin an entsprechender medizinischer Hilfe, berichtete der Sender. Über die Zahl der Flüchtlinge, die die Grenze nach Mazedonien passieren konnten, gab es zunächst keine Angaben.

Mazedonien stockt Sicherheitskräfte auf

Dutzende Menschen forderten lautstark die Öffnung des mazedonischen Grenzzauns. Um die Mittagszeit versammelten sich rund hundert Personen und skandierten „Öffnet die Grenze“. Sie riefen die anderen Flüchtlinge auf, sich zum etwa 200 Meter entfernten Zaun zu begeben, um dort für einen freien Zugang nach Mitteleuropa zu demonstrieren. Zu Ausschreitungen kam es zunächst nicht, wie der griechische öffentlich-rechtliche Rundfunk (ERT) weiter berichtete.

Angesichts der angespannten Situation schickt Mazedonien zusätzliche Polizisten und Soldaten an die Grenze. Wie der regierungsnahe TV-Sender Telma berichtete, wurden rund 700 zusätzliche Polizisten und Soldaten an der Grenze stationiert.

Tsipras droht mit Gipfelblockade

Angesichts der dramatischer werdenden Lage pocht Regierungschef Alexis Tsipras auf die zugesagte Verteilung von Flüchtlingen in ganz Europa. Sollte das nicht endlich umgesetzt werden, drohte er die Beschlüsse des EU-Türkei-Gipfels am Montag in Brüssel zu blockieren. Tsipras kritisierte die Grenzblockade Mazedoniens: „Diese Alleingänge sind inakzeptabel. Die Flüchtlingskrise kann nicht ein Land allein bewältigen“, sagte er in einem Interview des ZDF-Magazins „Frontal 21“. „Wenn wir es nicht schaffen, eine gemeinsame Lösung zu finden, dann wird das nicht nur ein Problem für Griechenland, es wird unsere gemeinsame Zukunft in Europa gefährden.“

In einem weiteren Interview kritisierte Tsipras Österreich scharf. Die Regierung in Wien sei durch Einführung der „Obergrenzen“ für die Abriegelung der Balkan-Route verantwortlich. Kanzler Werner Faymann habe aus „politischer Panik“ reagiert, sagte Tsipras dem Sender Star TV. Wegen der schlechten Umfragewerte vor anstehenden Wahlen mache Faymann „ruckartige Bewegungen“, sagte Tsipras. Die FPÖ kritisierte in einer Aussendungen die Äußerungen Tsipras’.

NGOs warnen vor Balkan als Pufferzone

Hilfsorganisationen warnen unterdessen, dass der Balkan zunehmend zu einer Pufferzone in der Flüchtlingskrise werde, in die viele Menschen abgeschoben werden. Weder Mazedonien noch Serbien seien in der Lage, die interkontinentale Migration aufzuhalten, sagte der Leiter des Belgrader Zentrums für Asylhilfe, Rados Djurovic, am Dienstag. Von den Flüchtlingen werde die Region nur als ein Hindernis auf ihrem Weg Richtung Mittel- und Nordeuropa betrachtet.

Flüchtlinge

APA/AFP/Sakis Mikrolidis

Flüchtlinge auf dem Weg zum Grenzübergang Idomeni

In Serbien trafen in der Nacht auf Dienstag rund 190 Flüchtlinge ein, im nordmazedonische Tabanovce harren zugleich weiterhin etwa 600 Menschen aus, die nicht weiterreisen können. Etwa so hoch liegt auch die Zahl jener Flüchtlinge im südserbischen Presevo, die von Kroatien nach Serbien zurückgeschoben wurden. Im westserbischen Sid an der Grenze zu Kroatien stieg die Flüchtlingszahl unterdessen auf 1.000. Entsprechend den neuesten Regeln auf der Balkan-Route dürften höchstens 580 im Lauf des Tages ihre Reise nach Kroatien fortsetzen. In den vergangenen Tagen war die Zahl der Durchreisenden aber wesentlich niedriger.

Sieben neue Lager

Die Regierung in Athen rechnet damit, dass wegen der Schließung der Grenze zu Mazedonien in den kommenden Tagen mehr als 100.000 Migranten in Griechenland festsitzen könnten. In der griechischen Hafenstadt Piräus wurde am Dienstag wieder die Ankunft von gut 1.000 Menschen von den Ägäis-Inseln erwartet. Sie waren in den vergangenen Tagen aus der Türkei übergesetzt. Das teilte die Küstenwache mit. In der Ostägäis herrschen zurzeit starke Winde. Die Flüchtlingsbewegung habe deshalb etwas nachgelassen, sagte ein Offizier der Küstenwache der dpa. Das griechische Militär arbeitet weiter auf Hochtouren am Bau neuer Aufnahmelager. Um die Situation bei Idomeni zu entschärfen, werden sieben neue Lager für mehr als 20.000 Menschen südlich der Grenze gebaut.

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