Glas als Datenspeicher für die Ewigkeit

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Daten gespeichert in Glas – was Science-Fiction-Filme bereits vorzeigen, könnte sehr bald Realität werden. Forscher des Optoelectronics Research Centre (ORC) der Universität Southampton entwickelten Speicherscheiben aus Quarzglas, die Platz für bis zu 360 Terabyte (das entspricht rund 76.000 DVD-ROMs) bieten soll.

Screenshot der Twitterseite der Universität von Southampton zeigt Datenspeicher aus Glas

Screenshot: https://twitter.com/unisouthampton

Erst der Anfang: Die Menschenrechte in Glas gegossen

Die hohe Speicherdichte wird laut den Forschern durch Nanostrukturen erreicht, die in das Glas eingeprägt werden. Beschrieben werden die Glasplatten mit einem Laser mit extrem kurzen Lichtpulsen.

Sie dauern nur wenige Femtosekunden – ein winziger Bruchteil einer Sekunde. In einer Femtosekunde legt das Licht gearde einmal eine Strecke von 0,3 Mikrometern zurück. Die Strecke ist etwa hundertmal kleiner als der Durchmessser eines menschlichen Haares.

Extrem hitzebeständig

Neben der hohen Speicherdichte zeichnet die Glasplatten noch eine weitere Eigenschaft aus. Sie sollen laut den britischen Wissenschaftlern die Daten für eine sehr lange Zeit erhalten. Die Forschergruppe nennt eine nahezu unbegrenzte Lebensdauer. Darüber hinaus würden die Glasplatten eine Temperatur von bis 1.000 Grad Celsius überstehen. Bei einer Durchschnittstemperatur von 190 Grad Celsius hält der Speicher laut Forschern immer noch 13,8 Milliarden Jahre.

Technologie vor drei Jahren vorgestellt

Der Technologie hinter dem Speicher gaben die Forscher den Namen „5-D“. Die Bezeichnung weist auf die Methode hin, Bits durch jeweils fünf Merkmale zu definieren. So wird die Position der Bits in den drei Schichten der Nanostrukur, ihre Größe und ihre Ausrichtung, festgehalten.

Vorgestellt wurde die „5-D“-Technologie bereits 2013. Damals war die Speichergröße freilich erheblich eingeschränkt. Die Forscher konnten damals lediglich 300 Kilobyte Text auf dem Medium festhalten – etwa 300 Din-A4-Seiten Text. Nun sei man soweit, die „Geschichte der menschlichen Zivilisation“ für immer zu sichern, sagte Projektleiter Peter Kazansky.

Freilich gehen auch die nun von den Forschern vorgestellten Beispiele kaum über diese Datenmenge hinaus: Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die Magna Carta, Isaac Newtons Buch „Opticks“ und die King-James-Bibel haben die Wissenschaftler als digitale Kopien auf dem Datenträger bisher gespeichert. Jetzt wollen sie den Speicher gemeinsam mit Industriepartnern marktreif machen.