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Mit billigem Öl zurück auf dem Weltmarkt

Nach der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen wegen seines Atomprogramms markiert der Supertanker „Atlantas“ den nächsten Meilenstein für den Iran. Es handelt sich um den ersten von drei Tankern, mit denen der Iran nun ins derzeit heiß umkämpfte Ölgeschäft zurückkehrt.

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Die vom französischen Energiekonzern Total gecharterte „Atlantas“ wurde laut Angaben des staatlichen iranischen Ölkonzerns National Iranian Oil Corporation (NIOC) am Wochenende mit rund zwei Millionen Barrel Öl beladen und befindet sich Medienberichten zufolge bereits auf dem Weg Richtung Europa.

Satellitenfoto des Khark Island Oil Terminals

Google Earth/TerraMetrics/DigitalGlobe

Der iranische Ölterminal auf der Insel Chark

Neben der „Atlantas“ haben nach Angaben der Wirtschaftsplattform Bloomberg mit der „Monte Toledo“ und der „Distya Akul“ schon zwei weitere Tanker am Ölterminal der iranischen Insel Chark angelegt. Diese sollen im Auftrag der spanischen Compania Espanola de Petroleso (CEPSA) und der Tocher des russischen Ölkonzerns Lukoil, Litasco, jeweils eine Million Barrel iranisches Öl nach Spanien bzw. Rumänien bringen.

Erste „Vorhut“

Nach mehr als vier Jahren sanktionsbedingter Pause ist der Iran laut „Wall Street Journals“ („WSJ“) nun zurück auf dem Weltmarkt. Der Fokus liege auf Kundschaft aus Europa und Asien, wo eine „Flut an neuem Öl“ erwartet werde. Ganz in diesem Sinn bezeichnete der deutsche Nachrichtensender n-tv die drei ersten mit iranischem Öl beladenen Tanker als „Vorhut für die erwartete Ölschwemme“.

Nach Angaben des stellvertretenden iranischen Ölministers Rokneddin Dschawadi sei die Ölproduktion des Landes zuletzt bereits auf 400.000 Barrel erhöht worden. Mit der bereits angekündigten Aufstockung auf 500.000 Barrel pro Tag will der Iran weitere der wegen der jahrelangen Wirtschaftssanktionen verloren gegangenen Marktanteile zurückerobern.

Unklar ist, wie viel Öl die Islamische Republik in den vergangenen Jahren nach Europa geliefert hat. Auf dem Rekordhoch 2011 hatte der Iran insgesamt mehr als drei Millionen Barrel pro Tag exportiert. Mit der Verschärfung der Sanktionen sanken die Ausfuhren auf etwas mehr als eine Million Barrel pro Tag. Seit Mitte Jänner sind die westlichen Wirtschaftssanktionen wieder aufgehoben. Grundlage dafür war die im Sommer 2015 erzielte Einigung im Atomstreit mit dem Westen.

Saudi-Arabien und Russland unter Druck

Ungeachtet eines ohnehin niedrigen Ölpreises setzt der Iran hier offenbar auf Preisnachlässe. Wie Reuters mit Verweis auf Insider zuletzt berichtete, sei der durchschnittliche Preis für die Sorte Iranian Heavy um 6,4 Dollar (5,6 Euro) unter dem durchschnittlichen Wert für die Nordsee-Sorte Brent festgesetzt worden.

Auf dem Ölmarkt gibt es seit Längerem ein Überangebot, das durch zusätzliches Öl aus dem Iran noch vergrößert werden könnte. Die Preise für Rohöl brachen binnen eineinhalb Jahren um mehr als zwei Drittel ein. Allein aus diesem Grund kommt das iranische „Ölcomeback“ laut einem ARD-Bericht „zur falschen Zeit“. Die als veraltet geltenden iranischen Förderanlagen bedürften zwar noch einer „massiven Aufrüstung“ - derzeit stünden dennoch bereits angesammelte Reserven in Höhe von 30 Millionen Barrel für den Export bereit.

Vom iranischen Wiedereinstieg in das Ölgeschäft sind laut „WJS“ vor allem Saudi-Arabien und Russland betroffen. Ohnehin durch den niedrigen Ölpreis unter Druck geraten, hätten die beiden Länder in Europa bis zur Aufhebung der Sanktionen auch am meisten von den ausgebliebenen Lieferungen aus dem Iran profitiert.

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