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Taylor Swifts „1989“ Album des Jahres

Es war der fast ganz große Triumph: Kendrick Lamar hat bei den 58. Grammy Awards in Los Angeles Montagabend (Ortszeit) alle vier Preise in der Kategorie „Rap“ gewonnen. Zudem holte der Hip-Hop-Künstler den Preis für das beste Musikvideo. In der Königssparte „Bestes Album“ ging Lamar allerdings leer aus.

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Die Freude bei Lamar war dennoch groß: „Das ist für den Hip-Hop“, sagte er, als er das goldene Grammofon für das beste Rap-Album zu Beginn der Zeremonie im Staples Center entgegennahm. „Wir werden für immer leben.“ Lamar begeisterte Kritiker mit seinem Album „To Pimp a Butterfly“, das eine politische Botschaft gegen Diskriminierung und Polizeigewalt gegen Afroamerikaner in den USA sendet.

Lamars Song „Alright“, das mit seiner Zeile „Nigga, we gon’ be alright“ zu einer Hymne der „Black Lives Matter“-Bewegung gegen Polizeigewalt wurde, wurde in den Kategorien „Bester Rap-Song“ und „Beste Rap-Darbietung“ ausgezeichnet. Auch bei seinem Liveauftritt sparte der Künstler, der insgesamt elfmal nominiert war, aus der kalifornischen Hip-Hop-Hauptstadt Compton nicht mit Symbolik und kam in Ketten auf die Bühne.

Swift und Sheeran gewinnen wichtigste Kategorien

Gemeinsam mit Taylor Swift teilte sich Lamar den Preis für das beste Musikvideo (für Swifts Song „Bad Blood“). Die insgesamt siebenmal nominierte Swift eröffnete die Preisvergabe mit der Performance ihres Hits „Out of the Woods“. Der Rapper LL Cool J, der das fünfte Jahr in Folge die Zeremonie moderierte, rief das Publikum auf, an diesem Abend die „großartige Macht der Musik zu feiern“.

Taylor Swift bei den Grammys

AP/Invision/Matt Sayles

Taylor Swift gewann drei Grammys und eröffnete die Show mit ihrer Single „Out of the Woods“

Die 26-Jährige konnte sich dann auch über den Preis für das beste Gesangsalbum im Bereich Pop freuen. Swift ist die erste Künstlerin, die bereits zweimal in dieser Kategorie gewann. Ihre im Oktober 2014 veröffentlichte Platte „1989“ verkaufte sich in den Vereinigten Staaten mehr als 5,7 Millionen Mal. Einen Seitenhieb auf Kanye West, der Swift in seinem neuen Album „The Life of Pablo“ beleidigt und vorgibt, er habe sie berühmt gemacht, konnte sich die Sängerin nicht verkneifen. „Es wird immer Menschen geben, die deinen Erfolg untergraben oder deine Errungenschaften für sich beanspruchen wollen.“

Den Grammy für den Song des Jahres holte der britische Sänger Ed Sheeran mit „Thinking Out Loud“. Sheeran teilte sich die Auszeichnung mit der britischen Folksängerin Amy Wadge, die die Ballade mitgeschrieben hatte. Sheeran gewann auch den Grammy für die beste Pop-Solodarbietung. Der britische DJ Mark Ronson und der US-Sänger Bruno Mars holten mit ihrer Partyhymne „Uptown Funk“ den Grammy für die Single des Jahres.

Debütsieg für The Weeknd

Erstmals Preise heimste auch der siebenmal nominierte kanadische R&B-Nachwuchsstar The Weeknd ein. Mit „Earned it (Fifty Shades of Grey)“ holte er den Grammy für die beste R&B-Darbietung, seine Platte „Beauty Behind the Madness“ lag in der Kategorie „Bestes Urban-Contemporary-Album“ vorne.

US-Popsängerin Meghan Trainor holte den Grammy in der Kategorie „Beste neue Künstlerin“. Die 22-Jährige setzte sich gegen Courtney Barnett, James Bay, Tori Kelley und Sam Hunt durch. Unter Tränen und sichtlich gerührt dankte die für ihre Hits „Like I’m Gonna Lose You“ und „All About That Bass“ bekannte Singer-Songwriterin unter anderen ihren Eltern und Produzenten.

Die britische Band Muse gewann für „Drones“ das goldene Grammofon für das beste Rockalbum des Jahres. Bereits 2011 waren die Alternative-Rocker in dieser Kategorie geehrt worden. In der Elektromusik räumte das DJ-Duo Skrillex und Diplo ab mit Grammys für die beste Dance-Aufnahme und das beste Dance-Album. Den Gesang zum prämierten Track „Where Are Ü Now“ steuerte Justin Bieber bei, der sich ebenfalls über seinen ersten Grammy freuen durfte.

Lady Gaga mit bewegendem Tribut für Bowie

Der Abend in Los Angeles war geprägt von Gedenkkonzerten für verstorbene Musiker. So zollte Lady Gaga (29) mit knallrotem Haar und einem Kostüm im David-Bowie-Stil ihrem verstorbenen Musikerkollegen Tribut, indem sie ein Medley aus „Space Oddity“, „Changes“, „Ziggy Stardust“, „Let’s Dance“ und anderen Bowie-Hits anstimmte.

Lady Gaga bei den Grammys

AP/Invision/Matt Sayles

Lady Gagas buntes Tribut an David Bowie

Die Rockband Eagles ehrte ihr verstorbenes Gründungsmitglied Glenn Frey mit dem Hit „Take It Easy“, bei dem das Porträt des im Alter von 67 Jahren Verstorbenen groß auf der Leinwand zu sehen war. Soul- und R&B-Legende Stevie Wonder (65) sang zudem für Maurice White, das verstorbenes Gründungsmitglied der Band Earth, Wind & Fire, gemeinsam mit der A-capella-Gruppe Pentatonix aus Texas. Die Hollywood Vampires - bestehend aus Alice Cooper, Joe Perry und Schauspieler Johnny Depp - erinnerten mit ihrem ersten großen TV-Auftritt an Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister.

Bronchitis verhindert Auftritt von Rihanna

R&B-Superstar Rihanna musste unterdessen ihren Auftritt kurzfristig abgesagen. Rihanna sollte eigentlich ihren Song „Kiss It Better“ darbieten. Die Promiwebsite TMZ.com berichtete, die Sängerin sei an einer Bronchitis erkrankt und verzichte auf den Auftritt, um ihre Stimme zu schonen. Rihanna beginnt Ende des Monats eine Welttournee. Bereits 2009 hatte die Sängerin einen Auftritt bei den Grammys abgesagt - damals war sie von ihrem damaligen Freund Chris Brown kurz vor der Gala verprügelt worden. Der Rapper wurde für den Angriff zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Von technischen Problemen überschattet war der Grammy-Auftritt von Adele. Erst waren seltsame Gitarrengeräusche zu hören, dann fiel auch noch ihr Mikrofon für wenige Sekunden aus - und das ausgerechnet bei der Ballade „All I Ask“. Die britische Musikerin erklärte später auf Twitter: „Die Klaviermikrofone sind auf die Klaviersaiten gefallen. So entstand der Gitarrensound. Es hörte sich verstimmt an. Mist passiert.“

Österreichische Anwärter gehen leer aus

Kein goldenes Grammofon konnten die beiden österreichischen Grammy-Anwärter mit nach Hause nehmen: In der Klassiksektion war der gebürtige Vorarlberger Manfred Honeck als Chefdirigent des Pittsburgh Symphony Orchestra mit der CD-Einspielung von Bruckners 4. Symphonie in der Sparte der besten Orchesteraufnahmen nominiert, den Grammy holte aber Kollege Andris Nelsons mit dem Boston Symphony Orchestra und einer Aufnahme von Dimitri Schostakowitschs Symphonie Nr. 10.

Bei den Orchesteraufnahmen war die Mezzosopranistin Elisabeth Kulman in einer Einspielung von Beethovens „Missa Solemnis“ mit dem BR-Symphonieorchester und -Chor unter Bernard Haitink nominiert, den begehrten Preis holte aber eine Aufnahme von Sergej Rachmaninows „Nachtwache“ des Kansas City Chorale & Phoenix Chorale unter Charles Bruffy.

Auch Ex-Präsident ausgezeichnet

Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter gewann zum zweiten Mal den wichtigsten Musikpreis der Welt. Der 91-Jährige wurde für das Hörbuch zu seiner Autobiografie „A Full Life: Reflections at Ninety“ ausgezeichnet. 2007 hatte er für das von ihm verfasste und gelesene „Unsere gefährdeten Werte“ ebenfalls einen Grammy als bestes gesprochenes Album gewonnen. Auch Amtsinhaber Barack Obama, Ex-Präsident Bill Clinton sowie dessen Ehefrau und Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton haben für gesprochene Ausgaben ihrer Bücher bereits Grammys gewonnen.

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