„Es muss anders werden“
Der Präsidentschaftswahlkampf ist um eine Facette reicher: High-Society-Löwe Richard Lugner will es nach 1998 im Alter von 83 Jahren noch einmal versuchen. Er teilte am Mittwoch seine Entscheidung mit, bei der Hofburg-Wahl zu kandidieren. Am Donnerstag verriet er auf einer Pressekonferenz in der Lugner City in Wien erste Details, an seiner Seite seine Ehefrau Cathy.
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„Ich übernehme die Rolle des Kasperls mit der schönen Prinzessin an der Seite“, erläuterte Lugner das präsentierte Wahlplakatsujet, auf dem Lugner als Kasperl und Cathy als Prinzessin zu sehen sind. Die anderen Kandidaten werden stark karikiert als Polizist (ÖVP-Kandidat Andreas Khol), Räuber (FPÖ-Kandidat Norbert Hofer), Krokodil (Grünen-Kandidat Alexander Van der Bellen), Pezi (SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer) und Hexe (Irmgard Griss) dargestellt.

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Lugner als Kasperl und Cathy als Prinzessin zieren das Wahlplakat
„Weiß, wo das Klo ist“
„Der Kasperl gewinnt immer“, sagte Lugner siegessicher. Ausschlaggebend für sein Antreten sei eine von ihm beim Kärntner Humaninstitut in Auftrag gegebene Umfrage gewesen, sagte Lugner. Ihm würden zehn Prozent schon zum Zeitpunkt des Eintritts in den Wahlkampf prognostiziert. Schon vor zwei Wochen hatte er mit seiner 26-jährigen Ehefrau Cathy in einem YouTube-Video seine Kandidatur in Aussicht gestellt. Bei seinem ersten Antreten zur Bundespräsidentschaftswahl 1998 erreichte der ehemalige Baumeister 9,91 Prozent der Stimmen.
Für die nötigen Unterstützungserklärungen hat Lugner bis zum 18. März Zeit. Ein mit Lugner kooperierender Privatfernsehsender inszeniert den Wahlkampf als Medienereignis: Beim Sammeln der Unterschriften wird Lugner von Kameras begleitet werden. Außerdem will Lugner mit Ehefrau Cathy auf YouTube weitere Videos veröffentlichen und wie 1998 durch die Bundesländer touren. Er kenne sich aus in den Bundesländern: „Ich weiß jedes Wirtshaus, weiß, wo das Klo ist“, so Lugner.
„Mit Rot-Schwarz Schluss machen“
Die aktuelle Wahl sei „keine gewöhnliche Bundespräsidentschaftswahl“, sagte Lugner mit anfangs sehr stockenden Worten. „Es muss anders werden.“ Derzeit gebe es einen politischen Stillstand, der Bundespräsident sei gefordert, etwas zu ändern. Vor allem müsse mit der rot-schwarzen Regierung „Schluss gemacht“ werden. Der Bundespräsident müsse neue Ansätze bringen, um das Land wieder „an Front“ zu bringen und anders zu gestalten.
Er würde als Präsident „keinesfalls Rot-Schwarz installieren“. Überdies seien wirtschaftliche Maßnahmen im Regierungsproramm notwendig, umriss Lugner seine inhaltichen Schwerpunkte. Eigentlich habe der Präsident eine „riesige Macht“, denn er könne den Nationalrat auflösen und die Regierung abberufen, wenn sie etwa Wahlversprechen nicht halte. Insgesamt zeichnete Lugner ein düsteres Bild. Der Bundespräsident müsse aus der Wirtschaft kommen und gemeinsam mit einer neuen Regierung, die „nicht mehr rot-schwarz ist“, das Land „auf Vordermann bringen“.
„Jede Regierung angeloben“ und notfalls entlassen
Ähnlich wie die FPÖ wetterte Lugner gegen die Ausgrenzung von im Parlament vertretenen Parteien und lehnt ein Fairnessabkommen für den Wahlkampf ab. Er würde jede Regierung angeloben, die eine Mehrheit hat. Sollte sie das Koalitionsabkommen aber nicht umsetzen, würde er sie notfalls auch entlassen.
Pressekonferenz zum Nachsehen
Die Pressekonferenz Richard Lugners anlässlich seiner Präsidentschaftskandidatur in voller Länge zum Nachsehen.
In der Flüchtlingsfrage sieht Lugner die EU-Länder an der Schengen-Außengrenze gefordert. „Alle diese Länder haben ein tolles Heer, das im Kriegsfall verhindern soll, dass Feinde in unser Schengen-Land eindringen. Aber es geschieht nichts. Die Flüchtlinge kommen überall rein, und wir schauen hilflos zu.“
Seitenhiebe gegen Konkurrenten und Politologen
Einen Seitenhieb bekam zu Beginn der Fragerunde der Politologe Peter Filzmaier ab, dessen kritische Äußerungen im Vorfeld Lugner nicht gefallen haben dürften. „Filz“ sei schon „so ein komischer Name“, er „dürfte ein Freund des politischen Filzes sein“, so Lugner in Richtung des Politologen. Seine Konkurrenten seien allesamt unscheinbare Kandidaten, die ihre Partner versteckten. Er tue das mit seiner Frau Cathy, die auch auf dem Plakat zu sehen ist und bei der Pressekonferenz neben ihm saß, nicht.

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Richard Lugner und Ehefrau Cathy stellen sich gemeinsam den Jornalistenfragen
Cathy Lugner: „Sind hier nicht im Kasperltheater“
Frau Lugner wurde während der Pressekonferenz mehrmals direkt angesprochen und brachte sich auch ein, indem sie ihrem Ehemann Journalistenfragen, die er nicht verstand, wiederholte. Auf die Frage, ob sie als Deutsche mit österreichischer Politik vertraut sei und ob sie Bruno Kreisky kenne, sagte sie, sie sitze nicht in der Schule, um ausgefragt zu werden, werde aber in das Thema hineinwachsen.
Sie pochte energisch darauf, die Kandidatur ihres Mannes ernst zu nehmen. „Wir sind hier nicht im Kasperltheater.“ Angesprochen auf politische Vorbilder sagte sie, „kein politisches Vorbild außer meinem Mann“ zu haben. Lugner selbst nannte erneut den US-Republikaner Donald Trump als Vorbild. Es bestehe mit ihm eine „gewisse Ähnlichkeit“, aber er wolle ein „seriöser Baumeister bleiben“ und keine „Wildwest-Manieren wie Trump“ annehmen.
Sparsamkeit als Credo
Vor allem gegen die unabhängige Kandidatin Irmgard Griss holte Lugner immer wieder aus: Sie sei „fern von einfachen Menschen“, so der Tenor. Er sei der einzige unabhängige Kandidat, so Lugner. Er wolle seine Vorstellungen unters Volk bringen, aber keine expansive Plakatwerbung machen. Es gebe noch kein Budget, er werde aber eine Spendenliste auflegen. Lugner versprach, „sicherlich den sparsamsten Wahlkampf“ aller Kandidaten zu führen.
„Ich will das Land nicht mit Plakaten verschandeln, das ist grauslich, dafür geben wir kein Geld aus“, so Lugner. Er rechnet mit Kosten von rund 500.000 Euro. Seine Bundesländer-Tour soll kleiner ausfallen als 1998. Auf Sparsamkeit will Lugner auch als Bundespräsident setzen. Die Sommerresidenz des Staatsoberhauptes, das Schloss Mürzsteg, würde er verkaufen. Er würde sich auch mit dem halben Präsidentengehalt von aktuell 24.322 Euro brutto im Monat begnügen. „Die zweite Hälfte bekommt meine Frau.“ „Und ich würde das spenden“, so die 26-Jährige.
Lugner nannte auch sein Wahlziel: Er hoffe, in die Stichwahl zu kommen „und dann zu gewinnen“. Lugner versprach, im Fall einer Wahl gemeinsam mit seiner Frau Englischkurse zu besuchen. Im Fall eines Scheiterns bleibe er Chef des Einkaufszentrums Lugner City.
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