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Steckbriefe im Web veröffentlicht

Die gut 500 Millionen Einwohner der EU können sich dank einer neuen Europol-Website an der Fahndung nach den meistgesuchten Verbrechern und Terrorverdächtigen aus den teilnehmenden Ländern beteiligen. Auf der Ende Jänner freigeschalteten Website Eumostwanted.eu sind Fotos und Steckbriefe von derzeit 45 Flüchtigen veröffentlicht, darunter die des mutmaßlichen Paris-Attentäters Salah Abdeslam.

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Über die Seite können Bürger direkt Hinweise an die zuständigen Polizeibehörden schicken - wofür in Einzelfällen sogar eine hohe Belohnung winkt. Es handle sich „um die erste europaweite Initiative, eine Fahndungsliste auf einer gemeinsamen Plattform zu veröffentlichen“, erklärte die in Den Haag sitzende europäische Polizeibehörde. Die in 17 Sprachen verfügbare Website solle die „Sicherheit erhöhen“.

Nach der Freischaltung war die Seite allerdings mehrfach nicht abrufbar. Über eine Mio. Zugriffe pro Tag habe man bereits am ersten Tag verzeichnet, sagte Zoltan Nagy, der Leiter des Europol Operational Center, gegenüber ORF.at. Auch einen Erfolg habe man quasi umgehend verbuchen können: Eine der beiden finnischen „Most wanted“-Personen sei innerhalb von zwei Tagen aufgespürt und festgenommen worden.

Keine Spur von Abdeslam

Die Website ist eine Reaktion auf das Versagen der grenzübergreifenden Polizeiarbeit, das im Zuge der Anschläge von Paris mit 130 Toten offenkundig wurde. Abdeslam steht ganz oben auf der Liste. Dem Belgier war es gelungen, sich in der Nacht der Attacken von Freunden aus Brüssel in Paris abholen zu lassen und auf dem Rückweg nach Brüssel mehrere Polizeisperren zu passieren. Auch zweieinhalb Monate nach der Anschlagserie fehlt von ihm jede Spur. Auf der Seite können die Fahndungsfotos der Gesuchten angeklickt werden. Dann erscheinen ihr Bild im Großformat sowie ein Steckbrief und eine Kurzzusammenfassung der Verbrechen, die sie begangen haben sollen.

Yoga-Lehrer und Mafia-Boss

Während Abdeslams Foto der EU-Öffentlichkeit inzwischen weitgehend bekannt ist - das Bild wurde nach den Anschlägen bereits über alle möglichen Medien verbreitet -, stehen auf der „Most wanted“-Liste von Europol auch viele völlig unbekannte Verbrecher. So wird etwa ein 63-jähriger rumänische Yoga-Lehrer gesucht, dem Kindesmissbrauch und Kinderpornografie vorgeworfen werden.

Eine prominentere Figur ist der italienische Mafia-Boss Matteo Messina Denaro. Der Anführer der sizilianischen Cosa Nostra, dem unter anderem Mord und schwere Körperverletzung zur Last gelegt werden, ist seit vielen Jahren flüchtig - nach ihm wird mit einem Schwarz-Weiß-Foto gefahndet.

Tibor Foco auf Fahndungsliste

Wer die österreichische Polizei auf die Fährte von Hime Lufaj aus dem Kosovo bringt, der einen Polizisten ermordet haben soll, kann mit einer Belohnung von 10.000 Euro rechnen. Für Hinweise auf den mutmaßlichen österreichischen Frauenmörder Tibor Foco sind 2.900 Euro ausgesetzt.

Erstellt wurde die Seite vom Polizeinetzwerk Enfast, in dem die europäischen Zielfahnder zusammengeschlossen sind, mit Unterstützung von Europol. Die Polizei jedes Teilnehmerlandes kann ihre meistgesuchten Verdächtigen auf die Seite stellen.

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