Entscheidung bis März
Der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg erwägt eine Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahl im November. Er prüfe „alle Optionen“, sagte der 73-Jährige in einem Interview der „Financial Times“ auf eine entsprechende Frage.
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Bloomberg kritisierte die bisherigen Wahlkampfdebatten. Sie seien ein „Skandal und eine Beleidigung der Wähler“. Die Amerikaner hätten „weit Besseres“ verdient. Sollte er tatäschlich antreten, müsste er Anfang März damit beginnen, seinen Namen auf Stimmzettel setzen zu lassen.
Bereits Ende Jänner hatte die „New York Times“ berichtet, Bloomberg erwäge eine Kandidatur. Damals hieß es, er ärgere sich über die Dominanz und populistischen Parolen von Donald Trump im republikanischen Feld und sei besorgt darüber, dass der selbst erklärte Sozialist Bernie Sanders auf der demokratischen Seite die favorisierte Ex-Außenministerin Hillary Clinton ausstechen könnte. Deshalb hoffe Bloomberg, als moderaterer Bewerber den Fuß in die Tür zu bekommen.
Eine Milliarde Dollar aus Privatvermögen
Ende Jänner hatte eine mit Bloombergs Plänen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, dass Bloomberg seine Berater damit beauftragt habe, ein Konzept für ihn auszuarbeiten. Er habe sich selbst eine Frist bis Anfang März gesetzt, um über seine Kandidatur bei der Wahl am 8. November zu entscheiden.
Bloomberg wolle mindestens eine Milliarde Dollar aus seinem eigenen Vermögen für den Wahlkampf bereitstellen, das auf 40 Milliarden Dollar geschätzt wird. Dem ehemaligen New Yorker Bürgermeister werden seit Längerem Ambitionen auf eine Kandidatur nachgesagt. Der Gründer der Finanznachrichtenagentur Bloomberg stand von 2002 bis 2013 an der Spitze New Yorks. Nach drei Amtszeiten durfte er nicht erneut antreten.
Seit 2007 parteilos
Bloombergs Vermögen ist deutlich größer als das des Immobilienmoguls Trump, der sich um die Kandidatur der Republikaner bewirbt. Dessen Vermögen beträgt laut „Forbes“ 4,5 Milliarden Dollar. Bloomberg, der als Pragmatiker gilt, aber auch vor kontroversen Positionen nicht scheut und etwa eine Verschärfung des Waffenrechts eintritt, war bis 2001 Demokrat, wechselte dann zu den Republikanern und ist seit 2007 parteilos.
Die Präsidentenwahl hat bisher noch nie ein unabhängiger Kandidat gewonnen. Bloomberg rechne sich aber gute Chancen aus, sollten bei den Republikanern Trump oder der erzkonservative Senator Ted Cruz und bei den Demokraten der linke Senator Sanders nominiert werden, sagte die Person.
Bloomberg könnte Clinton schwächen
Einer Umfrage von Reuters/Ipsos von Ende Jänner zufolge könnte eine Kandidatur von Bloomberg Trump in die Hände spielen. Sollten Trump und die Demokratin Hillary Clinton für die Präsidentenwahl aufgestellt werden, würde der Vorsprung von Clinton gegenüber Trump auf sechs Punkte schmelzen. Ohne Bloomberg läge sie zehn Punkte vorn. Bloomberg selber käme aber - egal bei welcher Konstellation - jeweils nur auf etwa zehn Prozent der Stimmen.
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