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Gegenseitige Schuldzuweisungen

Drei Tage sind es nur noch bis zur zweiten Vorwahl im Wahlkampf um das Amt des Präsidenten der USA. Bei einer Fernsehdebatte versuchten sich die Bewerber aus dem republikanischen Establishment nach einem wenig geglückten Wahlkampfstart zu profilieren und betonten ihre Erfahrung. Dabei schossen sich vor allem Floridas Ex-Gouverneur Jeb Bush und New Jerseys Gouverneur Chris Christie auf Senator Marco Rubio ein.

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Den 44-Jährigen betrachten einflussreiche Republikaner zunehmend als letzte Hoffnung gegen den wenig beliebten erzkonservativen Senator Ted Cruz und den rechtspopulistischen Geschäftsmann Donald Trump. So hielt Christie dem erst 44-jährigen Rubio vor, er habe nicht das Zeug für das höchste Amt, niemals für eine wirklich wichtige Entscheidung geradestehen müssen und gebe in erster Linie auswendig gelernte „25-Sekunden-Kurzstatements“ von sich. Bei vielen Abstimmungen im Senat habe Rubio zudem gefehlt: „Das ist nicht Führungskraft. Das ist Schwänzerei.“

Kommentatoren bescheinigen starke Leistungen

Bush nahm sich Multimilliardär Trump vor, warf ihm unter anderem herzlose Praktiken als Unternehmer vor. „Wie stark ist es, einer alten Frau den Grundbesitz wegzunehmen?“ konterte er, als Trump ihm vorhielt, er versuche, als „starker Mann“ zu glänzen. Für Bush und Christie geht es nach ihrem äußerst schlechten Abschneiden bei der ersten Vorwahl in Iowa nun am Dienstag in New Hampshire ums politische Überleben.

Ben Carson und Chris Christie

APA/AP/David Goldman

Ben Carson und Chris Christie in einem Moment der Einigkeit

Kommentatoren bescheinigten ihnen sowie dem Gouverneur von Ohio, John Kasich, bei der TV-Debatte am Samstagabend ihre bisher stärkste Leistung im Fernsehen. An der Debatte nahm auch der frühere Neurochirurg Ben Carson teil. Nicht eingeladen wurden hingegen aufgrund ihrer niedrigen Umfragewerte die Ex-Managerin Carly Fiorina und Virginias Ex-Gouverneur Jim Gilmore.

Trump mit 40 Prozent Favorit

Neben gegenseitigen Anfeindungen war auch der jüngste nordkoreanische Raketentest bei der vom Fernsehsender ABC veranstalteten Debatte am St. Anselm College in Manchester war Thema. „Eine der ersten Sachen, die wir tun sollten, ist, unsere Fähigkeiten zur Raketenabwehr auszuweiten“, forderte etwa Cruz. Ihn sehen Meinungsforscher von Reuters/Ipsos bei etwa 16 Prozent und damit vor Rubio (13 Prozent), aber deutlich hinter Favorit Trump (40 Prozent).

Donald Trump und Ted Cruz

APA/AFP/Jewel Samad

Donald Trump und Ted Cruz gelten beim Establishment als unbeliebt

Allerdings galt Trump bereits in Iowa als aussichtsreichster Kandidat und lag in Umfragen weit vorne, landete dann aber hinter Cruz lediglich auf dem zweiten Platz. Bekannt für markige Sprüche und umstrittene Aussagen, ließ er auch bei der Fernsehdebatte aufhorchen. Ihm genüge im Kampf gegen Terrorismus das von Menschenrechtsgruppen als Folter eingestufte Waterboarding nicht.

Waterboarding „keine Folter“

„Ich würde Waterboarding zurückbringen, und ich würde höllisch Schlimmeres als Waterboarding zurückbringen“, so Trump über die umstrittene Verhörtechnik, bei der das Ertrinken simuliert wird. „Wir haben Leute im Nahen Osten, die Christen die Köpfe abhacken“, sagte Trump. Aber auch Cruz erklärte, Waterboarding sei „keine Folter“. Dennoch sei er nicht für einen „weit verbreiteten Einsatz“ der Verhörtechnik. Im Fall einer drohenden Terrorattacke würde er aber „alle möglichen Methoden“ einsetzen, um das Land zu schützen.

Fernsehdebatte der US-Republikaner

Reuters/Carlo Allegri

Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten bei der TV-Debatte

Sanders Favorit bei Demokraten

Bei den Demokraten hat indes kurz nach Beginn der US-Vorwahlen Bernie Sanders die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton in einer landesweiten Umfrage faktisch eingeholt. Der am Freitag veröffentlichten Reuters/Ipsos-Erhebung zufolge kommt Clinton bei Wählern ihrer Partei auf 48 Prozent, Sanders liegt bei 45 Prozent, was im Rahmen der Genauigkeit der Umfrage als Gleichstand zu bewerten ist.

Anfang des Jahres hatte Clinton noch deutlich geführt. Sie gewann allerdings am Montag die Urwahl der Demokraten in Iowa nur knapp vor Sanders. Es wird zudem erwartet, dass er die kommende Vorwahl in New Hampshire gewinnen wird.

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