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Der Showkampf um die beste Pose

Zählt am Ende der Sport - oder das Show-Event? Wer hatte den besten Werbespot? Und wer den besten Auftritt im Rahmenprogramm? Während bei der Super Bowl die sportliche Frage zugunsten der Denver Broncos entschieden wurde, bleibt am Tag nach der wichtigsten Pausenshow der Welt die Frage, wer denn jetzt mit welcher Pose im Bild der Öffentlichkeit hängengeblieben ist.

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Auch wenn Beyonce, Bruno Mars und die britischen Coldplay am Ende das große Gruppenfinale auf der Bühne im Levi’s Stadion von Santa Clara bei San Francisco in großer Harmonie bestritten und die Zuseher Schilder mit der Message „Believe in Love“ in die Höhe hielten, bleibt die Frage, wer denn wirklich den Höhepunkt beim Pausenfüller darstellte.

Beyonce als Halftime-Queen

Geht man nach den US-Medien, dann war es Beyonce, die schon mit ihrem Kostüm an die besten Tage des King of Pop, Michael Jackson, erinnerte. Neben ihr verblasste Chris Martin mit seinen Mannen von Coldplay, auch wenn man ein Halbplayback-Best-of im Reigen bunter indischer Farben präsentierte.

Die teuersten 30 Werbesekunden

Die Super Bowl ist nicht nur eines der größten Sportereignisse weltweit, sondern dabei wird auch richtig viel Geld gemacht: Bis zu fünf Millionen Dollar kosten 30 Werbesekunden in dieser Sendezeit.

Ein Hauch von Gegenkultur zum San Francisco der 60er Jahre schwebte über dem Stadion, das mit 65.000 Zusehern gefüllt war. Coldplay schrieben ihren Namen auf Hindi auf ihr Schlagzeug und erinnerten auch daran, dass sie erst kürzlich mit Beyonce ein indisch inspiriertes Video aufgenommen hatten.

Screenshot von twitter.com/etnow zeigt eine Bild-Combo von Michael Jackson und Beyonce

Screenshot twitter.com/etnow

Beyonces Kostüm machte auf Twitter schnell die Runde. Die Bezüge waren klar erkenntlich.

Bezüge über Bezüge

Beyonce, die ebenso wie ihre Tänzer an das Kostüm des King of Pop erinnerte, stahl spätestens mit „Formation“, das sie am Vorabend der Show veröffentlicht hatte, den braven Hippie-Briten die Show, verkündete gleich, dass sie eine Welttournee starten würde, die sie auch bis nach Europa bringe. 150 Millionen Zuschauer waren in diesem Moment auch auf den TV-Schirmen dabei und konnten sich eine Notiz im Kalender machen.

US-Sängerin Beyonce gemeinsam mit Coldplay-Frontmann Chris Martin und dem amerikanischen Sänger Bruno Mars auf der Bühne

APA/AP/Julio Cortez

Drei in Harmonie: Beyonce, Chris Martin von Coldplay und Bruno Mars. Hindi-Cotton meets Leder und Lack.

Nach Beyoncs Auftritt kam Bruno Mars auf die Bühne hinzu, der vor zwei Jahren bei der Super Bowl die Show angeführt hatte und der nun auf „Uptown Funk“ in entsprechender Bad-Boy-in-Plastic-Jumpers setzte.

Angekündigt war im Levi’s-Stadion „eine Feier von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ - die überraschend brav ausfiel, aber wieder einmal Ikonisches zum Erinnern lieferte.

... und dann war da noch der Wahlkampf

Lady Gaga wusste jedenfalls, dass am Ende vor allem die Bilder hängenbleiben würden. Bei ihrem Auftritt vor dem Finale bei der Hymne gab sie sich staatstragend und trat im rot glitzernden Hosenanzug mit blauen Knöpfen auf. Ihr Haar trug sie so, als stünde die junge Hillary Rodham Clinton in der Arena. Alles fügte sich bei ihrem Auftritt optisch in die Farben des Star-Spangled-Banner.

Auf Buzzfeed fand man freilich gleich ein paar Dutzend Vorschläge, an wen Lady Gaga während ihres Auftrittes noch so erinnerte – Bezüge zu Dolly Parton waren dabei noch die schmeichelhaftesten.

Beeindruckend die Plateauschuhe: Durch das direkte Zitat zur US-Flagge sah die Sängerin mitunter so aus, als hätte sie zwei komplett unterschiedliche Very-High-Heels aus dem Cinderella-Kästchen gefischt.

US-Sängerin Lady Gaga

GEPA/USA Today/Kyle Terada

Staatstragend in Staatsfarben: Lady Gaga verschmolz das Ikonische mit dem Politischen

Dass die britischen Softrocker die Halbzeitshow der Super Bowl 50 bestreiten, hatte bei vielen Footballfans und US-Medien für Kritik gesorgt, die erst durch den Verweis auf die gemeinsame Arbeit von Beyonce und Coldplay zu besänftigen war.

Schuhe der US-Sängerin Lady Gaga

Reuters/Lucy Nicholson

„Whose broad stripes and bright stars thru the perilous fight ...“: Schuhe mit Nationalstolz

Auf den Spuren von #Leftshark

Die Latte lag jedenfalls hoch. Im Vorjahr überzeugte Katy Perry mit einer quietschbunten Popshow und viermaligem Outfitwechsel in einer knappen Viertelstunde. Den unbeholfenen Bewegungen eines Tänzers im Haikostüm verdankt die Welt (oder zumindest das Internet) zudem das Meme #Leftshark.

Perrys solider Auftritt folgt einer direkten Linie an besonderen Super-Bowl-Liveshows. Die Halbzeitshow der ersten Super Bowl im Jahr 1967 wurde noch von Marschkapellen bestritten, unter anderem jener der University of Arizona. Auf dem Programm standen US-amerikanische Klassiker wie der „Liberty Bell March“.

Ab den 1970er Jahren wurde das Finale der NFL zunehmend kommerzialisiert. Liveübertragungen im Fernsehen verhalfen dem Football zu einem Popularitätssprung. Mit der Bedeutung des Sports veränderte sich auch die Pauseneinlage. Bei der Super Bowl VI traten bereits Jazzlegende Ella Fitzgerald und die damals bekannte Broadway-Sängerin Carol Channing auf.

Neben glamourösen Momenten ist die Geschichte der Halbzeitshows reich an skurrilen Momenten. Immer wieder „glänzte“ das Event mit bizarren Choreografien. 1973, bei der siebenten Ausgabe des großen Finales, bildeten die Mitglieder der teilnehmenden Marschkapellen eine Menschenkette in den Umrissen der USA. Zwischen den Küsten pendelten Modellflugzeuge, die von Komparsen getragen wurden.

Busenblitzer und teurer Stinkefinger

Skandale und Skandälchen gab es in der lange Historie der Halbzeitshows immer wieder. Einer der ersten diesbezüglichen Vorfälle nahm sich verhältnismäßig harmlos aus. 1979 brachte ein riesiges Modellfloß (Motto damals: „Salut an die Karibik“) im Stadion von Miami beinahe eine Torstange zu Fall. Der Coach einer der am Finale teilnehmenden Mannschaften drohte daraufhin mit dem Spielabbruch.

Janet Jackson und Justin Timberlake beim Superbowl 2004

Reuters/Win McNamee Pictures of the Year 2004 PP05050057 JIR/HB/GN

Der Skandal, an den sich alle erinnern: „Nipplegate“ im Jahr 2004

Der international vielleicht bekannteste Skandal ist „Nipplegate“. Gegen Ende des Auftritts von Janet Jackson und Justin Timberlake riss der ehemalige Boyband-Star der Sängerin mit einer raschen Bewegung Teile des Kostüms vom Leib, worauf Jacksons Brust (und ihr Brustwarzenpiercing) zum Vorschein kamen. Tausende Fernsehzuseher beschwerten sich, die Sender MTV und CBS wurden mit Klagen eingedeckt. Die US-TV-Sender strahlen die Halbzeitshow seither um fünf Sekunden zeitversetzt aus, um ähnliche Vorfälle in Zukunft vermeiden zu können.

Michael Jackson bei seinem Auftritt in der Superbowl-Halbzeitpause 1993

AP/Rusty Kennedy

Michael Jackson 1993 - Bombast auf der Bühne

Zu zwei der legendärsten Shows zählen die Auftritte von Michael Jackson und Prince. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere machte Michael Jackson bei der Super Bowl erst einmal nichts: Mehr als eine Minute stand er 1993 (Super Bowl XXVII) in der Mitte des Feldes und ließ sich von der Menge bejubeln. Sein folgender Auftritt mit der Schmalz-Hymne „Heal the World“ sorgte mit einem 3.500 Kinder großem Chor für Aufsehen.

2007 enterte Prince die Bühne. In Erinnerung blieb nicht nur seine feurige Performance, sondern auch seine Gitarre in Form eines Phallus. Das US-Musikmagazin „Billboard“ wählte die Show zum besten Super-Bowl-Auftritt aller Zeiten - vor allem wegen seiner „explosiven Coda“, „Purple Rain“.

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