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„Beispiellose Nachfrage“

Die USA werden schon recht bald deutlich weniger Piloten haben, als benötigt werden. Zu diesem Schluss kommt eine vom US-Flugzeugbauer Boeing durchgeführte Studie, von der die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) berichtet. Der Luftverkehr wächst demnach rasant, und Boeing rechnet damit, dass Hersteller weltweit bis 2034 38.050 Flugzeuge ausliefern werden.

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Das bedeutet, dass in den kommenden Jahren weltweit 558.000 neue Piloten benötigt werden, je 95.000 allein in Nordamerika und Europa. In Asien wird die Nachfrage noch viel größer sein - dort werden in den nächsten 20 Jahren nämlich rund 226.000 Piloten gebraucht, allein 100.000 davon in China.

Es fehlt an Nachwuchs

„Die Weltwirtschaft wächst, und Airlines bekommen Zehntausende neue Flugzeuge in den nächsten 20 Jahren. Es gibt eine beispiellose Nachfrage nach Leuten, die diese Flugzeuge fliegen“, so die Studie. Für die USA werde der Engpass viel dramatischer ausfallen als in Europa, denn während Lufthansa derzeit eher zu viele Piloten habe, fehle dort der Nachwuchs.

Verschärfte Bedingungen, Pensionsabgänge

So würden in Zukunft maximal zwei Drittel der Stellen besetzt werden können, rechnet die Personalberatung Oliver Wyman laut „SZ“ vor. Die Gründe für den bevorstehenden Engpass sind vielfältig. Die gesetzlichen Anforderungen wurden geändert, Sicherheitsbestimmungen wurden verschärft, es braucht mehr Erfahrung bis zur Flugerlaubnis und auch längere Pausen wurden vorgeschrieben.

Außerdem geht die große Welle der Babyboomer demnächst in Pension, und auch eine Abwanderung ins Ausland stellt ein Problem dar. Derzeit liegt der Altersschnitt von amerikanischen Piloten bereits bei über 50 Jahren. Und bis Nachwuchs einsatzbereit ist, dauert es aufgrund der langwierigen Ausbildung - auf Nachfrageschwankungen kann deshalb nur mit großer Verzögerung reagiert werden.

Einstiegsgehälter nicht lukrativ

Abgeschreckt würden viele Junge von niedrigen Einstiegsgehältern. Bei kleinen Linien etwa - die die Hälfte der Flüge innerhalb der USA durchführen - beträgt das durchschnittliche Pilotengehalt im ersten Jahr 22.000 Dollar (20.170 Euro). Das klingt auf den ersten Blick nach viel, Ausbildungskosten von bis zu 200.000 Dollar relativieren den Betrag aber schnell. Größere Linien zahlen mehr, der Engpass wird vor allem kleinere Arbeitgeber treffen.

Erst einmal ausgebildet sind US-Piloten jedenfalls entsprechend gefragt. Viele von ihnen werden ins Ausland abgeworben. Aufstrebende Linien mit einem rasch wachsenden Luftverkehrsmarkt wie etwa in Asien rekrutieren ihre Piloten laut „SZ“ auf der ganzen Welt und mit besonderer Vorliebe in den USA. US-Linien reagieren entsprechend und heben ihre Löhne spürbar an. Southwest erhöhte die Gehälter laut Wyman seit 2013 beispielsweise um 16,4 Prozent, Virgin America sogar um satte 32,5 Prozent.

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