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Es ist die Mobilisierung

Die ersten Vorwahlen zur Kür der US-Präsidentschaftskandidaten in Iowa haben traditionell eine starke Signalwirkung - weit über die dort zu vergebende Zahl an Wahlmännern hinaus. Letzte Umfragen zeigen, dass beide Rennen - sowohl bei Republikanern wie Demokraten - am Montag knapp werden dürften.

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Milliardär Donald Trump und sein erzkonservativer Konkurrent Ted Cruz bei den Republikanern sowie die frühere Außenministerin Hillary Clinton und der - für US-Verhältnisse - linksgerichtete Senator Bernie Sanders bei den Demokraten appellierten daher am Wochenende nochmals an ihre Anhänger, am Montag zur Wahl zu gehen.

Keine klaren Favoriten

Von den zehn republikanischen Kandidaten in Iowa kommt Trump nach der Umfrage des „Des Moines Register“ und Bloombergs vom Samstag auf 28 Prozent, Cruz auf 23 Prozent. Bei den Demokraten, bei denen nur drei Kandidaten zur Wahl stehen, entfallen auf Clinton 45, auf Sanders 42 Prozent.

Die „New York Times“ sprach sich bei den Republikanern für die Wahl des Gouverneurs von Ohio, John Kasich, aus. Bei den Demokraten unterstützt die einflussreiche Zeitung Clinton, die weiterhin mit den Folgen der E-Mail-Affäre zu kämpfen hat. Am Freitag stufte das Außenministerium 22 Mails, die Clinton zu ihrer Zeit als Außenministerin von 2009 bis 2013 über einen privaten Server abwickelte, als „Top Secret“ ein. Clintons Wahlkampfteam bezeichnete das als übertrieben.

Unzufriedene gegen Clinton

Insbesondere US-Amerikaner, die Unzufriedenheit mit der politischen Lage im Land bekunden, wenden sich einer Ipsos-Umfrage für die Nachrichtenagentur Reuters zufolge von Clinton ab. Sie favorisieren Trump (87 Prozent) oder Sanders (54 Prozent).

Insgesamt beklagten etwa 73 Prozent der potenziellen Wähler, dass ihr Land auf dem falschen Weg sei: Während es für Sanders’ Anhänger die Einkommensungleichheit und das Gesundheitssystem sind, sind es für das Trump-Lager Einwanderer und ausländische Terroristen. Trump und Sanders galten noch vor wenigen Monaten als chancenlos gegen Clinton oder den früheren Gouverneur von Florida, Jeb Bush. Gewählt wird am 8. November.

Junge bevorzugen Sanders

Die US-Zeitung „Boston Globe“ erklärt Sanders’ Erfolg damit, dass es der 74-jährige selbst erklärte „demokratische Sozialist“ geschafft habe, zu einem „unerwarteten Anführer einer Jugendbewegung“ zu werden. Eine landesweite Erhebung der „New York Times“ und des Fernsehsenders CBS kam Mitte Jänner zu dem Ergebnis, dass 60 Prozent der Demokraten unter 45 Jahren für Sanders stimmen wollen. Clinton kommt in dieser Altersgruppe nur auf 31 Prozent.

„Wenn viele wählen, gewinnen wir“

Die Vorwahl in Iowa gilt als besonders wichtig. „Wer nicht mindestens Dritter in Iowa wird, kann nicht Präsident werden, das zeigt die Geschichte“, sagt der renommierte US-Meinungsforscher Patrick Murray von der Monmouth University.

Gewählt wird in Iowa nach einem Caucus-Verfahren. Die Wähler werden auf 1.681 Stimmbezirke aufgeteilt. In jedem findet eine Parteiversammlung statt, bei der über den Kandidaten diskutiert wird. Anschließend wird abgestimmt - bei den Republikanern geheim, bei den Demokraten offen.

Die Wahlforscher sind sich einig, dass die Wahlbeteiligung in Iowa eine entscheidende Rolle spielen wird. Trump bei den Republikaner und Sanders bei den Demokraten konnten mit einer erheblichen Social-Media-Präsenz und stark besuchten Veranstaltungen viele Menschen mobilisieren. Ob sie diese auch zum Caucus bewegen können, ist das große Fragezeichen. „Wenn viele Leute wählen gehen, gewinnen wir“, sagte Sanders am Samstag.

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