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Der Elefant, der nicht im Raum war

Der umstrittene republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat seine Drohung wahr gemacht und die letzte TV-Debatte mit seinen Rivalen vor dem wichtigen Vorwahlauftakt in Iowa boykottiert.

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Stattdessen trat der Immobilienunternehmer zur gleichen Zeit in Iowas Hauptstadt Des Moines auf, um Geld für Veteranen zu sammeln. Vordergründig geht es um einen bizarren Streit Trumps mit dem TV-Sender Fox News. Trump hatte wenige Tage vor der Debatte erklärt, dass er sie schwänzen werde, weil er sich von der Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly in einer früheren TV-Debatte benachteiligt gefühlt habe. Sie war ihm vor einiger Zeit mit kritischen Fragen begegnet.

Republikaner Donald Trump

APA/AP/Jae C. Hong

Trump agierte auf seiner Konkurrenzveranstaltung in gewohnter Manier

Für Erstaunen sorgte am Freitag die Meldung von Fox News, dass Trump Spenden in Höhe von fünf Mio. Dollar für eine Teilnahme an der letzten TV-Debatte gefordert habe. Das Geld sollte an Trumps Stiftungen gezahlt werden. Der Sender habe das Anliegen zurückgewiesen, weil Gegenleistungen für Fernsehauftritte nicht möglich seien, hieß es. Trump äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen.

Klage über schlechte Behandlung

Der in landesweiten Umfragen führende Trump sagte auf seiner eigenen Konkurrenzveranstaltung, dass er eigentlich gerne an der vom konservativen Nachrichtensender ausgestrahlten TV-Debatte teilgenommen hätte. Der Sender habe ihn aber unfair behandelt und ihm keine andere Wahl gelassen. „Wenn man schlecht behandelt wird, muss man für seine Rechte eintreten“, sagte Trump und schlug umgehend einen Bogen zum „schlechten“ Atomabkommen mit dem Iran. „Wir müssen für uns als Volk eintreten. Und wir müssen für unser Land eintreten, wenn wir schlecht behandelt werden.“

Erster Stimmungstest

Die Vorwahlen in Iowa am Montag sind die erste Abstimmung über die Präsidentschaftsbewerber von Republikanern und Demokraten. Beide Parteien nominieren ihre Kandidaten im Juli, die Präsidentschaftswahl findet im November statt.

Der Geschäftsmann verkündete an der Drake Universität in Des Moines, dass durch seinen Spendenaufruf zugunsten von Veteranen bereits sechs Millionen Dollar (5,50 Mio. Euro) zusammengekommen seien. Eine Million davon habe er aus seinem Privatvermögen gespendet. In den Vereinigten Staaten würden illegale Einwanderer in vielen Fällen besser behandelt als frühere Militärangehörige, polterte Trump in gewohnter Manier.

Cruz parodiert Trump: „Ich bin der Wahnsinnige“

Bei der Fox-News-Debatte diskutierten unterdessen sieben der zwölf republikanischen Präsidentschaftsbewerber über innen- und außenpolitische Themen. An Trump, der in den Umfragen führt, kamen sie aber nicht vorbei. Moderatorin Kelly fragte gleich zu Beginn, was mit dem Elefant sei, der nicht im Raum ist.

Mit Blick auf die oftmals persönlichen Attacken des Milliardärs auf die politische Konkurrenz antwortete Trumps stärkster Rivale in Iowa, Senator Ted Cruz, mit einer Trump-Parodie: „Ich bin der Wahnsinnige, und jeder auf dieser Bühne ist dumm, fett und hässlich.“ Nun, da der Trump-Part vorbei sei, wolle er allen dafür danken, dass sie erschienen seien. Er mahnte, im Zentrum des Wahlkampfes sollten „Politik und Visionen“ stehen.

Spott und Hohn

Von seinen Rivalen erntete Trump wegen seines Debattenboykotts beim TV-Sender Fox News Spott und Hohn.

Der erzkonservative texanische Senator liefert sich mit Trump in Iowa in Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Staat im Mittleren Westen läutet am Montag den Vorwahlmarathon ein, in dem Republikaner und Demokraten ihre Präsidentschaftskandidaten bestimmen.

„Er war für mich ein kleiner Teddybär“

Jeb Bush, Ex-Gouverneur von Florida und einst Favorit im Rennen, wurde ebenfalls ironisch: „Ich vermisse ihn irgendwie. Ich wünschte, er wäre hier. Er war für mich ein kleiner Teddybär.“ Senator Marco Rubio (Florida) erklärte, es gehe bei dieser Wahl nicht um Trump. „Er liefert die großartigste Show auf Erden“, so Rubio, beim Urnengang im November gehe es aber um das „großartigste Land der Welt“, das Präsident Barack Obama „systematisch zerstört“ habe.

Trump war jeden seiner Konkurrenten - vor allem aber Bush - bei früheren Debatten oft hart angegangen. Ohne ihn war es weniger laut, es ging deutlich sachlicher und seriöser zu. Die dominierenden Themen waren wie auch bei früheren Debatten der Kampf gegen den Terrorismus und Außenpolitik. Einen klaren Gewinner gab es laut Kommentatoren nicht.

Cruz konnte Lücke nicht füllen

Cruz stand zunächst im Zentrum der Bewerber. Er tat sich aber schwer damit, in die Rolle des Anführers zu schlüpfen, die ihm Trump mit seiner Abwesenheit eigentlich überlassen hatte, und diente vor allem als Zielscheibe für die anderen, die ihm etwa eine zu lasche Haltung beim Thema Immigration vorhielten. Er hatte zwar einen starken Beginn und präsentierte sich als Versöhner der Partei. Anschließend verlor er aber zusehends an Oberhand, beschwerte sich über Fragen der Moderatoren und wurde dafür vom Publikum ausgebuht.

Republikaner Ted Cruz und Jeb Bush

APA/AP/Chris Carlson

Jeb Bush und Ted Cruz genossen die Abwesenheit des Favoriten

Rubio wählte auffällig oft die Formulierung „wenn ich Präsident bin“ und sorgte vor allem mit einer Äußerung für erhöhte Aufmerksamkeit: Wenn er dann Präsident sei, würden Terroristen wieder in das Gefangenenlager Guantanamo geschickt. Obama will indes das umstrittene Lager noch in seinen verbliebenen Monaten im Amt schließen.

Keine Fehler, kein Glanz

Bush machte keinen Fehler, glänzte aber auch nicht. John Kasich, Gouverneur von Ohio, bot sich als moderate Alternative an. Chris Christie, Gouverneur von New Jersey, attackierte Hillary Clinton, Bewerberin der Demokraten, für deren E-Mail-Affäre. Clinton hatte als Außenministerin einst dienstliche E-Mails über ihr privates E-Mail-Konto laufen lassen.

Der Neurochirurg Ben Carson ist zwar noch dabei, aber schon so weit im Abseits, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte, bis er aufgibt. Der 64-Jährige ist der einzige Afroamerikaner im Präsidentschaftsrennen. Senator für Kentucky, Rand Paul, der dank Trumps Abwesenheit eine Chance auf der Hauptbühne bekam, fiel zumindest mit ein paar scharfen Attacken gegen die anderen auf. Am Ende kam die Debatte dann doch wieder auf den zurück, der nicht da war. Beiläufig sagte Bush: „Donald Trump - ich habe seinen Namen erwähnt, falls ihn jemand vermisst.“

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