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Erste Probleme in Washington

Die Bewohner der US-Ostküste rüsten sich für einen erwarteten Rekordschneesturm. Vor allem die Region um die Haupstadt Washington droht am Freitag und Samstag in bis zu 60 Zentimeter Neuschnee zu versinken, wie der US-Wetterdienst (NWS) mitteilte.

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In den kommenden Tagen könnte der gesamte Nordosten der USA von extremem Winterwetter betroffen sein, die Behörden befürchten ein Verkehrschaos. „Schwerer Schneefall und Schneeböen werden für gefährliche Bedingungen sorgen“, erklärte der NWS und warnte vor „einer Bedrohung für Leben und Besitztümer“. Rund um Washington werde es auf dem erwarteten Höhepunkt des Blizzards in der Nacht auf Samstag nur „äußerst begrenzt, wenn nicht unmöglich sein“, sich per Auto fortzubewegen.

„Alle Rechenmodelle sind sich einig“

Dem Wetterdienst zufolge könnte es 30 Stunden lang schneien. Der Wintersturm könnte in Washington einen Schneerekord aus dem Jahr 1922 brechen. „Alle Rechenmodelle, ob nach amerikanischer, kanadischer, europäischer oder britischer Methode, sind sich einig“, sagte Louis Uccellini, Direktor der US-Meteorologiebehörde NOAA am Donnerstag. In fünf Bundesstaaten wurde schon vorsorglich der Notstand ausgerufen: in Tennessee, North Carolina, Virginia, Maryland, Pennsylvania sowie im District of Columbia (DC) mit der Hauptstadt Washington.

Ansturm auf Geschäfte in Washington

In der Nacht auf Donnerstag fiel in der Hauptstadt bereits Schnee, der zu ersten Problemen führte und vor allem den Straßenverkehr lähmte. Bürgermeisterin Muriel Bowser ordnete für Freitag(Ortszeit) vorsorglich „Schneenotstand“ an. „Ich habe mein ganzes Leben in DC gelebt und ich weiß nicht, ob ich eine solche Vorhersage schon einmal erlebt habe“, sagte Bowser. „Es ist ein äußerst großer Sturm, der 36 Stunden dauern wird.“

Halbleere Regale in einem Supermarkt in Washington

APA/AFP/Mandel Ngan

Bewohner Washingtons räumen die Supermarktregale leer

Im Ballungsraum Washington zogen schon am Donnerstag etliche Menschen zum Großeinkauf los: In Baumärkten und Spezialgeschäften waren Heizgeräte, Streusalz, Schneeschaufeln und Schlitten ausverkauft. In Supermärkten gähnten in Milch- und Brotregalen große Lücken. 2.000 Freiwillige meldeten sich in der Hauptstadt bereits, um für ältere Menschen und Behinderte die erwarteten Schneemassen wegzuräumen.

Obama bleibt zu Hause

Der Winterdienst in der US-Hauptstadt steht in der Dauerkritik. Sogar Präsident Barack Obama war in seinem Dienstauto ins Rutschen geraten, wie Reporter berichteten. Der Präsident werde das Wochenende über zu Hause im Weißen Haus bleiben, sagte ein Sprecher. Der Bürgermeister der Stadt Boston bot der Hauptstadt Hilfe mit schwerem Schneeräumgerät an.

Angst vor dem Sturm

In Washington werden Ämter und Schulen schon zu Mittag geschlossen, um einen sicheren Heimweg zu ermöglichen. Die Menschen stürmen die Geschäfte, um sich mit dem Notwendigsten einzudecken.

Blizzards werden die heftigen Schneestürme mit starken Temperaturstürzen in Nordamerika genannt. Nach der Definition der NOAA sorgt bei einem Blizzard Wind mit mehr als 56,3 Kilometern (35 Meilen) in der Stunde mindestens drei Stunden lang bei starkem Schneefall für Sichtbehinderungen. Kaltluft aus den arktischen Regionen Kanadas strömt dabei am Rand von Tiefdruckgebieten nach Süden. Bei oftmals minus 35 Grad Celsius lässt der Blizzard unter einem Schnee- und Eispanzer auch weite Teile der USA erstarren und bringt dort das öffentliche Leben zum Erliegen.

Hunderte Flüge prophylaktisch gestrichen

Die Fluggesellschaften strichen bereits vor dem Einsetzen des Schneefalls Hunderte Flüge, mehrere tausend Passagiere sind betroffen. Die Behörden in Washington kündigten frühere Schließzeiten an, Busse und die teils oberirdisch fahrenden U-Bahnen stehen über das Wochenende still.

Über den genauen Verlauf des Tiefs, das aus Südwesten nach Nordosten zieht und potenziell bis zu 75 Millionen Menschen betreffen könnte, waren sich die Modelle der Meteorologenheute nicht ganz einig. Letzte Berechnungen sagten für Washington und Maryland zwischen 40 und 60 Zentimeter Schnee voraus. In der Stadt New York sollen zwischen zehn und 25 Zentimeter fallen. Auch Eisregen und gefrierender Regen werden vorausgesagt. Im Süden der Vereinigten Staaten könnte es zu Sturmfluten kommen.

Herausforderung für Meteorologen

Die Meteorologen betonten, diese Werte könnten sich noch deutlich ändern, sowohl nach unten wie nach oben. „Es gibt einige Herausforderungen bei den Vorhersagen“, sagte Uccellini. Bei Stürmen kommt es in den USA oft zu Stromausfällen, weil die Stromleitungen vor allem oberirdisch über Masten verlaufen, die unter der Schneelast und der Gewalt des Windes zusammenbrechen können. Das nun aufziehende Tief wird von Winden mit Geschwindigkeiten bis zu 80 Stundenkilometern begleitet.

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