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Zusammenhang mit Anschlägen?

Zwei Österreicher sind im Norden von Burkina Faso nahe der Grenze zu Mali entführt worden, hieß es am Samstag aus dem Sicherheitsministerium des westafrikanischen Landes. Es soll sich um einen Arzt und seine Frau handeln. Das Außenministerium in Wien konnte die Angaben zunächst nicht bestätigen.

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„Wir versuchen, dem Ganzen so schnell wie möglich nachzugehen“, sagte Sprecher Thomas Schnöll der APA. Das Ministerium hatte Samstagnachmittag immer noch keine neuen Informationen, ergriff allerdings Maßnahmen in dem Fall: In Wien seien der Krisenstab aktiviert und der Bereitschaftsdienst aufgestockt worden, sagte Sprecher Schnöll.

Vermutlich Dutzende Tote

Bei Terroranschlägen in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou sind vermutlich Dutzende Menschen getötet worden.

Sowohl die Burkina Faso nächstgelegene österreichische Botschaft in Dakar (Senegal) als auch das ADA-Büro in Ouagadougou stünden in engem Kontakt mit den burkinischen Behörden und der EU-Vertretung in Ouagadougou. Das ADA-Büro werden durch Personal aus Dakar aufgestockt.

Doch australisches Ehepaar?

Die beiden Österreicher wurden laut dem burkinischen Sicherheitsministerium im Norden nahe an der Grenze zu Mali entführt, in der Region Baraboule. Über die Entführung zweier Österreich berichtete auch die burkinische Agentur AIP (Agence d’Information du Burkina) auf Französisch unter Berufung auf übereinstimmende Quellen. Der Name des Arztes wurde mit „Arthur Eliot Keneth“ angegeben, der Vorname seiner Frau mit „Josephine“. Das ließ Zweifel aufkommen, ob es sich tatsächlich um Österreicher handelt und beispielsweise nicht etwa um Australier.

Einfach eine Verwechslung?

Die Wörter für Österreicher und Australier auf Englisch (Austrian - Australian), aber auch auf Französisch (Autrichien - Australien) klingen ähnlich, sodass es deswegen schon bei früheren Entführungsfällen zu einer Verwechslung kam. Laut der Agentur dpa berichteten lokale Medien auch, das Paar betreibe seit Langem eine Klinik in der Region, was auf ein örtlich bekanntes australisches Paar hindeutete. Laut AIP ist der pensionierte Arzt 82 Jahre alt, seine Frau 84. Die beiden seien in der Nacht auf Samstag in der Stadt Djibo entführt worden. Sie hätten dort laut einem Zeugen, der anonym bleiben wollte, seit 44 Jahren gelebt.

Salzburger schildert Lage

Laut AIP waren am Freitagnachmittag in Tin-Akoff, 40 Kilometer von Djibo, bei einem Raketenangriff ein Gendarm und ein Zivilist getötet worden. Danach kam es zu den Terrorattacken in der Hauptstadt Ouagadougou. Ouagadougou waren zwei Hotels und ein Cafe von einem Al-Kaida-Ableger angegriffen wurden. Davon sollen laut Außenamt keine Österreicher direkt betroffen sein. Ob ein Zusammenhang mit den Entführungen besteht, war zunächst unklar.

Ein Salzburger aus Neumarkt am Wallersee, der für die Hilfsorganisation „Licht für die Welt“ eine Augenklinik im Land aufgebaut hat und sich derzeit in Ouagadougou in einem nicht betroffenen Hotel aufhält, sagte den „Salzburger Nachrichten“ (Onlineausgabe): „Wir dürfen das Hotel nicht verlassen.“ Er verfolge die Ereignisse im Fernsehen mit; er wolle am Montag nach Wien zurückfliegen. Laut Außenministerium halten sich derzeit rund 20 Österreicher in Ouagadougou auf.

Angriff auf zweites Hotel

In Ouagadougou war Samstagfrüh ein zweites Hotel angegriffen worden. Es gebe einen Angriff auf ein weiteres Hotel, und er dauere an, sagte Innenminister Simon Compaore. Bei einer am Morgen vom Militär beendeten Attacke von Islamisten auf das Luxushotel „Splendid“ und das nahe gelegene Restaurant „Cappuccino“ waren in der Nacht mindestens 20 Menschen getötet worden, so Compaore. Ziel waren offenbar westliche Ausländer.

Rund 150 Überlebende

Nach Angaben des französischen Botschafters kamen 27 Menschen ums Leben. Drei Angreifer seien getötet worden, erklärte Gilles Thibault über seinen Twitter-Account. Rund 150 Überlebende aus 18 verschiedenen Ländern würden derzeit von den Behörden in der Hauptstadt Ouagadougou betreut, erklärte er weiter. Bei den drei getöteten Angreifern handelt es sich laut Compaore um einen Araber und zwei Schwarzafrikaner.

Brennendes Auto vor Hotel

Reuters

Die Extremisten zündeten auch Autos und ein Cafe an

Die Terrorgruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) schrieb nach Angaben der US-Organisation SITE, die Dschihadistenpropaganda analysiert, indes von 30 getöteten „Kreuzzüglern“. Es war der erste Islamistenanschlag in Ouagadougou. Besonders viele Opfer gab es nach ersten Erkenntnissen in einem von den Terroristen gestürmten Cafe bzw. (laut anderen Angaben) Restaurant.

Karte von Burkina Faso

APA/ORF.at

Die Attacke auf das erste Hotel begann am Freitag gegen 20.30 Uhr (Ortszeit). Die Attentäter setzten Autos und ein nahe gelegenes Cafe bzw. Restaurant in Brand, bevor sie in das Hotel vorstießen. Dann kam es zu einem heftigen Gefecht mit den anrückenden Sicherheitskräften. Explosionen erschütterten die Umgebung.

Militär vor Hotel

APA/AFP/Ahmed Ouba

Die Gegend wurde weiträumig abgeriegelt

Franzosen und Amerikaner halfen

Die Sicherheitskräfte riegelten die Umgebung des „Splendid“-Hotels ab. Nach einer einstündigen Feuerpause rückten sie Augenzeugen zufolge in zwei Gruppen in den Eingangsbereich vor, der teilweise in Flammen stand. Bei dem Einsatz wurden sie der Regierung zufolge von französischen Soldaten unterstützt, die in der ehemaligen Kolonie stationiert sind. Auch die USA sollen den Einsatz unterstützt haben. Frankreich hatte das US-Militär laut Pentagon-Angaben selbst darum gebeten. Mindestens ein Mitglied der US-Streitkräfte soll den Franzosen beratend zur Seite gestanden sein.

Selbe Gruppen wie bei Anschlag in Mali

Frankreichs Präsident Francois Hollande sagte seinem burkinischen Kollegen Marc Christian Kabore nach Elysee-Angaben „volle Unterstützung“ und die Hilfe französischer Einsatzkräfte zu.

Zu dem Angriff bekannten sich Al-Kaida im Islamischen Maghreb und die Gruppe Al-Mourabitoun. Beide Gruppen hatten auch die Verantwortung für einen Anschlag auf ein Hotel im benachbarten Mali im November übernommen, bei dem in der Hauptstadt Bamako 20 Menschen getötet worden waren. In Mali sind auch deutsche Bundeswehrsoldaten stationiert. Sie helfen im Rahmen eines UNO-Einsatzes, das Land nach einem Islamistenaufstand im Jahr 2012 wieder zu stabilisieren.

Warnung vor Islamistenbündnis

Der Libyen-Beauftragte der Vereinten Nationen (UNO), Martin Kobler, warnt vor einem Islamistenbündnis in Afrika. Es sei zu erkennen, dass die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) in diese Richtung ziele, um einen Schulterschluss mit Gruppen südlich von Libyen - wie zum Beispiel der nigerianischen Boko Haram - herbeizuführen, sagte der deutsche Diplomat zur „Bild“ (Samstag-Ausgabe).

„Das muss die internationale Gemeinschaft unbedingt verhindern.“ Dazu sei es auch wichtig, dass Libyen stabilisiert werde. Solange es in Libyen keinen funktionierenden Staat gebe, sei das Land ein idealer Rückzugs- und Operationsraum für Islamisten.

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