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Hollande will Ausnahmezustand verlängern

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat ein neues Propagandavideo veröffentlicht, das Drohungen gegen alle Länder der Anti-IS-Koalition enthält und offenbar die Pariser Attentäter zeigt. Das Video wurde am Sonntagabend über das IS-Medienportal Al-Hayat und islamistische Websites verbreitet und enthält auch Fotos der französischen und britischen Staatsführung.

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Das Video ist knapp 18 Minuten lang und trägt den Titel „Tötet sie, wo Ihr sie findet“. Darin werden vier Belgier, drei Franzosen und zwei Iraker als die Täter präsentiert, die am 13. November in Paris eine Reihe von Bars und Restaurants, den Konzertsaal Bataclan sowie die Fußballarena Stade de France attackierten. Damals wurden 130 Menschen getötet.

Die meisten der neun mutmaßlichen Attentäter sind in dem Video einzeln dabei zu sehen, wie sie eine vor ihnen sitzende Geisel ermorden. Zugleich sprechen die in Tarnanzügen gekleideten Kämpfer Drohungen auf Arabisch oder Französisch aus: Ihre Botschaft sei „an alle Länder gerichtet“, die sich an der US-geführten Militärkoalition gegen den IS in Syrien und im Irak beteiligen.

Weiter keine Spur von Salah Abdeslam

Die Attentäter werden als „Löwen“ beschrieben, die „Frankreich in die Knie“ gezwungen hätten. Zu Beginn kommt auch ein Mann zu Wort, der dem mutmaßlichen Chefplaner der Pariser Attentate, Abdelhamid Abaaoud, ähnelt. Keine Rede ist in dem Video von dem im Zusammenhang mit den Anschlägen Verdächtigen Salah Abdeslam. Er ist seitdem auf der Flucht.

Das Propagandavideo zeigt auch umfangreiches Material aus der Anschlagsnacht, darunter fliehende Menschen und den Einsatz der Sicherheitskräfte. Außerdem sind Bilder von Frankreichs Präsident Francois Hollande und Premierminister Manuel Valls zu sehen, deren Köpfe mit einer Zielscheibe markiert sind. Auch ein Bild des britischen Regierungschefs David Cameron taucht auf, dazu der Kommentar: „Wer immer sich auf die Seite der Ungläubigen schlägt, wird Zielscheibe unserer Schwerter sein.“

Hollande: Frankreich lässt sich nicht einschüchtern

Hollande zeigte sich entschlossen, im Kampf gegen den IS nicht nachzugeben. Er sagte am Montag am Rande eines Staatsbesuchs in Indien zu dem Video, es gebe „nichts, was uns Angst machen“ kann. „Keine Drohung wird Frankreich daran zweifeln lassen, was es im Kampf gegen den Terrorismus zu tun hat.“ Sein Land sei entschlossen, den IS weiterhin energisch anzugreifen. Frankreich hatte nach den Attentaten die Angriffe auf IS-Stellungen verstärkt.

In Frankreich herrscht seit den Anschlägen zudem der Ausnahmezustand, der noch bis Ende Februar gilt und den Behörden weitreichende Befugnisse bei Terrorermittlungen gibt. Die Regierung will ihn um drei weitere Monate verlängern, allerdings bekommt sie zunehmenden Gegenwind seitens der Opposition und aus der Gesellschaft.

Laut Innenministerium elf Anschläge vereitelt

Innenminister Bernard Cazeneuve verteidigte den Ausnahmezustand am Sonntagabend als „nützlich“ im Kampf gegen den Terrorismus. Seinen Angaben zufolge wurden zudem 2015 insgesamt elf Attentate in Frankreich vereitelt - offenbar sollten ein weiteres Konzert und Zivilisten auf offener Straße angegriffen werden. Camerons Büro erklärte, das jüngste IS-Video sei ein „weiterer Schritt einer entsetzlichen Terrorgruppe, die klar im Verfall und auf dem Rückzug ist“.

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