Khols Zumutbarkeitsgrenze
Anders als die unabhängige Kandidatin Irmgard Griss hat ÖVP-Präsidentschaftskandidat Andreas Khol eine klare Position, wenn es um die FPÖ geht: Er würde dem Chef der stimmenstärksten Partei den Auftrag zur Regierungsbildung erteilen. „Und wenn er mir ein Programm vorschlägt und eine Mehrheit hat, dann würde ich ihn angeloben, auch wenn er (FPÖ-Chef Heinz-Christian, Anm.) Strache heißt“, so Khol Montagabend im ZIB2-Interview.
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Gefragt, ob er so wie damals Thomas Klestil die Angelobung bestimmter Personen als Minister verweigern würde, zeigte Khol nachträglich Verständnis für Klestils Weigerung, den damaligen Wiener FPÖ-Chef Hilmar Kabas als Verteidigungsminister anzugeloben: Wenn ihn jemand „Lump“ nenne, dann sei wohl die Zumutbarkeit überschritten, aber grundsätzlich, so machte Khol klar, würde er sich an die Personalvorschläge eines Regierungschefs halten. Kabas hatte Klestil nach der Angelobung der schwarz-blauen Regierung, die dieser mit versteinerter Miene vollzogen hatte, nach Angaben zahlreicher Augenzeugen als „Lump“ bezeichnet. Kabas selbst behauptete aber, „Hump“ oder „Dump“ gesagt zu haben.
Khol im Interview mit Armin Wolf
Nach der Absage von Erwin Pröll als Präsidentschaftskandidat der ÖVP nur zweite Wahl zu sein, will Khol nicht erkennen: Bei seiner Frau sei er erste Wahl, alles andere würde der Wähler entscheiden, so Khol in der ZIB2.
Nicht spekulieren wollte Khol darüber, dass die FPÖ nach seiner Nominierung auf einen eigenen Kandidaten verzichten und stattdessen ihn schon im ersten Wahlgang unterstützen könnte. Dass mehrere FPÖ-Vertreter nun diese Möglichkeit in den Raum stellten, gehöre „zum Vorwahlgeplänkel“. Er sei aber überzeugt, dass es einen FPÖ-Kandidaten geben werde.
„Jetzt andere Politiken“
Während sich Griss bei einem FPÖ-„Hearing“ nicht festlegen wollte, verteidigte Khol, der die FPÖ Mitte der 1990er Jahre als „außerhalb des Verfassungsbogens stehend“ bezeichnet hatte, fünf Jahre später aber federführend bei der Bildung der ersten schwarz-blauen Koalition war, seine Position.
Dass die FPÖ ein Präsidialsystem anstrebe, mehr direkte Demokratie wolle und eine sehr vehemente Sprache habe, seien „legitime Grundhaltungen“, wenn auch nicht seine eigenen, wie Khol betonte. Die Positionen der FPÖ heute seien aber „nicht so radikal und nicht so fundamental“ wie zum Zeitpunkt des EU-Beitritts, den die Freiheitlichen damals abgelehnt hätten. Das sei damals ein radikal anderer Weg gewesen. „Das jetzt sind andere Politiken“, so Khol. Er fügte hinzu, man könne europakritisch sein, ohne Recht zu verletzen.
Khol: „Alter ist keine Kategorie“
In der ZIB2 sagte Khol zudem, angesprochen auf seine 74 Jahre: „Alter ist keine Kategorie.“ Auf die Qualität komme es an. Dass er am Ende seiner möglichen Amtszeit in der Hofburg 81 Jahre alt wäre, darin sehe er jedenfalls kein Handicap, sagte Khol und zitierte den Biologen Robert Hengstschläger, der laut Khol zwischen Lebensalter und biologischem Alter unterscheide: „Ein 70-Jähriger ist heute biologisch so alt wie ein 50-Jähriger in den 1950er Jahren“, so Khol. Ohnehin werde die Lebenserwartung länger. Und: „Ich tue alles, um fit zu bleiben.“
Heuer möglicher Altersrekord
Ex-ÖVP-Chef Erhard Busek kritisierte dagegen seine Partei scharf für die Wahl eines 74-jährigen Kandidaten: Ältere Wähler seien davon ohnehin nicht zu beeindrucken, jüngere aber abgeschreckt. Das betreffe alle Parteien, so Busek dabei: „Wenn Hundstorfer der jüngste Kandidat ist – das spricht für sich selber.“ Sozialminister Rudolf Hundstorfer als - mit Ende der Woche wohl auch offizieller - SPÖ-Kandidat wäre mit seinen 64 Jahren in anderen Wahljahren Durchschnitt. Heuer nicht.

APA/Robert Jaeger
Van der Bellen und Khol vor zehn Jahren
Van der Bellen sieht sich „nicht so ganz gebrechlich“
Unter den Kandidaten und Kandidatinnen mit den bisher größten Aussichten finden sich neben Khol und Hundstorfer der 72-jährige, von den Grünen unterstützte Alexander Van der Bellen und die 69-jährige Griss. Aber auch der 83-jährige Wiener Unternehmer Richard Lugner überlegt laut eigenen Aussagen eine Kandidatur. Sein Antreten wäre ein Rekord: Der bisher älteste Kandidat war der 1992 von den Grünen nominierte Robert Jungk, der sich mit fast 79 Jahren der Wahl stellte.
Wie Khol will auch Van der Bellen nicht über sein Alter diskutieren und verwies gegenüber der APA darauf, dass Khol sogar einige Jahrgänge über ihm ins selbe Gymnasium wie er gegangen sei, versehen mit dem Zusatz: „Ich hoffe, dass ich nicht so ganz gebrechlich auf Sie wirke.“ Es war aber vor allem die SPÖ, die sich am Montag gegen eine „unfaire“ Diskussion über das Alter antretender Kandidatinnen und Kandidaten aussprach.
Niessl gegen Alterslimits
Khols bisheriges Gegenüber in der Seniorenvertretung, SPÖ-Pensionistenverbandschef Karl Blecha, verwies am Montag gegenüber der APA auf „die wesentlichen Präsidenten in Europa“ wie Deutschlands Joachim Gauck (75), die in Khols Altersgruppe seien. Auch der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) meinte, es gebe „60-, 65-, 70-Jährige, die eine große Dynamik haben. Es gibt Jüngere, die weniger Dynamik haben. Ich würde das nicht am Alter aufmachen.“
Erste Wahl kürte 78-jährigen Körner
Tatsächlich sind in der Zweiten Republik auch schon wesentlich ältere Kandidaten angetreten als heuer und haben die Wahl gewonnen. Allerdings muss man dafür recht weit zurückblicken. Am ältesten war gleich der erste nach 1945 in einer Volkswahl gewählte Bundespräsident, nämlich Theodor Körner (SPÖ) mit 78 Jahren im Jahr 1951. Adolf Schärf (SPÖ) schaffte seine Wiederwahl (1963) mit 73 Jahren, bei seinem ersten Antreten war er 67.
Ebenfalls mit 67 wurde Kurt Waldheim (ÖVP) 1986 Bundespräsident. Er war erstmals schon 1971 im Alter von 52 Jahren erfolglos angetreten. Franz Jonas (SPÖ) wurde nach Schärfs Tod 1965 im Alter von 65 Jahren Staatsoberhaupt, mit 71 wurde er wiedergewählt. Auch Heinz Fischer (SPÖ) absolvierte seine beiden Wahlen 2004 und 2010 mit 65 bzw. 71 Jahren. Die bisher jüngsten Präsidenten der Republik bei ihrem ersten Antreten waren bisher mit 59 Jahren Thomas Klestil (ÖVP) und Rudolf Kirchschläger (SPÖ).
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