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Weiter Tausende auf Balkan-Route

Die Zahl der Flüchtlinge auf dem Balkan hat wegen des Winters zwar etwas abgenommen, doch Tausende sind trotz der Strapazen immer noch zwischen der Türkei und Österreich unterwegs. Allein in den ersten zehn Tagen des neuen Jahres kamen rund 24.000 Schutzsuchende an. 1.652 Menschen seien wegen fehlender Dokumente oder unglaubwürdiger Angaben an der Grenze zurückgewiesen worden, sagte Polizeisprecher Michael Masaniger.

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Über Slowenien seien im selben Zeitraum beinahe gleich viele - rund 25.000 Flüchtlinge - nach Westeuropa gereist, berichtete die Nachrichtenagentur STA am Montag in Ljubljana. Damit seien seit Mitte Oktober, als die Transitroute wegen geschlossener Grenzen in Ungarn erstmals über das Euro- und NATO-Land Slowenien verlief, 404.000 Menschen gezählt worden, so STA.

Neuankünfte auch in Ägäis

Auch weiter im Süden in der Ägäis wurden neue Flüchtlinge registriert. Am Montag kamen nach Angaben der Küstenwache in der Hafenstadt Piräus 1.104 Flüchtlinge an Bord einer Fähre von den Inseln Chios und Lesbos an. Am späten Sonntagabend war eine andere Fähre mit gut 500 Geflüchteten von den gleichen Inseln in Piräus eingelaufen. Die Schutzsuchenden hatten zuvor von der Türkei auf die griechischen Inseln übergesetzt. Befragt von Reportern sagten die meisten Migranten, sie wollten nach West- und Nordeuropa weiterreisen.

Beamte der griechischen Küstenwache und der Europäischen Grenzagentur Frontex retteten nach Behördenangaben binnen 24 Stunden mehr als 500 Menschen aus den Fluten vor den Inseln Megisti, Kos, Samos, Leros, Chios und Lesbos. Nach Angaben des UNO-Hilfswerks UNHCR kamen seit Jahresbeginn in der Ägäis 39 Menschen ums Leben oder werden vermisst.

Verteilungsplan: Österreich bittet um Aufschub

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini rief bei einem Besuch in Prag zu gemeinsamen Lösungen in der Flüchtlingskrise auf. „Wenn wir vereint sind, sind wir in unserer Arbeit stärker“, sagte die 42-Jährige nach einem Treffen mit dem tschechischen Außenminister Lubomir Zaoralek. Tschechien hatte im September gegen EU-weite Flüchtlingsquoten gestimmt, will die Mehrheitsentscheidung aber anders als Ungarn und die Slowakei akzeptieren.

Österreich hat im Verteilungsplan zugesagt, 1.953 Flüchtlinge aus Italien und Griechenland zu übernehmen. Ende Dezember habe Österreich aber bei der EU-Kommission um einen zwölfmonatigen Aufschub zur Erfüllung dieser Zusagen angesucht, berichtet das Onlineportal NZZ.at und beruft sich dabei auf den Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck. Grund des Aufschubs sei der ohnehin starke Zustrom an Flüchtlingen, die Österreich auf eigenem Wege erreichen. „Wir hoffen auf das Verständnis der Kommission“, wird Grundböck zitiert. Seitens der EU-Kommission gebe es noch keine Antwort auf das Ansuchen.

Papst appelliert an europäische Staaten

Papst Franziskus nahm die europäischen Staaten in die Pflicht und forderte nachhaltige und kreative Lösungen. Bei seiner traditionellen Ansprache vor dem beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatische Corps betonte er am Montag, Europa habe die Mittel und die moralische Pflicht, "einerseits die Rechte der eigenen Bürger zu schützen und andererseits die Betreuung und die Aufnahme der Migranten zu garantieren.

Der Papst räumte ein, Angst und Unsicherheit seien angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge verständlich. Es stellten sich Fragen nach der Aufnahmekapazität der Zielländer, der Veränderung des kulturellen und sozialen Gefüges und „der Befürchtungen um die Sicherheit, die durch die überhandnehmende Bedrohung durch den internationalen Terrorismus über alle Maßen verschärft werden“. Dennoch sei er überzeugt, dass Europa fähig sei, das Gleichgewicht zwischen der Aufnahme der Menschen und dem Schutz der eigenen Bürger zu finden, betonte Franziskus.

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