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Sean Penn „Ziel von Ermittlungen“

Hollywood-Star Sean Penn ist für sein Interview mit dem mexikanischen Drogenboss Joaquin „El Chapo“ Guzman in den USA scharf kritisiert worden. Das „sogenannte Interview“ werfe einige „interessante Fragen“ an Penn und andere Beteiligte auf, sagte der Stabschef von Präsident Barack Obama, Denis McDonough, dem Fernsehsender CNN.

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Das heimliche Treffen von Penn mit Guzman hatte am Wochenende weltweit Schlagzeilen gemacht. Das Magazin „Rolling Stone“ hatte dazu einen Bericht des Schauspielers online veröffentlicht: Darin schildert er, wie ihm der spektakulär aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochene Gangster während seiner Flucht vor einigen Monaten ein Interview gab. Guzman habe ihn im Dschungel empfangen und mit ihm Tequila getrunken, schrieb Penn.

Joaquin "El Chapo" Guzman

APA/AFP/Plaza de Armas

„El Chapo“ nach seiner Festnahme

„Ich war angeekelt von seiner Prahlerei (...) über eine Epidemie, die unser Land erfasst hat“, sagte McDonough am Sonntag dem Sender ABC mit Blick auf die vielen Heroinsüchtigen in den USA. Er sei angewidert, dass sich Guzman damit gebrüstet habe, dass er mit mehr Heroin gehandelt habe als jeder andere auf der Welt. Zugleich nannte er es eine „sehr gute Nachricht“, dass Guzman nach seiner Flucht wieder gefasst wurde.

McDonough äußerte sich nicht dazu, ob Penns heimliches Treffen mit dem zu diesem Zeitpunkt noch flüchtigen Drogenboss Ermittlungen in den USA nach sich ziehen könne. „Wir werden jemand anderen klären lassen, was Sean Penn getan und was er nicht getan hat“, sagte McDonough. „‚El Chapo‘ ist da, wo er sein sollte“, sagte McDonough mit Blick auf die Ergreifung des Drogenbarons.

Schauspielerin organisierte Treffen im Dschungel

In Mexiko forderten mehrere Parlamentarier die Regierung von Präsident Enrique Pena Nieto auf, von den USA die Herausgabe der von Penn erhaltenenen Video- und Tonbandaufzeichnungen mit den Aussagen Guzmans zu beantragen, berichtete die mexikanische Zeitung „Milenio“. Es sei notwendig zu erfahren, was genau der 58-jährige Drogenboss zu Penn und der mexikanischen Schauspielerin Kate del Castillo gesagt habe. Del Castillo hatte für Penn den Kontakt hergestellt und war auch während des Interviews anwesend.

Schauspielerin Kate del Castillo

Reuters/Kevork Djansezian

Die Schauspielerin Kate del Castillo fädelte das Interview mit „El Chapo“ ein

Die beiden Schauspieler seien Ziel von Ermittlungen der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft, sagte ein Mitarbeiter dieser Behörde am Sonntag. Nach Angaben eines mexikanischen Regierungsvertreters ist noch unklar, ob die Schauspieler mit dem Interview gegen Gesetze verstoßen haben. Zwar könne ein Reporter einen mutmaßlichen Drogenhändler interviewen. Penn und Del Castillo seien aber „keine Journalisten“, sagte der Regierungsvertreter.

Treffen dauerte sieben Stunden

Penn schrieb im „Rolling Stone“, er habe sich am 2. Oktober sieben Stunden lang mit Guzman auf einer Dschungellichtung getroffen. Das Magazin druckte ein Foto, auf dem Penn Guzman die Hand gibt. Bei einem Tequila habe „El Chapo“ dann mit seinen Verbrechen geprahlt: „Ich liefere mehr Heroin, Methamphetamin, Kokain und Marihuana als irgendjemand sonst in der Welt“, gab ihn Penn wieder. „Ich habe eine Flotte aus U-Booten, Flugzeugen, Lastwagen und Schiffen.“

Mexikos Generalstaatsanwältin Arely Gomezhatte berichtete am Freitag, die Behörden seien über Treffen Guzmans mit Regisseuren und Schauspielern im Bilde gewesen, und diese hätten bei seiner Ortung geholfen. Ein mexikanischer Regierungsmitarbeiter präzisierte am Samstag: „Wir wussten von diesem Treffen.“

Gomez sagte nach der Festnahme, man sei ihm auf die Spur gekommen, nachdem er „Schauspielerinnen und Produzenten“ kontaktiert hatte, um einen Film über sein Leben drehen zu lassen. „Ich habe einen glaubwürdigen Hinweis erhalten, dass die (US-Anti-Drogen-Behörde) DEA von unserer Reise nach Mexiko wusste“, schrieb auch Penn in dem Bericht.

Mexiko eröffnete Auslieferungsverfahren

Zwei Tage nach der Festnahme Guzmans begann die mexikanische Regierung das Verfahren für eine Auslieferung in die USA. Am Sonntag besuchten zwei Beamte von Interpol Mexiko das Gefängnis nahe der Hauptstadt Mexiko-Stadt, in dem Guzman seit seiner Wiederergreifung einsitzt. Damit wurde das Auslieferungsverfahren offiziell eröffnet.

Als Nächstes muss ein Richter über die Ausweisung Guzmans entscheiden. Die Entscheidung wird dann an das Außenministerium weitergeleitet, das grünes Licht für die Ausweisung geben muss. Guzman habe aber die Möglichkeit, Einspruch gegen die Entscheidung des Ministeriums einzulegen, so die Generalstaatsanwaltschaft. Das Verfahren bis zu einer Auslieferung dürfte mindestens ein Jahr dauern.

Sean Penn schweigt

Bei einer Gala in Beverly verweigerte Penn der US-Filmzeitschrift „Variety“ zufolge jeden Kommentar zu seinem Treffen mit „El Chapo“. Gefragt danach, habe er lediglich „Ich kann nicht“ gesagt und sei gegangen. Die Benefizveranstaltung in der Nacht auf Sonntag kam einer von Penn gegründeten Haiti-Hilfsorganisation zugute. „Variety“ wirkte dabei als Sponsor mit. An der Gala nahmen laut Medienberichten zahlreiche Stars teil, darunter Penns Ex-Frau Madonna und Schauspieler wie Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo und Patricia Arquette. Penn hatte die Hilfsorganisation für das 2010 von einem Erdbeben schwer erschütterte Haiti ins Leben gerufen.

Auch bei den Golden Globes war Penns Treffen mit Guzman Thema: Der britische Komiker und Gastgeber Ricky Gervais beschimpfte zu Beginn der Show mit gespieltem Ernst die im Saal versammelte Prominenz als widerwärtige, pillenschluckende, perverse Leute. Danach kündigte er an, seinen Monolog zu Ende zu bringen und dann ein sicheres Versteck aufzusuchen - und „nicht einmal Sean Penn wird mich dort finden“.

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