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„I mog des Land, i mog die Leit“

Das Rätseln um den ÖVP-Kandidaten für die Bundespräsidentschaft ist beendet: Seit Ende vergangener Woche als Favorit gehandelt, wurde Andreas Khol am Sonntagabend von der Volkspartei auch offiziell für das Rennen um die Hofburg fixiert.

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Nach einer Sitzung des Bundesparteivorstandes trat Khol gemeinsam mit ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner vor die Presse und sagte in einem kurzen Statement, dass er „mit Freude“ zur Wahl antrete. Für ihn sei „Österreich ein Anliegen“, so Khol: „I mog des Land, i mog die Leit.“ In seinem im Netz veröffentlichten Antrittsvideo macht Khol aber auch deutlich, mit der nun anstehenden „Herausforderung“ zunächst nicht gerechnet zu haben: „Ich war völlig sprachlos - ich soll für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren.“

Andreas Khol und Reinhold Mitterlehner

APA/Georg Hochmuth

Khol und Mitterlehner beim gemeinsamen Auftritt vor der Presse

„Er weiß, wo die Bürger der Schuh drückt“

Laut Mitterlehner ist Khol mit den „Anliegen der Bürger auf allen Ebenen bestens vertraut. Er weiß, wo die Bürger der Schuh drückt.“ Khol sei „ein Kandidat, der Erfahrung mit Weitblick verbindet“, er stehe für „sozialen Ausgleich“ und „Werte wie Eigenverantwortung, Leistung und Solidarität“ und verfüge über internationale Erfahrungen, so Mitterlehner weiter. Khol sei „sowohl physisch als auch psychisch“ ein Kandidat, der den Anforderungen gut entsprechen würde und „vom ersten Tag an ein guter Bundespräsident“, zeigte sich Mitterlehner bei der Präsentation des ÖVP-Hofburg-Kandidaten zudem überzeugt.

Mitterlehner schickt Khol ins Hofburg-Rennen

Die monatelangen Spekulationen sind beendet: Nach der Absage von Pröll hat ÖVP-Chef Mitterlehner am Sonntagabend Khol als Kandidaten für die Bundespräsidentschaft präsentiert.

Die Entscheidung für den derzeitigen Seniorenbund-Obmann war einstimmig im Vorstand gefallen - nur der Tiroler Landesparteichef Günther Platter fehlte laut Mitterlehner bei der Sitzung. Als Grund wurde eine ungeplante Zwischenlandung in Linz genannt. Für die Nominierung Khols habe man „nicht sehr lange gebraucht“, so Mitterlehner, der gleichzeitig von einer „gut vorbereiteten“ Entscheidung sprach.

Seit 2005 Chef von Seniorenbund

Khol kam zum Zug, nachdem der bereits als Kandidat gehandelte niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll ein Antreten abgelehnt hatte. Die Entscheidung des Parteivorstands wird noch am Montag in der Sitzung der Bundesparteileitung abgesegnet.

Seniorenbund bekommt Chefin

Andreas Khol hat nach seiner Kür zum ÖVP-Kandidaten für die Hofburg die Obmannschaft für den Seniorenbund abgegeben. Dieses Amt soll nun Khols erste Stellvertreterin Ingrid Korosec übernehmen. Korosec wäre laut Seniorenbund die erste Frau in dieser Funktion.

Der als Sohn Südtiroler Eltern auf der Ostseeinsel Rügen in Deutschland geborene und in den Südtiroler Ortschaften Gossensaß und Sterzing aufgewachsene Khol war langjähriger Klubchef der ÖVP und bis 2006 vier Jahre lang Nationalratspräsident. Seit 2005 leitet er den Seniorenbund. Mit derzeit 74 Jahren ist er der älteste in der bisher bekannten Kandidatenriege. Seinen 75. Geburtstag am 14. Juli würde er im Falle seines Sieges kurz nach seiner Angelobung feiern.

Bereits vor Beginn des ÖVP-Bundesparteivorstands standen alle Zeichen auf Khol. Eine Einigung auf ihn war laut 17.00-Uhr-ZIB schon vor dem Treffen der Parteispitze in der Politischen Akademie der ÖVP ausgemachte Sache. Der derzeitige Obmann des Seniorenbundes traf wenig später dann auch gemeinsam mit Parteichef Mitterlehner und ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald am Wiener Sitzungsort ein.

„Plan B“

Kritik an der Nominierung Khols kam unterdessen von Ex-ÖVP-Chef Erhard Busek, der im „Standard“-Interview von einer „Notlösung“ sprach: „Bei einiger Fantasie hätte man durchaus andere Kandidaten finden können, auch Überraschungskandidaten“, wird Busek in der Zeitung zitiert.

Khol wurde Ende vergangener Woche mit der überraschenden Absage von Pröll als kolportierter „Plan B“ zum neuen ÖVP-Favoriten für die Hofburg-Wahl. Mitterlehner wünsche sich einen „politischen Profi“ und habe sich aus diesem Grund für Khol entschieden, hieß es dazu am Freitag etwa in der „Presse“.

Auch Ö1 und die ZIB2 berichteten am Freitag von der Favoritenrolle des Verfassungsjuristen, der als Mastermind hinter der schwarz-blauen Koalition Wolfgang Schüssels gilt. Khol selbst hielt sich bis Sonntag bedeckt, eine Sprecherin verwies lediglich auf die entscheidende Parteivorstandssitzung.

Absage nicht nur von Pröll

Gleichzeitig gaben unmittelbar nach der Pröll-Absage gleich eine Reihe von ÖVP-Granden bekannt, nicht für das Amt in der Hofburg antreten zu wollen. „Dezidiert ausgeschlossen“ wurde eine Kandidatur etwa vom ehemaligen EU-Kommissar Franz Fischler. Auch der langjährige EU-Abgeordnete Othmar Karas ließ durchblicken, dass er kein Kandidat für die Präsidentschaftswahl sei.

Auch der ebenfalls ins Gespräch gebrachte Ex-Raiffeisen-Generalanwalt und Flüchtlingskoordinator Christian Konrad winkte am Freitag mit „eine Kandidatur ist ausgeschlossen“ ab. „Ich habe nie gesagt, dass ich kandidiere“, sagte zudem Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer.

SPÖ entscheidet am Freitag

Neben Khol stehen seit Freitag auch der ehemalige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen und bereits seit Mitte Dezember die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, Irmgard Griss, als Kandidaten im Rennen um die Hofburg fest. Die SPÖ will ihren Kandidaten am kommenden Freitag präsentieren. Ob die FPÖ, das Team Stronach (TS) und NEOS eigene Kandidaten aufstellen, ist noch unklar, ebenso, ob noch andere Unabhängige kandidieren wollen.

Die Liste potenzieller Kandidaten könnte durchaus bunt werden: Während Adrien Jean-Pierre Luxemburg-Wellenstein bereits am 8. Dezember und somit bereits vor Griss (17. Dezember, Anm.) bekanntgab, „als normaler Staatsbürger“ für das höchste Amt im Land kandidieren zu wollen, deutete laut Medienberichten etwa auch der Wiener Unternehmer Richard Lugner an, nach 1998 über eine neuerliche Kandidatur nachzudenken.

Die Amtszeit von Bundespräsident Fischer läuft am 8. Juli aus, voraussichtlich am 24. April wird das nächste Staatsoberhaupt gekürt bzw. in der Stichwahl vier Wochen später, falls beim ersten Wahlgang kein Kandidat über 50 Prozent kommt. Fischer muss die Hofburg nach zwölf Jahren verlassen, er darf kein drittes Mal antreten.

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