Ex-Grünen-Chef versprüht Zuversicht
Alexander Van der Bellen hat sich am Sonntag erstmals seit der Bekanntgabe der Präsidentschaftskandidatur der Öffentlichkeit gestellt. In einer Pressekonferenz versprühte der grüne Ex-Parteichef Zuversicht: „Ich bin überzeugt, dass ich eine Chance habe, eine Chance, hinreichend viele Bürger zu überzeugen, ihr Vertrauen zu gewinnen und schlussendlich gewählt zu werden.“
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Er sei aber nicht naiv, so Van der Bellen: „Ich weiß, ich bin ein Außenseiter.“ In den roten und schwarzen Parteiapparaten gebe es genügend Personen, die es für undenkbar hielten, dass nicht einer der ihren den Bundespräsidenten stellt. „Aber die Zeiten ändern sich, und ich bin überzeugt, ich habe eine Chance - eine ernste Chance.“ Und: „Meine Zeit wäre mir zu schade als Zählkandidat.“
„Wie ein Hollywood-Schauspieler“
Entsprechend optimistisch waren auch die Schlussworte seines Statements. „Wer weiß, in drei, vier Monaten, wenn es so weit ist, treffen wir uns wieder und ich stehe vor Ihnen und sage: Ich bin’s, euer Bundespräsident, gemma’s an.“ Erwartet wurde Van der Bellen am Sonntag von einer Vielzahl an Journalisten, das Klicken der Kameraauslöser wollte bei seinem Eintreffen kein Ende nehmen. „Danke für das Kommen“, meinte er dazu mit einem Lächeln, „jetzt weiß ich endlich, wie es einem mittleren Hollywood-Schauspieler geht.“
Österreich „etwas zurückgeben“
Er sei überzeugt, dass er die Position des Bundespräsidenten gut wahrnehmen könne, sagte Van der Bellen. „Ich bin ein verbindlicher Charakter.“ Er würde nach innen parteiübergreifend verbinden und nach außen Österreich gut repräsentieren, versicherte er. Auch eine persönliche Motivation nannte er: Österreich habe ihm als Flüchtlingskind große Chancen eröffnet und viel geschenkt. „Mir geht es in Österreich wirklich gut, das ist meine Heimat, dort gehöre ich hin.“

APA/Georg Hochmuth
Van der Bellen: „Bin ein verbindlicher Charakter“
Er glaube, dass es möglich sei, „als Bundespräsident etwas von dem zurückzugeben, weiterzugeben, was mir in meinem mittlerweile ziemlich langen Leben geschenkt wurde“. Die Herausforderungen bezeichnete Van der Bellen als enorm. Er verwies auf die Schere zwischen Arm und Reich, das kein Ende nehmende „Flüchtlingsdrama“, den Klimawandel und den Umstand, dass sich Europa und die EU in der „wahrscheinlich tiefgreifendsten Krise seit ihrer Geburt“ befinde. Die Sprengung der Union hielte er für den „größtmöglichen Fehler“, betonte er.
„FPÖ-Hype“ vielleicht bald vorbei
Zur Frage, ob er eine FPÖ-geführte Regierung angeloben würde, sagte Van der Bellen, dass die stärkste Fraktion nicht automatisch einen Anspruch auf den Bundeskanzler habe - „nicht juristisch, nicht moralisch, gar nicht“. Außerdem sei der Bundespräsident direkt gewählt, habe also mehr als die Hälfte der Stimmbürger auf seiner Seite.
In seinem Fall gehe es da auch um eine bestimmte europapolitische Position. „Der Bundespräsident wird schon ein Mindestmaß an Vertrauen in die Regierung, die er anzugeloben hat, haben müssen. Sonst wird er alles tun, um eine andere Bundesregierung anzugeloben.“
Medienauftritt von Van der Bellen
Nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur zur Präsidentenwahl per Videobotschaft präsentierte sich Alexander Van der Bellen erstmals den Medien.
Er hoffe aber ohnehin, dass die Österreicher klug genug seien, sich nicht für eine „Verzwergung“ der einzelnen Staaten Europas einzusetzen. „Ich würde vorschlagen, für den Moment der FPÖ nicht größere Bedeutung zuzumessen als ihr zukommt. Wer weiß, ob der Hype nicht in zwei Jahren vorbei ist, sie ihren Plafond schon überschritten haben. Ich kann mir ja was wünschen“, so Van der Bellen.
Pröll-Antreten wäre „spannend“ gewesen
Dem amtierenden Bundespräsidenten Heinz Fischer zollte der Grüne höchstes Lob, er selbst habe aber einen stärkeren Hang zu ironischen, sarkastischen Bemerkungen. „Da muss man sich ein bisschen zusammennehmen als Bundespräsident“, mutmaßte er. Über das Nicht-Antreten des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP) sei er „gar nicht erleichtert, ich hätte das spannend gefunden“.
Fragen zu seinem fortgeschrittenen Alter ließ der 71-Jährige nicht gelten, denn der vermutliche ÖVP-Kandidat Andreas Khol sei sogar einige Jahrgänge über ihm ins selbe Gymnasium wie er gegangen. „Ich hoffe, dass ich nicht so ganz gebrechlich auf Sie wirke.“ Dass er nicht auf den Griff zur Zigarette verzichtet, verteidigte er mit einer persönlichen Hypothese. „Die Summe der persönlichen Laster ist konstant.“
Offiziell überparteilich
Mit einer Videobotschaft hatte Van der Bellen seine Kandidatur am Freitag offiziell gemacht. Darin äußerte er sich zu seinen Beweggründen und bemühte dabei auch einen alten Kreisky-Slogan: „Lassen Sie uns ein Stück des Weges gemeinsam gehen.“ Im Falle seiner Wahl wolle er ein überparteilicher Bundespräsident sein, hieß es in einer Aussendung am Freitag. Daher werde seine Kandidatur auch von einem überparteilichen Verein organisiert: „Gemeinsam für Van der Bellen – Unabhängige Initiative für die Bundespräsidentschaftswahl 2016“ nennt sich dieser.
Es gehe um eine über Parteigrenzen hinaus wirksame Funktion, hatte der grüne Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner Van der Bellens offiziell überparteiliche Kandidatur bereits im Vorfeld argumentiert. Man unterscheide sich damit von SPÖ und ÖVP. Die Grünen werden den Verein, der Van der Bellens Wahlkampf organisiert, finanziell und personell unterstützen. Diese Spende werde transparent gemacht, kündigte Bundessprecherin Eva Glawischnig an. Dass der frühere Parteichef als unabhängiger Kandidat ins Rennen geht, sei für sie „nur logisch“.
„Leicht mache ich es mir nicht“
Vor seiner offiziellen Entscheidung ließ sich der Politiker lange bitten. Noch in seinem im September 2015 erschienen autobiografischen Buch „Die Kunst der Freiheit“ meinte er, dass die Funktion des Bundespräsidenten mit seinem Anspruch auf Privatsphäre im Grunde unvereinbar sei.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA
Gleichzeitig werde nur wenigen die Ehre und das Vertrauen zuteil, als zumindest nicht aussichtsloser Kandidat für dieses Amt zu gelten. „Leicht mache ich es mir nicht“, so das Fazit Van der Bellens, der sich seiner Strahlkraft durchaus bewusst zeigte: „Schaffe ich es in die Stichwahl, dann ist der Ausgang des Wettbewerbs um die Hofburg offen.“
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